24.09.2009

Grußwort des Geschäftsführers des Bündnisses für Demokratie und Toleranz, Dr. Gregor Rosenthal, anlässlich der Kranzniederlegung gemeinsam mit dem Zentralrat Deutscher Sinti und Roma am 01. August 2009 in der Gedenkstätte Auschwitz/Stammlager

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Rose,
sehr geehrter Herr Kwiatkowski,
sehr geehrter Herr Cywiński,
meine sehr geehrten Damen und Herren,

es ist mir eine besondere Ehre, heute zu Ihnen zu sprechen. Für mich als Deutschen ist es besonders schwer, hier, an der schwarzen Wand zu stehen.
Auschwitz ist das Synonym für eine lange Geschichte der Ermordung, Verfolgung und Vertreibung von Minderheiten. Auschwitz steht für den absoluten Tiefpunkt in der deutschen Geschichte.

Anrede,
hier ist der Ort, wo die NS-Diktatur ihren maximalen Schrecken erzeugt hat, wo Entmenschlichung in einem Ausmaß stattgefunden hat, dass es kaum möglich erscheint, dies vollständig gedanklich zu erfassen. In Auschwitz hat etwas stattgefunden, was man vor 1933 nicht für Menschenmöglich gehalten hätte.

Im heutigen, demokratischen Europa ist ein neues Auschwitz nicht denkbar. Doch Demokratie ist nicht selbstverständlich. Wir müssen uns ständig um sie bemühen, uns für sie engagieren. Gerade die Geschichte der Sinti und Roma belegt dies: Es gibt eine lange historische Linie von Schreckenstaten gegen Minderheiten, die bis in das Mittelalter und noch weiter zurückgeht. Roma und Sinti wurden in ganz Europa immer wieder Opfer von Diskriminierungen, Vertreibungen, Morden. Diese lange Linie setzte sich in ganz Europa auch nach 1945 fort.

Erst vor 24 Jahren fand erstmals in Auschwitz eine Gedenkveranstaltung für die hier und in anderen Konzentrationslagern ermordeten Sinti und Roma statt - und dies nur aufgrund des zivilgesellschaftlichen, demokratischen Engagements von Herrn Rose und dem Zentralrat Deutscher Sinti und Roma. In den vergangenen Jahren hat sich einiges im politischen Bereich - vor allem auch auf europäischer Ebene - getan, um die Situation von Minderheiten in den Staaten der EU zu verbessern. Gleichzeitig gibt es aber auch heute noch tagtägliche Ausgrenzung von Sinti und Roma, nicht selten geschehen weiterhin auch Gewalttaten.
Gerade deshalb ist es so wichtig, dass Sie als Zeitzeugen von Ihrem Leben und von Ihrem Überleben berichten, damit die hier begangenen Verbrechen im Bewusstsein bleiben. Darum haben wir vom BfDT aus unserem Selbstverständnis heraus gerne zugesagt, als der Zentralrat mit der Bitte auf uns zutrat, gemeinsam jungen Sinti und Roma die Teilnahme an der Gedenkfahrt zu ermöglichen.

Und so freue ich mich heute besonders, Sie als Vertreter der jungen Generation hier begrüßen zu können. Wir hoffen, dass Sie die Möglichkeit nutzen, sich mit Zeitzeugen auszutauschen, aber auch das Gespräch mit anderen Jugendlichen aus verschiedenen europäischen Ländern zu suchen. Denn wir sind überzeugt, dass man aus der Erinnerungsarbeit und dem persönlichen Austausch lernen kann und wir so einen Beitrag für ein demokratisches Europa ohne Rassismus und Diskriminierung leisten. Und gerade hier ist der richtige Ort, um sich der Bedeutung dieses Engagements zu vergewissern.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.



Download-IconGrußwort des Geschäftsführers des BfDT