20.11.2019

Interview mit BfDT-Preisträgerprojekt 2018 „AKTE/NSU“

Das dokumentartheater berlin e.v. ist kein gewöhnliches Theater. Es ist ein Theater „gegen das Vergessen“ und verfolgt in erster Linie nicht das Ziel, seine Zuschauer/-innen zu unterhalten. Vielmehr möchte es zum Nachdenken anregen und verleiht den Vergessenen unserer Gesellschaft eine Stimme. Ein Interview mit der Leiterin und Regisseurin des dokumentartheaters berlin e.V.

Seit wann gibt es den dokumentartheater berlin e.v., und wodurch kam die Idee für das Theater ins Rollen?
Im Jahr 2002 liefen die Gespräche über die Entschädigungszahlungen an ehemalige Zwangsarbeiter, die sogenannten “Ostarbeiter“. Der Verband ehemaliger Minderjähriger Opfer des Nationalsozialismus der Ukraine brachte mich mit über 6000 Zeitzeug/-innen in der gesamten Ukraine zusammen. So bekam ich viele Biografien hautnah mit. Um den „Ostarbeitern“ nicht nur diesen Namen, sondern auch ein Gesicht zu geben, entstand die Idee, sie durch das Mittel des Theaters sichtbar zu machen. Hinter jedem Gesicht steht ja eine persönliche Biografie, und über das Theaterspiel sollten die Geschichten der ehemaligen Zwangsarbeiter/-innen den Zuschauer/-innen näher gebracht, aber auch Spenden für die besonders armen und bedürftigen Menschen gesammelt werden. Es sollte ein Projekt werden, aber als das Projekt zu Ende war, war das Theater im Jahr 2003 geboren.

Das dokumentartheater berlin e.v. ist kein gewöhnliches Theater. Es ist ein Theater „gegen das Vergessen“ und verfolgt in erster Linie nicht das Ziel, seine Zuschauer/-innen zu unterhalten. Vielmehr möchte es zum Nachdenken anregen und verleiht den Vergessenen unserer Gesellschaft eine Stimme. Warum ist es Ihnen so wichtig, gerade diesen Stimmen auch heute noch Gehör zu verschaffen?
© das dokumentartheater berlin / Michael PliwischkiesWerkstattaufführung Akte NSU
Heute leben Überlebende des Zweiten Weltkrieges noch unter uns. Es sind die letzten noch wenigen Zeitzeug/-innen. In den achtzehn Jahren meiner Tätigkeit als Regisseurin und Projektleiterin stellte ich fest, dass es in der Bildung in den westlichen Ländern einige relevante Lücken zu verschiedenen Themen gibt, ohne welche wir unmöglich historische Zusammenhänge, die zu Kriegen oder Diktaturen führen, begreifen können. Dazu gehört z.B. die Stalin Ära, welche die sogenannte künstlich herbeigerufene Hungersnot in der Ukraine 1932-33 auslöste sowie darauffolgende Repressionen und Massenerschießungen von Kulturschaffenden, Intellektuellen, Ärzten, Wissenschaftlern und Gegnern der stalinistischen Ideologie in 1937.
Nach dem Zweiten Weltkrieg endete für viele Kriegsgefangene oder Zwangsarbeiter/-innen der Krieg nicht. Manche kamen in die Lager nach Sibirien, viele erlebten Demütigungen und Unterdrückung bis zum Zerfall der Sowjetunion. Weder über die Zeit des Holodomor[1], noch über die Zeit der Zwangsarbeit durften diese Menschen reden. Taten sie es doch, bekamen sie Schwierigkeiten bei der Arbeit, in ihrer Umgebung oder bei den Behörden.
Dasselbe Schweigen sollte auch über dem GAU[2] von Tschernobyl liegen. Also setzte sich die stalinistische Ideologie weiter durch. Erst durch Gorbatschow brach das Schweigen. Zum ersten Mal durfte über das Thema der Hungersnot sowie über die Zwangsarbeit geredet werden. In der ehemaligen Sowjetunion fehlt ebenso ein Wissen über die Hitler-Diktatur. Viele Menschen waren auf Grund des Kalten Krieges nicht in der Lage, nach Deutschland zu kommen, um hier nach den Spuren der Geschichte des Zweiten Weltkrieges zu suchen und mit deutschen Menschen zu reden. Kaum jemand kennt die Namen der Konzentrationslager oder weiß, was dort genau geschah. Wenige wissen, dass es kaum einen Betrieb in der NS-Zeit gab, der keine Sklaven, Kriegs- oder Zwangsarbeiter bei sich hatte.
Heute ähnelt sich der Hass gegenüber anderen, gegenüber den Flüchtlingen oder Menschen jüdischen Glaubens wie es ihn schon einmal in Deutschland gab. Er breitet sich wieder in ganz Europa aus. Könnte dies bedeuten, dass die Aufarbeitung des Zweiten Weltkrieges in vielen europäischen Ländern nicht ausreichend gelungen ist? Umso dringender ist es heute, alles dafür zu tun, Zeitzeug/-innen mit jungen Menschen zusammenzubringen, damit die junge Generation das weiterträgt, was ihnen die Zeitzeug/-innen hinterlassen.
Mit dem Mittel des Theaters gelingt es, diese Geschichten länger am Leben zu halten und ein breiteres Publikum durch die Aufführungen zu gewinnen.


Mit Ihrem Theater greifen Sie zahlreiche Thematiken und Biografien auf. Woher beziehen Sie die konkreten Ideen für die unterschiedlichen Inszenierungen, und wer gehört zu den Akteur/-innen Ihres Teams und Ihrer alltäglichen Arbeit?
© das dokumentartheater berlin / Michael PliwischkiesWerkstattaufführung Akte NSU
Ich bin gebürtige Ukrainerin. Mein großes Glück war es, dass ich das Thema des Holodomor über meine Urgroßeltern und Großeltern kennenlernte. Das waren meine ersten Zeitzeug/-innen. Auch über den Zweiten Weltkrieg erfuhr ich durch meine Großeltern, die beide Partisan/-innen waren.
Durch das Engagement für die Opfer der Tschernobylkatastrophe kam ich mit den Zeitzeug/-innen dieser Katastrophe zusammen. So konnte ich viele Menschen befragen, Dokumente einsehen und war ebenso in der 30km-Zone[3].
Und im Jahre 2000 brachte mich Nadeschda Slessarewa mit den Zeitzeug/-innen der sogenannten Zwangsarbeiter/-innen der Ukraine, Russland und Belarus zusammen. Aus diesen persönlichen Erfahrungen und Sammlungen von Begegnungen sowie aus Recherchearbeit mit Historiker/-innen entstehen dokumentarische Theaterstücke.
Im Team des dokumentartheaters berlin gibt es verschiedene Akteur/-innen an meiner Seite. Über viele Jahre begleitete Katharina Goebel mich auf den Spendenreisen durch die Ukraine. Oft war sie die erste deutsche Person, die zu den Zeitzeug/-innen, den “Ostarbeitern“ aus Deutschland, nach so vielen Jahren nach Ende des Krieges kam. Gemeinsam leiteten wir Projekte, Begegnungsreisen, Gastspiele und den Theaterbetrieb. Weitere Akteur/-innen sind meistens junge Menschen, die sich gerne in der Technik, Regieassistenz oder im Schauspiel ausprobieren möchten.
Der zweite Vorstand des Theaters ist Heinz Josef Sehr, der ebenso seit Jahren die Zeitzeug/-innen in der Ukraine aufsucht und sich durch Pressearbeit und Akquise für das Überleben des Theaters einsetzt. In diesem Jahr habe ich nun auch ihn auf die Bühne geholt.


Im Aktiv-Wettbewerb 2018 des BfDT überzeugte Ihr außergewöhnliches Projekt „AKTE/NSU“, in dem Jugendliche und Schauspieler/-innen des dokumentartheater berlin e.v. gemeinsam auf verschiedene Art und Weise die Hintergründe des NSU-Komplexes bearbeiten. Erzählen Sie kurz von dem erfolgreichen zugrundeliegenden Konzept und den konkreten Inhalten des Projekts!
© das dokumentartheater berlin / Michael PliwischkiesWerkstattaufführung Akte NSU
Das Projekt „AKTE/NSU“ initiierte die damals 15jährige Angela Nowakowitz, indem sie mir sagte: „Das hätte auch meinem Vater passieren können“. Sie sagte, ich solle darüber ein Stück machen. Und so ging die Gruppe auf eine Reise durch die Medien, Archive, Bücher und erforschte den Komplex des NSU.
Unsere Akte füllte sich mehr und mehr mit neuem aktuellem Material. Im Zentrum stehen die Opfer und deren Angehörige, um sie herum komplexe Themen wie das Versagen der Behörden, der Ermittler und der Politik, das Trio und die Gerichtsverhandlung von Beate Zschäpe.
Diese Akte wird nun an verschiedene Schulen weitergereicht, um dort mit den Schüler/-innen zum einen das Thema des NSU-Komplexes zu behandeln und zum anderen das Stück aufzuführen.


Welchen Herausforderungen begegnen Sie in Ihrer Tätigkeit, und was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Jedes einzelne Stück und jede Projektarbeit bringt eine neue Herausforderung. Es sind keine leichten Themen, und darum bedarf es jedes Mal, die Mitspieler/-innen behutsam an die jeweiligen Themen heranzuführen.
Mein größter Wunsch wäre es, einen eigenen Ort für das Theater "gegen das Vergessen“ zu haben, wo es einen Kostümfundus, einen Proberaum, eine Bühne oder einen eigenen Büroraum gibt, damit wir für junge Menschen einen Ort haben, wo sie sich mit gesellschaftsrelevanten Themen beschäftigen, Bildung und Theaterleben erfahren können. Einen Ort, wo man uns aus dem Ausland findet, und einen Ort, wo wir mit weiteren Ländern dieser Welt weitere Theaterprojekte gemeinsam schaffen.
Die Möglichkeit, dass die besondere, wundervolle Form des Theaters für seinen Einsatz belohnt wird und dass die Schauspieler/-innen nicht ständig ehrenamtlich, also ohne Gage, ihre Leistung zur Verfügung stellen müssen, ist ein weiterer Wunsch.


Das dokumentartheater berlin e.v. ist kein gewöhnliches Theater. Es ist ein Theater „gegen das Vergessen“ und verfolgt in erster Linie nicht das Ziel, seine Zuschauer/-innen zu unterhalten. Vielmehr möchte es zum Nachdenken anregen und verleiht den Vergessenen unserer Gesellschaft eine Stimme. Ein Interview mit der Leiterin und Regisseurin des dokumentartheaters berlin e.V.

Seit wann gibt es den dokumentartheater berlin e.v., und wodurch kam die Idee für das Theater ins Rollen?
Im Jahr 2002 liefen die Gespräche über die Entschädigungszahlungen an ehemalige Zwangsarbeiter, die sogenannten “Ostarbeiter“. Der Verband ehemaliger Minderjähriger Opfer des Nationalsozialismus der Ukraine brachte mich mit über 6000 Zeitzeug/-innen in der gesamten Ukraine zusammen. So bekam ich viele Biografien hautnah mit. Um den „Ostarbeitern“ nicht nur diesen Namen, sondern auch ein Gesicht zu geben, entstand die Idee, sie durch das Mittel des Theaters sichtbar zu machen. Hinter jedem Gesicht steht ja eine persönliche Biografie, und über das Theaterspiel sollten die Geschichten der ehemaligen Zwangsarbeiter/-innen den Zuschauer/-innen näher gebracht, aber auch Spenden für die besonders armen und bedürftigen Menschen gesammelt werden. Es sollte ein Projekt werden, aber als das Projekt zu Ende war, war das Theater im Jahr 2003 geboren.
© das dokumentartheater berlin / Michael PliwischkiesWerkstattaufführung Akte NSU


Das dokumentartheater berlin e.v. ist kein gewöhnliches Theater. Es ist ein Theater „gegen das
Vergessen“ und verfolgt in erster Linie nicht das Ziel, seine Zuschauer/-innen zu unterhalten. Vielmehr möchte es zum Nachdenken anregen und verleiht den Vergessenen unserer Gesellschaft eine Stimme. Warum ist es Ihnen so wichtig, gerade diesen Stimmen auch heute noch Gehör zu verschaffen?

Heute leben Überlebende des Zweiten Weltkrieges noch unter uns. Es sind die letzten noch wenigen Zeitzeug/-innen. In den achtzehn Jahren meiner Tätigkeit als Regisseurin und Projektleiterin stellte ich fest, dass es in der Bildung in den westlichen Ländern einige relevante Lücken zu verschiedenen Themen gibt, ohne welche wir unmöglich historische Zusammenhänge, die zu Kriegen oder Diktaturen führen, begreifen können. Dazu gehört z.B. die Stalin Ära, welche die sogenannte künstlich herbeigerufene Hungersnot in der Ukraine 1932-33 auslöste sowie darauffolgende Repressionen und Massenerschießungen von Kulturschaffenden, Intellektuellen, Ärzten, Wissenschaftlern und Gegnern der stalinistischen Ideologie in 1937. Nach dem Zweiten Weltkrieg endete für viele Kriegsgefangene oder Zwangsarbeiter/-innen der Krieg nicht. Manche kamen in die Lager nach Sibirien, viele erlebten Demütigungen und Unterdrückung bis zum Zerfall der Sowjetunion. Weder über die Zeit des Holodomor (Opferreiche Hungersnot in den Jahren 1932 und 1933 in der Sowjetunion, besonders in der Ukraine, A.d.R.), noch über die Zeit der Zwangsarbeit durften diese Menschen reden. Taten sie es doch, bekamen sie Schwierigkeiten bei der Arbeit, in ihrer Umgebung oder bei den Behörden.
Dasselbe Schweigen sollte auch über dem GAU (Schwerster Störungsfall, der in einem Kernkraftwerk auftreten kann, A.d.R.) von Tschernobyl liegen. Also setzte sich die stalinistische Ideologie weiter durch. Erst durch Gorbatschow brach das Schweigen. Zum ersten Mal durfte über das Thema der Hungersnot sowie über die Zwangsarbeit geredet werden. In der ehemaligen Sowjetunion fehlt ebenso ein Wissen über die Hitler-Diktatur. Viele Menschen waren auf Grund des Kalten Krieges nicht in der Lage, nach Deutschland zu kommen, um hier nach den Spuren der Geschichte des Zweiten Weltkrieges zu suchen und mit deutschen Menschen zu reden. Kaum jemand kennt die Namen der Konzentrationslager oder weiß, was dort genau geschah. Wenige wissen, dass es kaum einen Betrieb in der NS-Zeit gab, der keine Sklaven, Kriegs- oder Zwangsarbeiter bei sich hatte. Heute ähnelt sich der Hass gegenüber anderen, gegenüber den Flüchtlingen oder Menschen jüdischen Glaubens wie es ihn schon einmal in Deutschland gab. Er breitet sich wieder in ganz Europa aus. Könnte dies bedeuten, dass die Aufarbeitung des Zweiten Weltkrieges in vielen europäischen Ländern nicht ausreichend gelungen ist? Umso dringender ist es heute, alles dafür zu tun, Zeitzeug/-innen mit jungen Menschen zusammenzubringen, damit die junge Generation das weiterträgt, was ihnen die Zeitzeug/-innen hinterlassen.
Mit dem Mittel des Theaters gelingt es, diese Geschichten länger am Leben zu halten und ein breiteres Publikum durch die Aufführungen zu gewinnen.


Mit Ihrem Theater greifen Sie zahlreiche Thematiken und Biografien auf. Woher beziehen Sie die konkreten Ideen für die unterschiedlichen Inszenierungen, und wer gehört zu den Akteur/-innen Ihres Teams und Ihrer alltäglichen Arbeit?
© das dokumentartheater berlin / Michael PliwischkiesWerkstattaufführung Akte NSU
Ich bin gebürtige Ukrainerin. Mein großes Glück war es, dass ich das Thema des Holodomor über meine Urgroßeltern und Großeltern kennenlernte. Das waren meine ersten Zeitzeug/-innen. Auch über den Zweiten Weltkrieg erfuhr ich durch meine Großeltern, die beide Partisan/-innen waren. Durch das Engagement für die Opfer der Tschernobylkatastrophe kam ich mit den Zeitzeug/-innen dieser Katastrophe zusammen. So konnte ich viele Menschen befragen, Dokumente einsehen und war ebenso in der 30km-Zone (Im Jahr 1986 eingerichtetes Sperrgebiet um den beschädigten Reaktorblock, A.d.R.). Und im Jahre 2000 brachte mich Nadeschda Slessarewa mit den Zeitzeug/-innen der sogenannten Zwangsarbeiter/-innen der Ukraine, Russland und Belarus zusammen. Aus diesen persönlichen Erfahrungen und Sammlungen von Begegnungen sowie aus Recherchearbeit mit Historiker/-innen entstehen dokumentarische Theaterstücke.
Im Team des dokumentartheaters berlin gibt es verschiedene Akteur/-innen an meiner Seite. Über viele Jahre begleitete Katharina Goebel mich auf den Spendenreisen durch die Ukraine. Oft war sie die erste deutsche Person, die zu den Zeitzeug/-innen, den “Ostarbeitern“ aus Deutschland, nach so vielen Jahren nach Ende des Krieges kam. Gemeinsam leiteten wir Projekte, Begegnungsreisen, Gastspiele und den Theaterbetrieb. Weitere Akteur/-innen sind meistens junge Menschen, die sich gerne in der Technik, Regieassistenz oder im Schauspiel ausprobieren möchten.
Der zweite Vorstand des Theaters ist Heinz Josef Sehr, der ebenso seit Jahren die Zeitzeug/-innen in der Ukraine aufsucht und sich durch Pressearbeit und Akquise für das Überleben des Theaters einsetzt. In diesem Jahr habe ich nun auch ihn auf die Bühne geholt.


Im Aktiv-Wettbewerb 2018 des BfDT überzeugte Ihr außergewöhnliches Projekt „AKTE/NSU“, in dem Jugendliche und Schauspieler/-innen des dokumentartheater berlin e.v. gemeinsam auf verschiedene Art und Weise die Hintergründe des NSU-Komplexes bearbeiten. Erzählen Sie kurz von dem erfolgreichen zugrundeliegenden Konzept und den konkreten Inhalten des Projekts!
Das Projekt „AKTE/NSU“ initiierte die damals 15jährige Angela Nowakowitz, indem sie mir sagte: „Das hätte auch meinem Vater passieren können“. Sie sagte, ich solle darüber ein Stück machen. Und so ging die Gruppe auf eine Reise durch die Medien, Archive, Bücher und erforschte den Komplex des NSU.
© das dokumentartheater berlin / Michael PliwischkiesWerkstattaufführung Akte NSU
Unsere Akte füllte sich mehr und mehr mit neuem aktuellem Material. Im Zentrum stehen die Opfer und deren Angehörige, um sie herum komplexe Themen wie das Versagen der Behörden, der Ermittler und der Politik, das Trio und die Gerichtsverhandlung von Beate Zschäpe.
Diese Akte wird nun an verschiedene Schulen weitergereicht, um dort mit den Schüler/-innen zum einen das Thema des NSU-Komplexes zu behandeln und zum anderen das Stück aufzuführen.

Welchen Herausforderungen begegnen Sie in Ihrer Tätigkeit, und was wünschen Sie sich für die Zukunft? Jedes einzelne Stück und jede Projektarbeit bringt eine neue Herausforderung. Es sind keine leichten Themen, und darum bedarf es jedes Mal, die Mitspieler/-innen behutsam an die jeweiligen Themen heranzuführen.
Mein größter Wunsch wäre es, einen eigenen Ort für das Theater "gegen das Vergessen“ zu haben, wo es einen Kostümfundus, einen Proberaum, eine Bühne oder einen eigenen Büroraum gibt, damit wir für junge Menschen einen Ort haben, wo sie sich mit gesellschaftsrelevanten Themen beschäftigen, Bildung und Theaterleben erfahren können. Einen Ort, wo man uns aus dem Ausland findet, und einen Ort, wo wir mit weiteren Ländern dieser Welt weitere Theaterprojekte gemeinsam schaffen.
Die Möglichkeit, dass die besondere, wundervolle Form des Theaters für seinen Einsatz belohnt wird und dass die Schauspieler/-innen nicht ständig ehrenamtlich, also ohne Gage, ihre Leistung zur Verfügung stellen müssen, ist ein weiterer Wunsch.

Fußnoten

  1. Opferreiche Hungersnot in den Jahren 1932 und 1933 in der Sowjetunion, besonders in der Ukraine, A.d.R.
  2. Schwerster Störungsfall, der in einem Kernkraftwerk auftreten kann, A.d.R.
  3. Im Jahr 1986 eingerichtetes Sperrgebiet um den beschädigten Reaktorblock, A.d.R.