14.07.2011
Mein FSJ-P beim BfDT
Elias Klich berichtet
Zwölf Monate ist es nun fast her, da habe ich beim Bündnis für Demokratie und Toleranz – gegen Extremismus und Gewalt (BfDT) mein Freiwilliges Soziales Jahr im politischen Leben (FSJ-P) begonnen. Seitdem ist viel passiert.Am 1. August 2010 begann ich mein FSJ-P. Ich war sehr aufgeregt und wusste noch nicht so recht, was mich nun eigentlich erwartete. Zwar hatte ich eine gewisse Vorstellung, aber die Spannung war dennoch hoch. Nicht nur, da das Bündnis eine Institution der Bundesregierung ist, sondern auch weil ich (fast) frisch nach 13 Jahren Schule etwas vollkommen Neues begann. Während meiner Zeit als Schüler war ich in den Ferien immer jobben, aber dennoch war das FSJ etwas Neues und Interessantes.
Ich kam am Montag früh an und wurde zuerst von allen Mitarbeitern herzlichst willkommen geheißen. Ich hatte sofort das Gefühl, dass man sich auf mich und meine Unterstützung freute. Wohl auch, da schon ein Namensschild an meiner Bürotür hing, ich mit allen kurz und schmerzlos ins Gespräch kam und schnell ein Teil des Bündnisses war. Zuerst durfte ich mich in den ersten Tagen in die „Materie“ einarbeiten, wobei ich mich auf dem Server durch Ordner klickte und an ersten Themenbereichssitzungen teilnahm. Dabei kristallisierte sich schnell heraus, dass ich in den Themenbereichen „Extremismus“, „Antisemitismus“ und „Toleranz“ am meisten aktiv sein würde. Nach einer Eingewöhnungsphase von einer Woche durfte ich dann auch gleich richtig einsteigen und sollte eine erste Veranstaltung planen und durchführen, wobei ich natürlich tatkräftige Unterstützung bekam, sobald ich Fragen hatte. Ich gewöhnte mich sehr schnell ein und fand einen guten Anschluss an die Kollegen. Zum einen musste ich viel selbstständig arbeiten, zum anderen gab es feste Teams, die gemeinsam an einem oder mehreren Projekten arbeiteten. Jedoch konnte ich bei Fragen immer einen meiner Kollegen ansprechen und mir Hilfe holen und hatte somit nie das Gefühl, mit einem Problem oder einer Frage alleine gelassen zu werden.
Ein erster Höhepunkt war der Tag der offenen Tür der Bundesregierung Ende August, bei dem das „BfDT“ in seinen beiden Gründungsministerien jedes Jahr mit einem Stand vertreten ist. Das erste Mal als ein Gesicht und Vertreter des Bündnisses vor Ort im Bundesministerium des Innern und der Justiz zu sein war genauso neu wie interessant, da man mit vielen Menschen ins Gespräch kam. Die nächstgrößere Veranstaltung war eine Lesung mit dem Autor und Hochschulprofessor Titus Simon im September in der Primo-Levi-Schule in Berlin Weißensee mit ca. 80 Gästen. Sozusagen die erste Veranstaltung, die ich organisatorisch (fast) alleine geplant hatte. Dann begannen im Winter 2010 die ersten Dienstreisen meines Lebens, so z.B. zur einzigen Dreiecksburg in Deutschland – der Wewelsburg nahe Paderborn. Hier führte das Team Extremismus eine Tagung über den Missbrauch historischer Daten und Orte gemeinsam mit dem Kreismuseum Wewelsburg und dem Innenministerium NRW durch. Über zwei Tage verteilt kamen ca. 150 Teilnehmer und nahmen u.a. an Workshops, Diskussionen und Museumsführungen teil. Weiter ging es im neuen Jahr mit einer Sonderveranstaltung im Themenbereich „Demokratie“ zu „10 Jahren Bündnis für Demokratie und Toleranz“ in Berlin. Hier war ich zwar nicht in der organisatorischen Planung im Vorfeld involviert, da ich primär bis dato nicht im Themenbereich Demokratie angesiedelt war, durfte aber einen Workshop planen und als Co-Referent durchführen, was mir sehr viel Spaß machte. Vor allem, da die Teilnehmer sehr interessiert waren, intensiv mitarbeiteten und vielfältige Ideen für die zukünftige Arbeit des Bündnisses einbrachten. Im Anschluss wurde ich Teil des Themenbereichs „Demokratie“ und durfte an der Planung und Durchführung des Jugendkongresses, eines der größten jährlichen Projekte des Bündnisses mit rund 450 Jugendlichen aus ganz Deutschland, teilnehmen. Dies war zum einen ein sehr großes und umfangreiches Projekt, welches mit viel Arbeit, Stress aber auch Spaß verbunden war und zum anderen ein kleiner Höhepunkt in meiner Zeit als FSJ‘ler. Im Vorfeld musste viel geplant und sowohl intern im Team als auch mit externen Partnern abgestimmt werden, damit dann vom 20. bis 24. Mai alles reibungslos ablief. Hier gefiel mir insbesondere die Vielfältigkeit der Aufgaben vor Ort, so z.B. die Betreuung der Teilnehmer, das Garantieren des reibungslosen Ablaufs der Workshops und Außenforen sowie am Ende die Mithilfe bei der Durchführung des Festakts zum Tag des Grundgesetzes am 23. Mai im Haus der Kulturen der Welt mit rund 1000 Gästen.
Dies ist natürlich nur ein grober Ausschnitt mit einigen Höhepunkten aus den zwölf Monaten meiner Tätigkeit beim BfDT. In der Zwischenzeit wurden kleinere Projekte und Veranstaltungen durchgeführt, viele verschiedene Gespräche geführt und Kontakte geknüpft, an Konzeptionen gearbeitet und Initiativen, Verbänden, Projekte bei Ihren Fragen, Vorschlägen, Problemen und Ideen unterstützt.
Für mich bestand das Jahr aber nicht nur darin, die Kollegen in der Geschäftsstelle zu unterstützen. Da sich ein Freiwilliges Soziales Jahr nicht nur auf 40 Arbeitsstunden pro Woche beschränkt, sondern auch ein Bildungsjahr ist, war ich in regelmäßigen Abständen auf Tagesseminaren oder Seminarwochen mit meinem Träger, dem Internationalen Jugendgemeinschaftsdienst (ijgd). Hier war ich in der Seminargruppe „FSJ im sozialen Brennpunkt“, da es zu dem Zeitpunkt, als ich mein „FSJ im politischen Leben“ begann, zu wenig Freiwillige (inklusive mir zwei) für diesen Bereich gab.Die Themen für diese Seminare konnten wir uns zum größten Teil selbst aussuchen, so zum Beispiel „Soziale Brennpunkte“, „Gewaltfreie Kommunikation“, „Extremismus“, „Ökologie“ und in unserem letzten Seminar Ende Juli „Sonderpädagogik“. Diese Seminare waren stets und trotz der sehr intensiven Auseinandersetzung mit den Themen eine sehr interessante und gute Ergänzung zur praktischen Arbeit beim Bündnis.
Im Rückblick stelle ich fest, dass diese zwölf Monate wahnsinnig schnell vergingen, was ich im Vorhinein nicht vermutet hätte. Erklären kann ich mir dies nur damit, dass bei mir nie Langeweile aufkam, ich stets viel Spaß bei der Arbeit hatte, mich freute hin zu fahren und ich für mich persönlich vieles für die Zukunft mitgenommen habe. So kann ich sagen, dass meine Erwartungshaltung von Anfang erfüllt wurde und ich viele Erfahrungen, Arbeitsweisen, Problemstellungen und deren Lösung und neue Sicht- und Denkweisen kennenlernte. Ich kann nur jedem empfehlen zwischen der Schule und dem Studium ein Freiwilliges Soziales oder Ökologisches Jahr, oder auch ein Auslandsprogramm zu machen, um sich für eine überschaubare Zeit neuen Aufgaben zu widmen und aus dem Trott des (schulischen) Lernens heraus zu kommen. Ich persönlich bereue es nicht, diese „Pause“ gemacht zu haben und würde wieder ein Freiwilliges Soziales Jahr im politischen Leben beim Bündnis für Demokratie und Toleranz machen. Auch hoffe ich, dass es in Zukunft mehr solcher Einsatzstellen gibt und sich auch trotz des Wegfalls der Wehrpflicht, viele junge engagierte Jugendliche finden, die ein „FSJ“, „FÖJ“, „BFD“ oder „weltwaerts“ machen wollen und werden.
An dieser Stelle möchte ich auch noch meinen herzlichsten Dank für die schöne und lehrreiche Zeit beim Bündnis aussprechen und deutlich machen, dass mir die Arbeit dort sehr viel Spaß gemacht hat und ich zufrieden mein Freiwilliges Soziales Jahr beende. Trotz der schönen Zeit freue ich mich nun auf den Beginn meines Jura-Studiums und wünsche meiner Nachfolgerin/meinem Nachfolger ein gutes und spannendes Jahr beim Bündnis für Demokratie und Toleranz.