20.05.2020
Wichtige Unterstützung für Engagierte auf Bundesebene
Wir haben mit der BfDT-Beiratsvorsitzenden Deidre Berger über die Rolle des BfDT 20 Jahre nach seiner Gründung gesprochen.- Das BfDT feiert sein 20-jähriges Jubiläum. Was wünschen Sie sich für das BfDT für die Zukunft? Das BfDT wurde gegründet, um die Vernetzung und die Zusammenarbeit aller gesellschaftlichen Akteur/-innen und Gruppen, die sich für Demokratie und gegen Extremismus einsetzen, zu (ver-)stärken und zu bündeln. Wie wichtig diese Aufgaben sind, zeigt sich aktuell in der Schwierigkeit, einen Umgang mit der Corona-Pandemie zu finden, während zeitgleich unsere Demokratie von Einzelnen in Frage gestellt wird. Deshalb wünsche ich mir, dass das BfDT seine Aktivitäten weiter ausbaut und die Arbeit der zahlreichen zivilgesellschaftlichen Initiativen und Personen, die sich für die Wahrung und Förderung von Werten wie Würde und Gleichheit und für Menschenrechte einsetzen, bestärkt, unterstützt und anerkennt. Je bekannter das BfDT als Anlaufstelle wird, desto mehr werden sich zivilgesellschaftliche Initiativen, Kommunen und Städte an das BfDT wenden, um Rat und Impulse zu erhalten, wie gegen Intoleranz vorgegangen werden kann. Ich glaube, dass das BfDT auch seine Rolle als Impulsgeber in der Demokratieförderung ausbauen kann, indem es Themen und Diskussionen in den Vordergrund stellt, die neue zivilgesellschaftliche Initiativen hervorbringen können.
- Der BfDT-Beirat soll eine Mittlerrolle zwischen Zivilgesellschaft, Politik, Regierung und Wissenschaft innehaben. Was verstehen Sie darunter und wie wird diese in der Praxis wahrgenommen? Es existieren sowohl auf Regierungs- als auch zivilgesellschaftlicher Ebene zahlreiche Initiativen und Projekte, die sich für Demokratie und gegen Extremismus einsetzen. Es gibt jedoch nur wenige Mechanismen, die einen Austausch zwischen diesen Ebenen ermöglichen. Der BfDT-Beirat ist ein besonderes Gremium, das gegründet wurde, um sicherzustellen, dass Regierung, Parlament, Zivilgesellschaft und Wissenschaft voneinander lernen, ihr Fachwissen austauschen und so die Zusammenarbeit über die Ebenen hinweg gefördert werden kann.
- Welche Rolle hat das BfDT auf Bundesebene in der Unterstützung von zivilgesellschaftlichen Akteur/-innen? Das BfDT arbeitet auf drei Ebenen, um zivilgesellschaftliche Gruppen anzuerkennen und zu ehren: Erstens führt es jedes Jahr einen Jugendkongress mit Teilnehmenden aus ganz Deutschland durch, um junge Engagierte, die an der Gestaltung der Demokratie mitwirken wollen, zu würdigen und zu ermutigen. Zweitens führt das BfDT jährlich regionale Preisverleihungen durch, um die zahlreichen lokalen zivilgesellschaftlichen Gruppen, die sich für Demokratie und gegen Rechtsextremismus, Antisemitismus und andere Formen des Hasses engagieren, zu würdigen. Drittens zeichnet es am Tag des Grundgesetzes fünf herausragende Vertreterinnen und Vertreter der Zivilgesellschaft aus, die sich innovativ und kreativ für unsere Demokratie einsetzen und mit ihrem Engagement eine Vorbildfunktion für andere übernehmen. Die Anerkennung, die das BfDT aktiven Persönlichkeiten der Zivilgesellschaft zuteilwerden lässt, stärkt ihr Ansehen und ermutigt zu weiteren Aktivitäten.
- Welche Themen könnten in den kommenden Jahren von besonderer Bedeutung für die aktive Zivilgesellschaft sein? Wie kann das BfDT sie dabei inhaltlich unterstützen? In den letzten Monaten haben wir eine drastische Zunahme von Verschwörungstheorien und einseitigen Informationen über soziale, wirtschaftliche und kulturelle Angelegenheiten erlebt. In sozialen Medien werden immer häufiger Unwahrheiten ohne Belege oder eine (journalistische) Einordnung verbreitet, die als Fakten dargestellt werden. Einige ausländische Regierungen nutzen die gegenwärtigen wirtschaftlichen Unsicherheiten aus, indem sie Desinformation und sogar regelrechte Propaganda verbreiten, die Jüd/-innen, Immigrant/-innen, Minderheiten und die liberale Demokratie verteufeln. Trotz der derzeitigen Kontaktsperren und Maßnahmen bestehen aggressive Ausdrucksformen des Hasses fort. Weitere wichtige Themen sind das schwindende Vertrauen in die Demokratie, insbesondere bei der jüngeren Generation, die zusätzliche Unterstützung der Zivilgesellschaft in ländlichen Regionen und das Fachwissen über Möglichkeiten zur Bekämpfung extremistischer Tendenzen. Die Expertise des BfDT wird immer häufiger in Anspruch genommen, um zu einem ausgewogenen Informationsfluss beizutragen und Diskussion und Austausch zu fördern. Die Anerkennung, die das BfDT lokalen Gruppen und engagierten Persönlichkeiten zuteilwerden lässt, ist eine wichtige Unterstützung auf Bundesebene für die Arbeit der aktiven Zivilgesellschaft auf lokaler Ebene.