12.05.2010

5. Respect Gaymes am 5. Juni 2010 im Jahn-Sportpark in Berlin

Interview mit Jörg Steinert

Foto: Jörg Steinert bei den Respect Gaymes 2009 (2.v.l.), (Ralf Rühmeier)
Foto: Respect Gaymes 2009 (Ralf Rühmeier)
Foto: Respect Gaymes 2009 (Ralf Rühmeier)
Foto: Respect Gaymes 2009 (Ralf Rühmeier)
Das fünfte Jahr in Folge finden am 5. Juni 2010 die Respect Gaymes statt. Bei der Veranstaltung des Lesben- und Schwulenverbands Berlin-Brandenburg e.V. und seiner Kooperationspartner setzen Homosexuelle und Heterosexuelle ein Zeichen für mehr Toleranz und gegenseitiges Verständnis. Bundesfamilienministerin Dr. Kristina Schröder wird die Respect Gaymes eröffnen, die mit jeder Menge Sport, Spaß und Spiel vor allem junge Menschen erreichen wollen. Der Geschäftsführer des LSVD Jörg Steinert, der beim Jugendkongress des Bündnisses für Demokratie und Toleranz (BfDT) den Workshop „Stück für Stück ins Homoglück“ leiten wird, erzählt, wieso gerade die Arbeit mit Jugendlichen so wichtig ist.

Lieber Herr Steinert, was genau sind denn die Respect Gaymes?

Die Respect Gaymes sind ein großes Sport- und Kulturevent, das einmal im Jahr stattfindet. Junge Menschen und Erwachsene, egal ob homosexuell oder heterosexuell, begegnen sich an diesem Tag. Dieser Begegnungsgedanke ist uns ganz wichtig – es geht uns darum, Vorurteile abzubauen.

Sport und Homosexualität haben vordergründig wenig miteinander zu tun. Was macht sie zu guten Partnern bei den Respect Gaymes?


Das stimmt, zum Beispiel im Fußball: Man kennt keinen schwulen Profi-Spieler, das Thema ist dort unsichtbar. Zugleich ist Sport ein Medium, das Menschen zusammenbringt. Sich auf dem Spielfeld kennen zu lernen, ist ein wunderbarer Ansatz, um Respekt zu leben und erfahrbar zu machen.

Wie ist die Idee dazu entstanden und wer beteiligt sich an den Respect Gaymes?

Beratung und Workshops reichten uns nicht, wir wollten ein noch niedrigschwelligeres Angebot. Am Anfang haben wir kaum einen Fußballverein gefunden, der sich dem Thema nähern wollte. Mittlerweile melden sich Schulen, Vereine und Organisationen aber von sich aus und wollen sich mit ihren Jugendlichen beteiligen. Wir finden es schön, dass wir nicht baggern müssen, sondern dass ganz viele Lust darauf haben und auch die Notwendigkeit sehen. Durch die vielen Partner ist es immer ein ganz bunter Tag. Viele Sportvereine sind dabei, wie zum Beispiel Türkiyemspor. Sie zeigen damit ganz klar: Hey, wir als Fußballer haben kein Problem mit Homosexualität. Wir wollen, dass respektvoll miteinander umgegangen wird!

Das Programm der Respect Gaymes liest sich eher wie das eines Jugendfestes, nicht wie eine „typisch schwule“ Veranstaltung wie zum Beispiel der Christopher Street Day (CSD). Wie profilieren sich die Respect Gaymes und was wollen sie erreichen?


Im Juni haben wir in Berlin das lesbisch-schwule Stadtfest, zu dem über eine halbe Million Menschen kommen, und den CSD. Den Auftakt zu diesen Pride Weeks bilden die Respect Gaymes. Wir wollen nicht nur Lesben und Schwule erreichen, sondern auch die heterosexuelle Mehrheitsgesellschaft – insbesondere Jugendliche. Die Jugendlichen sind die Erwachsenen von morgen, die Kinder großziehen, die Lehrer werden, die die Gesellschaft prägen werden. Es geht darum, miteinander zu leben und nicht jeder in seinem kleinen Reich, getrennt voneinander.

Homosexualität wird scheinbar immer normaler, sei es in den Darstellungen in Medien oder dem persönlichen Umfeld. Ist das wirklich so?


Einerseits ist es so, dass viele immer toleranter und offener werden. Man hat kein Problem mit einem schwulen Bürgermeister, in vielen Filmen gibt es selbstverständlich Lesben und Schwule. Aber zugleich gibt es auch einen immer größeren Teil, der sich dadurch provoziert fühlt. Wenn man diese Menschen fragt, gerade Jugendliche, ob sie denn persönlich Schwule kennen, antworten sie meistens mit nein. Das ist eine banale Erkenntnis und der Grundgedanke der Respect Gaymes: Lerne Schwule und Lesben einfach kennen, dann hast du auch keine Vorurteile.

Es wird auch Workshops zu HipHop, Rap und Graffiti geben.

Durch Künstler wie Bushido denken viele, dass ein Rapper zwangsläufig homophob sein muss. Aber das ist natürlich Quatsch. Es gibt ganz viele Rapper, HipHopper, Breakdancer, die sagen: „Ich habe mit Homosexualität kein Problem, und ich kann mich über mein künstlerisches Medium diesem Thema respektvoll und ohne Verachtung widmen.“ Das Highlight wird in diesem Jahr ein BreakdanceBattle mit der Breakdance Connection Berlin sein. Da wird es richtig was zu sehen geben.

Sie beteiligen sich auch beim Jugendkongress des Bündnisses mit dem Workshop „Stück für Stück ins Homoglück“. Wie werden Sie das Thema Homosexualität dort angehen?


Beim Jugendkongress haben wir in der Regel sehr interessierte Jugendliche. Da geht es manchmal auch darum, Vorurteile rauszukitzeln, die wir ja alle haben. Die Jugendlichen fragen viel nach, zum Beispiel wie in Deutschland noch vor 30-40 Jahren Homosexuelle gelebt haben. Und natürlich sollen die Teilnehmer miteinander diskutieren. Abschließen werden wir den Workshop mit einem Rollenspiel. Im letzten Jahr hat eine Gruppe eine Coming-Out-Situation auf der Jugendkongressbühne aufgeführt, ein bisschen lustig, aber auch ernst – ich denke, dass ist die richtige Art, sich dem Thema zu nähern.

Wie beurteilen Sie die Wichtigkeit von entsprechenden Angeboten, zum Beispiel beim Jugendkongress des Bündnisses?

Der Jugendkongress ist super! Er bringt nicht nur Themen auf den Tisch, sondern auch Menschen zusammen, die sich sonst nicht begegnen. Wann begegnen sich schon ein Mädchen aus Neukölln, das Kopftuch trägt, und ein Junge aus einem Dorf bei München? Das ist beim Jugendkongress möglich. Beide können sich austauschen, die Perspektive wechseln und voneinander lernen.