17.08.2011
Ein Erfahrungsbericht über die Delegationsreise nach Auschwitz anlässlich des Internationalen Roma-Gedenktages am 2. August 2011
Von der Teilnehmerin Friederike Münz aus Weimar (17 Jahre)„Eine Fahrt zum Gedenken der ermordeten Sinti und Roma während des Nationalsozialismus“, hörte ich als erstes, als ich von dieser vom Bündnis für Demokratie und Toleranz durchgeführten Reise durch eine Freundin erfuhr. Was Sinti und Roma genau bedeutet, davon wusste ich leider noch gar nichts. Auch nicht, dass sie im Volksmunde besser bekannt sind als „Zigeuner“ und dass das ein mit vielen Vorurteilen behafteter Ausdruck ist. Ich war allein schon neugierig darauf, etwas über eine verfolgte Minderheit zu Zeiten des Nationalsozialismus zu erfahren; noch dazu mit einem anderen Hintergrund als beispielsweise die verfolgten Juden oder politische Gegner.
Nun, da ich diese sehr bewegende und vor allem wichtige Fahrt gemacht habe, weiß ich nicht nur mehr über Sinti und Roma damals und heute, ihre Kultur, ihre Traditionen, ihre Lebensweise. Ich denke auch, dass ich all das, was ich bisher in meinem Leben über das unglaubliche Leiden in den Konzentrationslagern erfahren habe, nun besser nachvollziehen kann. Das habe ich vor allem den Zeitzeugen zu verdanken, die von ihren persönlichen und grausamen Schicksalen berichtet haben. Ich denke, es ist zwar schmerzvoll, aber extrem wichtig, dass man dies versucht nachzuvollziehen, um solch einen unfassbaren Völkermord nie wieder zuzulassen und um sich generell gegen Rassismus zu engagieren oder sich – wie in diesem Fall – gegen Antiziganismus einzusetzen.
Dass ich also so bewegt von dieser Reise zurückkomme, habe ich vor allem auch denen zu verdanken, die mitgefahren sind. Zwar waren sich die Mitglieder unserer Gruppe am Anfang noch sehr fremd, doch beim Austausch von Sinti und Roma und Nicht-Sinti bzw. Nicht-Roma, beim Kundtun der eigenen Betroffenheit, verband uns schließlich sehr viel. Und das heißt nicht, dass es sich in den Gesprächen zwischen uns nur um die Zeit des Hitler-Regimes drehte. Es ging auch um das Heute: Sinti und Roma in Europa sind immer noch eine nicht überall akzeptierte Minderheit . Vieles ist für sie noch beim alten geblieben, was sich unter anderem auch auf ihre Lebensbedingungen auswirkt. Wenn darüber geredet wurde, dann mit viel Verständnis und Respekt. Vor allem das fand ich persönlich sehr berührend.
Dass mich diese Reise also bewegt hat, dass sie mich vor allem dazu gebracht hat, mich noch mehr über die Lage der Sinti und Roma von heute und damals zu informieren, dafür bin ich sehr dankbar. Ich hoffe, dass noch viele andere Nicht-Sinti und -Roma diese Reise mit den Betroffenen machen können, damit sie so viel lernen, wie ich in diesen sechs Tagen. Diese Reise war eine Bereicherung und Erfahrung, die mich ganz sicher mein ganzes Leben nicht mehr loslassen wird.