10.12.2015

Interview mit FreiZeit für Flüchtlingskinder

FreiZeit für Flüchtlingskinder ist ein Projekt des EXIL e.V. - Osnabrücker Zentrum für Flüchtlinge. Sie kümmern sich seit über zehn Jahren um die Freizeitgestaltung der Kinder und Jugendlichen in der Erstaufnahmeeinrichtung Bramsche Hesepe. Circa fünf Mal im Monat unternimmt die bunt gemischte Gruppe aus ungefähr 60 Studierenden, Pensionierten und Beruftätigen verschiedene Aktionen mit den Kindern und Jugendlichen.

Interview mit Cem Bozdogan, ehrenamtlicher Engagierter beim Projekt FreiZeit für Flüchtlingskinder

Spielende Kinder der Erstaufnahmeeinrichtung Hesepe (Foto: Christel Kovermann)Spielende Kinder der Erstaufnahmeeinrichtung Hesepe (Foto: Christel Kovermann)
Erzählen Sie kurz von den Zielen Ihres Projektes. Aus welcher Grundidee heraus ist es entstanden?
FreiZeit für Flüchtlingskinder hat sich 2003 mit dem Ziel gegründet, den Kindern und Jugendlichen der Erstaufnahmeeinrichtung Hesepe eine ausgewogene Freizeitgestaltung zu bieten. So sollen geflüchtete Kinder und Jugendliche das Leben außerhalb einer Geflüchteten-Unterkunft kennenlernen und an gesellschaftlichen Prozessen teilnehmen. Dies ist laut den UN-Kinderrechtskonventionen, denen wir uns verbunden fühlen, ihr Recht. Wir wollen außerdem durch Öffentlichkeitsarbeit auf Probleme in der Asylpolitik aufmerksam machen sowie Begegnungen zwischen Geflüchteten und schon seit längerer Zeit in Deutschland lebenden Menschen schaffen – das lokale Miteinander wird bei FFF praktisch erfahrbar.

Welche Aktivitäten und Ausflüge unternehmen Sie mit den Kindern und Jugendlichen?
Wir organisieren in der Regel wöchentlich verschiedene Projekte und Aktionen, um den Kindern ein Stück FreiZeit einzuräumen, ihre Kreativitätspotentiale zu entfalten und ihnen Raum zur Selbstverwirklichung und Selbstwahrnehmung zu geben. In der Vergangenheit gab es beispielsweise ein Fotoprojekt, aus dem auch eine Ausstellung („Spurensuche”) entstanden ist, ein Zirkusprojekt, ein Tanzworkshop, Bastel- und Sportnachmittage sowie diverse Ausflüge in die nähere und weitere Umgebung. Wir freuen uns besonders über die vielen Einladungen von Museen und Vereinen; letzten Monat waren wir beispielsweise mit den Kindern und Jugendlichen zu Gast bei einem Spiel vom VfL Osnabrück.
Die Kinder beim Bemalen von Bannern (Foto: FreiZeit für Flüchtlinskinder)Die Kinder beim Bemalen von Bannern (Foto: FreiZeit für Flüchtlingskinder)

Welche Botschaft möchten Sie an andere Engagierte weitergeben?
Es ist sehr positiv, dass es derzeit viele Menschen gibt, die Geflüchteten und Hilfsbedürftigen helfen möchten!
Ohne das zivilgesellschaftliche Engagement wären Aufnahmeeinrichtungen oder Hilfsstellen sicherlich noch mehr überlastet, als es jetzt schon der Fall ist. Dennoch hoffen wir, dass die Hilfe – besonders für Geflüchtete – nicht nur aktueller „Trend“ ist. Projekte und Initiativen leben von Nachhaltigkeit. Schön, dass es viele Engagierte gibt, die das so gut vormachen.

Was sind Ihre Wünsche und Visionen für die Zukunft?
Die aktuelle Situation ist brisant. Immer mehr Menschen kommen nach Deutschland auf der Suche nach einem friedlichen Leben. Kurzfristig möchten wir den hier neu Ankommenden eine schöne Zeit bieten und sie willkommen heißen. Wir wünschen uns, dass sie in ihrer neuen Umgebung gut aufgenommen werden und ein würdevolles Leben führen können. Mittelfristig haben wir den Wunsch, politische Akteure auf die Mängel in der Asylpolitik aufmerksam zu machen. So weisen wir zum Beispiel auf die missliche Lage in der Aufnahmeeinrichtung in Hesepe hin, dort leben viele Menschen auf engstem Raum ohne ausreichende soziale Betreuung. Langfristig betrachtet ist unsere Vision, dass Kriege und Konflikte beseitigt werden und dass Menschen nicht aus ihren Heimatländern fliehen müssen. Wir möchten besonders an die Regierenden appellieren, gerade jetzt verantwortungsbewusst und strategisch zu handeln, um weitere Kriege zu verhindern.

Nähere Informationen zum Projekt finden Sie Interner Linkhier.