10.12.2020
Deutscher Engagementpreis für Meet a Jew
- Das Projekt
- Anfang Dezember wurden Sie mit dem „Deutschen Engagementpreis“ ausgezeichnet – herzlichen Glückwunsch auch von uns! Wie war Ihre Reaktion, als Sie davon erfahren haben?
Wir haben uns sehr über die Auszeichnung gefreut. Es ist der erste Preis für Meet a Jew nach dem Zusammenschluss der Vorgängerprojekte und ein positives Highlight zum Abschluss eines ungewöhnlichen Jahres. Die vergangenen 12 Monate waren nicht immer einfach. Nicht nur die Pandemie hatte unsere Arbeit erschwert, auch die Anschläge in Halle, Hanau und Hamburg sowie die Zunahme von Verschwörungsmythen, haben dieses Jahr geprägt und noch einmal bestätigt, wie wichtig zivilgesellschaftliches Engagement und Prävention von Antisemitismus ist.
Dieser Preis und die Wertschätzung kommen daher genau richtig. Sie bestärken uns darin weiterzumachen und unsere Mitmenschen zu ermutigen, sich ebenfalls aktiv für unsere Gesellschaft einzusetzen. Denn der Antisemitismus bedroht unsere demokratischen Werte und geht somit nicht nur Jüdinnen und Juden etwas an.



Bei Meet a Jew werden Ehrenamtliche an Schulen, Universitäten, Sportvereine und andere Einrichtungen vermittelt, um dort den Teilnehmenden Einblicke in den jüdischen Alltag heute zu geben. Durch diese persönlichen Begegnungen sollen Vorurteile und Stereotype abgebaut werden, damit deutlich wird, dass es viel mehr Themen als Antisemitismus, die Shoah oder den Nahostkonflikt gibt, über die wir gemeinsam sprechen sollten.
Am 03.12.2020 wurde das Projekt Meet a Jew mit dem


- Was ist das Besondere an "Meet a Jew“, wo liegt der Unterschied zu anderen Projekten zu jüdischem Leben in Deutschland?
Es gibt viele tolle Projekte. Das Besondere an Meet a Jew ist, dass hier nicht über Jüdinnen und Juden gesprochen wird, sondern mit ihnen. Unsere Freiwilligen kommen in Begegnungen selbst zu Wort und zeigen: das Judentum gehört nicht nur zur deutschen Vergangenheit, sondern auch zur Gegenwart. Wir sind ein selbstverständlicher Teil dieser Gesellschaft, Deutschland ist auch unser Land. Die über 300 Freiwilligen machen bundesweit das Judentum sichtbar - das ist wichtig, da die Präsenz des jüdischen Lebens in der Öffentlichkeit oft zu kurz kommt.
Ein weiterer Aspekt ist, dass das Projekt sowohl nach außen als auch nach innen wirkt. Die jüdischen Freiwilligen, besonders die jüngeren, werden während der Ausbildung in ihrer Identität gestärkt und können durch ihr Engagement bei Meet a Jew in ihrer Persönlichkeit wachsen. Viele Eltern berichtet, dass sie ihre Kinder, durch die Trainings und das Engagement, viel selbstbewusster und gestärkter erleben.
- Mit Ihrem Projekt "Meet a Jew“ initiieren Sie einen Austausch zwischen jüdischen und nicht-jüdischen Menschen. Ihre Freiwilligen besuchen etwa Schulen und andere (Bildungs-)Einrichtungen, welche Erfahrungen machen Ihre Engagierten vor Ort? Welches Feedback erhalten sie?
Unsere Freiwilligen berichten sehr positiv von den Begegnungen. Oft sind sie die ersten jüdischen Menschen, denen ihre nicht-jüdischen Gesprächspartner begegnen. Das ist sehr schön, aber auch mit viel Verantwortung verbunden. Einer der häufigsten Rückmeldungen ist, dass sie auf Augenhöhe "wie Du und Ich“ wahrgenommen werden. Nach dem Gespräch, weicht das abstrakte Bild von "den Juden“ einem sympathischen Gesicht und bekommt einen konkreten Namen – Lisa, David, Jessica oder Nathaniel. Die Gemeinsamkeiten rücken in den Vordergrund, Wissenslücken werden geschlossen und stereotype Vorstellungen aufgebrochen.
- Sie wurden bereits für die Vorgängerprojekte LIKRAT und Rent-a-Jew ausgezeichnet. Wie hat sich das Projekt seit der Zusammenlegung der Projekte weiterentwickelt und was sind Ihre Pläne für das nächste Jahr?
Es ist viel passiert seitdem wir die beiden Vorgängerprojekte unter dem Dach des Zentralrats der Juden in Deutschland zu einem Projekt zusammengeschlossen haben. Wir haben unser Aus- und Fortbildungskonzept ausgebaut, um dem Bedarf von allen Freiwilligen gerecht zu werden, haben Corona-bedingt ein Online-Format entwickelt und neue Zielgruppen definiert. Meet a Jew ist auf fünf Jahre angelegt, in jedem Jahr wird ein neuer Schwerpunkt erarbeitet. In 2020 ist es Sport, weil wir wissen, dass Sport viele Menschen zusammenbringt. Begegnungen im Stadion sind dabei nur eine denkbare Möglichkeit des Dialogs. Mit unseren Kooperationspartnern, Makkabi Deutschland e.V. und Lernort Stadion e.V., wollen wir noch mehr Menschen Begegnungen ermöglichen. Immer mehr Sportvereine kommen auf uns zu mit der Frage, ob wir nicht zusammenarbeiten könnten – das freut uns natürlich sehr. So konnten wir trotz Corona unsere Kooperationen ausbauen und uns auf regionaler und überregionaler Ebene vernetzen.
Unser Ziel ist es, Menschen zu begegnen, bevor sie Vorurteile entwickeln. Dabei können sie das jüdische Leben, wie es gelebt wird, in seiner ganzen Vielfalt kennenlernen. Wir sehen das als einen wichtigen Baustein in der Strategie gegen Antisemitismus.