25.04.2012
Europäischer Bürgerrechtspreis der Sinti und Roma für Thomas Hammarberg und Georg Lacatus
Rückblick auf die Preisverleihung am 3. April 2012
"Das Engagement beider Preisträger ist heute von größter politischer Bedeutung, denn die gegenwärtige Situation in Europa gibt Anlass zu großer Besorgnis, die nicht nur für Sinti und Roma gilt", würdigte Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, den Einsatz von Thomas Hammarberg und Georg Lacatus. Der ehemalige Kommisar für Menschenrechte im Europarat Hammarberg und der Journalist Lacatus setzen sich seit Jahren für die Rechte der Sini und Roma ein. Am 3. April 2012 wurden sie dafür mit dem "Europäischen Bürgerrechtspreises der Sinti und Roma" geehrt."Bis heute gibt die Lage der Sinti und Roma in vielen europäischen Staaten Anlass zu großer Sorge. Stigmatisierung und Diskriminierung führen für Sinti und Roma vielfach zu sozial benachteiligten Verhältnissen mit verminderten Chancen auf einen gleichberechtigten Zugang zu Bildung, Arbeit, medizinischer Versorgung und Wohnraum", erläuterte Cornelia Pieper, Staatsministerin im Auswärtigen Amt, in ihrer Begrüßungsrede die Aktualität und Bedeutung der Verleihung, die im Auswärtigen Amt vergeben wurde.
Hammarberg und Lacatus bekämpfen diese Diskriminierung seit Jahren. In seiner Zeit als Kommisar für Menschenrechte im Europarat hat Hammarberg von 2006 bis 2012 auf Menschenrechtsverletzungen gegen Minderheiten aufmerksam gemacht. Die Rechte der Sinti und Roma bildeten seinen Arbeitsschwerpunkt. "Keine europäische Regierung kann von sich behaupten, die Menschenrechte von Roma gänzlich geschützt und durchgesetzt zu haben. Im Gegenteil, Diskriminierung und Antiziganismus sind weit verbreitete und verstärken Benachteiligung, Ausgrenzung, Segregation und Marginalisierung noch", so Hammerberg in einer Studie, die den Zuwachs antiziganistischer Vorfälle in Europa anprangert. Für seinen Einsatz wurde der Schwede Hammarberg mit dem auf 15.000 Euro dotierten Preis ausgezeichnet.
Der Sonderpreis von 5.000 wurde an Georg Lacatus verliehen. 2009 gründete dieser gemeinsam mit vier weiteren Roma-Journalisten die rumänische "Roma Journalists Association (RJA)", der er seitdem auch als Präsident vorsitzt. Die Organisation verfolgt drei Ziele: Sie zeigt rassistische Medienberichterstattung beim rumänischen Nationalrat und beim Nationalen Rundfunkrat an, organisiert Journalismus-Kurse für Roma-Schüler, damit diese später einmal die rumänische Medienlandschaft mitgestalten können und unterstützt Roma-NGOs bei Pressekonferenzen oder Schulungskonferenzen für Journalisten. Dafür würdigte ihn sein Laudator Dr. Manfred Lautenschläger, Stifter des Europäischen Bürgerrechtspreises der Sinti und Roma, als "herausragende journalistische Persönlichkeit". Seine Würdigung verband Lautenschläger auch mit einem Appell an die Medien: "Nicht nur der Boulevardjournalismus macht Sinti und Roma immer wieder zu Sündenböcken für vielschichtige gesellschaftliche Probleme - auch hier in Deutschland. Dem gilt es mit aller Kraft entgegenzuwirken."
Der Europäische Bürgerrechtspreis für Sinti und Roma wird seit 2008 jährlich vom Dokumentations- und Kulturzentrum, dem Zentralrat Deutscher Sinti und Roma und der Manfred Lautenschläger Stiftung verliehen, um Bürgerrechte und die Chancengleichheit von Sinti und Roma zu stärken. Ausgezeichnet werden Einzelpersonen, Gruppen und Institutionen. Das Bündnis für Toleranz – gegen Extremismus und Gewalt (BfDT) gratuliert den Preistägern und wünscht weiterhin viel Erfolg im Einsatz gegen die Diskriminierung von Sinti und Roma.
