21.04.2010
Sport ohne Abseits – Akteure aus Sport und Zivilgesellschaft vernetzen
Fachtagung am 16. und 17. April 2010 in Augsburg
Ein idealtypisches Netzwerk am Schnittpunkt Sport und Gesellschaft – gibt es das? Und wenn ja, wie muss es aussehen? Diese Fragen standen im Fokus der Fachtagung „Sport und Gesellschaft – Wege zu Dialog und Vernetzung“ am 16. und 17. April 2010 in Augsburg. Dort trafen sich über achtzig Vertreter aus Sport, Verbänden, Initiativen und Politik um gemeinsam ins Gespräch zu kommen. Das Bündnis für Demokratie und Toleranz (BfDT) und der Bayrische Fußball-Verband (BFV) hatten die zweitägige Veranstaltung mit Workshops und Diskussionsrunde organisiert.Ausgangspunkt von „Sport und Gesellschaft – Wege zu Dialog und Vernetzung“ war ein Fragebogen, der von der DFB-Arbeitsgruppe „Für Toleranz und Anerkennung und gegen Rassismus und Diskriminierung“ entwickelt wurde, der auch BfDT-Geschäftsführer Dr. Gregor Rosenthal angehört. Dieser Fragebogen wurde in Sachsen und Bayern an Akteure im Sport und in der Zivilgesellschaft versandt. Die Ergebnisse zeigten ein deutliches Interesse an intensiver Vernetzung, aber auch einen Bedarf an mehr Informationen über die bestehenden Möglichkeiten. Die von BfDT und BFV organisierte Fachtagung sollte dafür erste Ansatzpunkte geben.
Zu Tagungsbeginn am Freitag kamen deshalb verschiedene Akteure aus der Landes- und Bundespolitik, aus Verbänden und Sportvereinen und dem Sponsorenumfeld zusammen. So diskutierten Dr. Rainer Koch, Präsident des BFV und Dr. Gregor Rosenthal mit Ekkehard Mutschler, Vorstand des Deutschen Kinderschutzbundes Bayern sowie Dr. Ingo Krüger von der Sportjugendstiftung der bayrischen Sparkassen darüber wie wichtig es ist, gerade beim Thema „Integration durch Sport“ am Ball zu bleiben. Nebi Uzun von Türkspor Augsburg forderte vor allem ein Mehr an Zusammenarbeit: „Jeder tut allein etwas auf dem weiten Feld der Integration, aber nur zusammen erreichen wir auch wirklich etwas.“ Bernd Kränzle, als Mitglied der bayrischen Landesregierung, brachte es am Ende griffig auf den Punkt: „Ohne Sport geht gar nichts“, und fügte hinzu: „Wir brauchen mehr Menschen wie Sie hier vor Ort, die etwas bewegen wollen.“
Etwas bewegen und voranbringen war auch das Ziel der Workshop-Teilnehmer bei der Fachtagung. In Workshops zu den Themen „Elternarbeit in Vereinen und sozialen Einrichtungen“, „Für Toleranz gegen Rassismus – zivilgesellschaftliches Erfahrungen, Modelle und Chancen für den Fußball“ oder „Sind Vereine offen für alle? – Wege zur Öffnung der traditionellen und der eigenethnischen Vereine“ konnten sie miteinander diskutieren. Oft wurde deutlich, dass in der Kommunikation die Vorstellung von „Die und Wir“ vorherrscht. So geraten Hobby-Matches oft zu regelrechten Länderspielen. Deutsche und Migranten oder auch Deutsche mit Migrationshintergrund untereinander wissen oft nicht wie sie einander begegnen sollen. Viel hängt dabei an der Sprache, aber nicht nur. In teils intensiven Diskussionen und bei der Präsentation der Workshop-Ergebnisse wurde klar, dass es auf den Ton, die Gelegenheit und die Offenheit gegenüber dem vermeintlich „Anderen“ ankommt. So kann die Trommel-Gruppe beim Fußball-Turnier auftreten oder bei gemeinsamen Festen können Kulturen über das Lieblingsessen und traditionelle Musik vermittelt werden. Möglichkeiten gibt es viele. Es geht darum, diese zu nutzen und vor allem den persönlichen Kontakt zu suchen.
Dies zu erreichen ist das Ziel eines so genannten „idealtypischen Netzwerks“, wie es auch im vierten Workshop diskutiert wurde. Oft scheitern gute Ideen am Mangel an Geld und starken Kooperationspartnern. Hier sollen über Verbände, die Politik, aber auch das Engagement der Sportvereine und Initiativen vor Ort stabile Netzwerke entstehen, die es schaffen bei Bedarf gemeinsam an Lösungen zu arbeiten. Dass so ein Netzwerk nie „fertig“ sein kann, verdeutlichte Dr. Gregor Rosenthal: „Ein festes idealtypisches Netzwerk wird es nie geben, denn dieses entwickelt sich stetig und dynamisch mit der Gesellschaft weiter.“ Trotzdem meinte er: „Was wir aber schaffen können und müssen, ist, den vielen Ehrenamtlichen vor Ort Strukturen und eine gewisse Basis zur Verfügung zu stellen mit der sie schnell und effektiv Problemen mit Rassismus und Gewalt begegnen können.“ Dafür sei Augsburg ein guter Auftakt.