10.12.2013
Kleiner Aufwand, große Wirkung
Wolfgang Preussner, Mitglied des Landesvorstandes Hamburg des Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) über die leichteste Aktion gegen Homophobie
Dass nicht alle Menschen vor dem Gesetz gleich sind, müssen Schwule und Lesben in vielen Ländern der Welt täglich erleben. Am 17. Mai, dem Internationalen Tag gegen Homophobie, organisiert u.a. der LSVD deswegen Flashmobs in verschiedenen Städten weltweit, bei denen Teilnehmer ihre Botschaft auf einen Luftballon schreiben und ein Video davon ins Internet stellen können. Die bunte Aktion will damit auf Homophobie aufmerksam machen und ein Zeichen für eine tolerantere Gesellschaft setzen.Herr Preussner, der Rainbowflash findet 2012 zum vierten Mal statt. Was versprechen Sie sich von dieser Aktion?
Wolfgang Preussner: Der Rainbowflash ist die leichteste Aktion, ein Zeichen gegen Homophobie zu setzen: Es ist wenig Aufwand und es hat eine sehr große Wirkung. In Hamburg veranstalten wir die Aktion auf dem Rathausmarkt, also direkt vor unserer politischen Zentrale. Jedes Jahr haben wir 500 bis 700 Teilnehmer und Teilnehmerinnen. Natürlich bleiben auch viele Touristen stehen und wundern sich: Was wird hier gemacht? Wogegen ist diese Aktion? Deswegen ist der Rainbowflash für uns eine hervorragende Aktion.
Gab es in den vergangenen Jahren Zwischenfälle oder Probleme?
In den letzten Jahren gab es in Hamburg keine Probleme. Aber in vielen anderen Ländern ist das natürlich schwieriger, besonders in den osteuropäischen Ländern und weltweiten Diktaturen. Dort findet die Aktion als Demoflash statt: morgens verabreden sich die Teilnehmer, treffen sich, machen die Aktion innerhalb von zehn Minuten und gehen wieder auseinander.
In welchen Ländern ist Homophobie das größte Problem?
Die Lage in Uganda ist gerade sehr schwierig, dort hat man versucht, die Todesstrafe gegen Homosexuelle einzuführen. Dieser Vorschlag ist zwar wieder vom Tisch, aber es wurden drastische Strafen gegen Homosexuelle eingeführt. Auch in unserer Partnerstadt St. Petersburg wurde gerade ein „Gesetz gegen Homophobie“ erlassen. Es verbietet sogenannte „Propaganda“, was eigentlich bedeutet, dass keine Aufklärung über Homosexualität mehr stattfindet. Jugendliche, die feststellen, dass die homosexuell sind, können sich mit ihren Fragen an niemanden mehr wenden. Das hat auch zu einer sehr hohen Selbstmordrate unter Schwulen und Lesben geführt.
Und in Deutschland? Wie macht sich Homophobie hier bemerkbar?
Es gibt immer wieder Probleme, zum Beispiel wurde erst vor einigen Wochen bei einem Spiel von Borussia Dortmund mit einem Plakat in einem Sportstadium gegen Schwule gehetzt. Auch auf der Arbeit können sich viele Homosexuelle nicht outen; wenn sie es doch tun, müssen sie mit Sprüchen oder Mobbing rechnen. Solche Dinge passieren in Deutschland täglich.
2011 ließen Teilnehmer in 50 Städten der Welt Luftballons steigen. In wie vielen Ländern wird der Flashmob dieses Jahr stattfinden?
Im Vorfeld melden sich sehr viele Länder bei uns an und holen sich Tipps. In Hamburg wird diese Aktion ja weltweit organisiert und koordiniert. Wie viele Städte teilnehmen, ist im Voraus trotzdem schlecht zu sagen. Wir hoffen natürlich, dass wir genauso viele Städte wie im letzten Jahr zusammenbekommen und sich auch neue Städte beteiligen.
Das Bündnis für Demokratie und Toleranz – gegen Extremismus und Gewalt (BfDT) unterstützt die Aktion und lädt Sie dazu ein, sich an einem Flashmob in Ihrer Nähe zu beteiligen.

