Nach einer Begrüßung startete die erste Workshop-Phase mit Advija Bekirovska und Merdjan Jakupov von Amaro Drom e.V. unter der Überschrift "Lasst uns sprechen… über Vorurteile“. Sie berichteten von ihren Erfahrungen aus der Sicht zwei junger Roma. So trugen sie dazu bei, den Blickwinkel der Teilnehmenden zu verändern und unterstützten sie so dabei, Vorurteile abzubauen. Den zweiten Workshop "Jenseits eines Vorurteils“ leiteten Julian Harm und Judith Pendzialek von der Arbeitsstelle Antiziganismusprävention der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. Mit einem Ja-Nein Spiel verschafften sich die Beiden einen Überblick, wie viel Wissen über Antiziganismus bereits vorhanden ist. Darauf folgte ein Quiz zum Thema Antiziganismus. Nach diesem sehr abwechslungsreichen Start folgte ein Input. Anschließend wurde ein Zeitungsartikel analysiert, der von Großfamilienfeiern während Corona handelt und von Vorurteilen gespickt war. Damit war der Bezug zu der aktuellen Situation hergestellt.
Die zweite Workshop-Phase startete mit Carmen Marschall-Strauss, Elisabeth Simon und Tobias von Borcke vom Bildungsforum gegen Antiziganismusin Berlin unter dem Titel "Antiziganismus in Film und Fernsehen“. Den Teilnehmenden wurden verschiedene Vorgehensweisen der Produzent/-innen vermittelt, mit denen man Vorurteile gegenüber Sinti und Roma in Filmen darstellt. Dazu zählen die Kleidung der Schauspieler/-innen (z.B. lange Röcke und Ohrringe), eine paraphrasierende Musik, durch die die Stimmung der Szene verstärkt wird oder auch eine schlechte Beleuchtung des Szenenbilds. Über diese und viele weitere Stilmittel werden in Film und Fernsehen Vorurteile reproduziert. Dazu wurden einige filmische Beispiele gesichtet.
Parallel dazu las Petra Rosenberg, Vorsitzende des Landesverband Deutscher Sinti und Roma Berlin-Brandenburg e.V. aus den Erinnerungen ihres Vaters Otto Rosenberg, der im Alter von 16 Jahren nach Auschwitz deportiert wurde und als einziger von elf Geschwistern überlebte. Die Lesung beinhaltete sowohl Szenen vor der Deportation als auch die Erfahrungen ihres Vaters in den verschiedenen Konzentrationslagern. Mit ihrer ruhigen und bedachten Art gab sie die Lebensgeschichte ihres Vaters wieder und berührte die Teilnehmenden zutiefst. Nach der Lesung hatten die Teilnehmenden Gelegenheit, sich mit Frau Rosenberg weiter auszutauschen. Sie berichtete, wie es ihrem Vater nach der NS-Zeit ergangen ist und wie schwierig es ist, mit einem solchen Familientrauma umzugehen.
Wir bedanken uns bei allen Referentinnen und Referenten – auch dafür, dass Sie zum Teil sehr persönliche Einsichten mit uns geteilt haben – aber auch bei allen Teilnehmenden! "Antiziganismus“ ist ein sperriger Begriff, der erklärt werden muss. Das Engagement gegen Antiziganismus ist ein sehr wichtiger Teil im Engagement gegen Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit. JEDI #5 hat einen Beitrag dazu geleistet.