17.03.2009

„Vereine stark machen“ – in ganz Deutschland!

Ein Rückblick auf die Regionaltouren

Foto: "Vereine stark machen im Osten"Foto: "Vereine stark machen im Osten"
Foto: "Vereine stark machen im Norden"
Foto: "Vereine stark machen im Norden"
Die Regionaltouren der Praxisveranstaltungen „Vereine stark machen – was tun gegen Diskriminierung und Rassismus im Fußballverein?“ sind vorerst beendet. Sie waren die Fortsetzung des gleichnamigen bundesweiten Kongresses vom 23./24.11.2007 in Halle. In insgesamt vier Bundesländern führte das Bündnis für Demokratie und Toleranz (BfDT) gemeinsam mit den jeweiligen Landesverbänden des Deutschen Fußballbundes, dem Projekt „am Ball bleiben“ der Deutschen Sportjugend (DSJ) und weiteren regionalen Partnern die zweitägige Tagung durch. Ziel war es, Praktikern des Amateurfußballs die Gelegenheit zu geben, das Thema Gewalt und Extremismus im Verein aufzugreifen und nach Lösungen für damit verbundene Probleme zu suchen. Um auch die Zivilgesellschaft in diese Aufgabe mit einzubeziehen, waren neben Spielern, Trainern, Vorstandmitgliedern, Übungsleitern, Schiedsrichtern, Sicherheitsbeauftragten, Vereinsmitgliedern und engagierten Fans auch Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Kultur als Teilnehmer angesprochen. Durch die Einbeziehung von Akteuren aus verschiedenen Bereichen konnten die Tagungsbesucher viele Aspekte des Themas näher kennen lernen. Zusammen an einem Tisch erarbeiteten sie effektiv Strategien zur Prävention und dem Umgang mit Gewalt und Extremismus im Verein.

Je zwischen 70 und 130 Praktiker des Amateurfußballs kamen auf den Veranstaltungen in Bad Segeberg am 21./22.11.2008, in Potsdam am 23.1.2009, in Aachen am 30./31.1.2009 und in Ulm am 13./14.2.2009 zusammen. Nicht nur einleitende Expertenvorträge erwarteten die Tagungsteilnehmer, sondern vor allem ihre Eigeninitiative war gefragt. In den Workshops zu unterschiedlichen Fragen zu Diskriminierung und Gewalt im Fußball kamen die Akteure selbst zu Wort, konnten sich mit anderen Betroffenen austauschen und unter professioneller Anleitung nach Lösungsstrategien suchen.

Die angeregten Diskussionen und das große Engagement der geladenen Gäste und Teilnehmer machten die Brisanz des Themas deutlich. Inzwischen gibt es im Profifußball eine ganze Reihe von Maßnahmen gegen Gewalt, Rassismus und Diskriminierung, wie etwa hauptamtliche Fanbetreuer, Fan-Projekte und vielfältige Fairplay-Projekte, aber auch verschärfte Stadienordnungen und Stadionverbote. Aber gerade auch kleine Vereine stehen im Alltag vielfältigen Schwierigkeiten gegenüber. Rassistische Beleidigungen auf und neben dem Spielfeld, Verbreitung von rechtsextremem Gedankengut im Verein und sogar gewalttätige Auseinandersetzungen sind leider keine Ausnahme. „Der Bedarf sich auszutauschen, war riesengroß. Es schien vielen nützlich zu sein, Tipps von anderen Vereinsvertretern einzuholen. Das geht auch um ganz einfache Tipps für Jugendtrainer, wie sie auf Konflikte reagieren können,“ sagte Dr. Tim Cassel, Präventionsbeauftragter des Schleswig-Holsteinischen Fußballverbands (SHFV) im Anschluss an die Veranstaltung „Vereine stark machen – im Norden“ in Bad Segeberg.

Die Veranstalter stießen bei den Teilnehmern der Konferenz auf viel Neugierde und Offenheit. Die Gelegenheit zum Gespräch mit prominenten Gästen aus verschiedenen Bereichen des Fußballs wurde rege genutzt. Auch in den Workshops „Dafür kann der Fußball doch nichts“, „Wehret den Anfängen – Zum Umgang mit auffälligen Jugendspielern und dem (Fehl-)Verhalten der Eltern am Spielfeldrand“, „Wie können wir uns wirksam gegen Gewalt auf unserem Sportplatz wappnen?“ und „Warum ist die Rückennummer 88 tabu?“, die auf jeder der vier Regionaltagungen angeboten wurden, fanden konstruktive Diskussionen statt. Im Mittelpunkt der Veranstaltungen stand auch der Best-Practice-Gedanke, gemeinsam zu planen und geeignete Maßnahmen auf weitere Projekte und Regionen zu übertragen. „Die positive Resonanz der Vereine darauf zeigt, dass sie dankbar sind für Hilfestellungen und zudem selbst gute Ideen haben, von denen wiederum andere Vereine profitieren können. Daher fordern und fördern wir diesen Austausch, um am Ende eines zu erreichen: Ein friedliches, faires und tolerantes Miteinander auf und neben dem Fußballplatz.“, erläuterte Alfred Vianden, Präsident des Fußball-Verbandes Mittelrhein.

Ganz konkrete Vorschläge und Forderungen wurden im letzen Teil der Tagung formuliert, nach Abschluss der Arbeit in den Workshops. Am stärksten wurden geeignete Präventionsmaßnahmen gefordert, und auch die deutliche Positionierung der Klubs gegen Diskriminierung und Rassismus, die in Stadionordnungen und Vereinssatzungen festgeschrieben werden solle. Zudem wurden Rufe nach einer verbesserten Trainerausbildung laut, in die zum Beispiel ein Modul zum Thema Diskriminierung und Gewaltbereitschaft unter Leitung von Fachleuten eingebaut werden könne. Dieser Forderung schloss sich in Bad Segeberg auch Dr. Tim Cassel, Präventionsbeauftragter des SHFV, an: „Ich glaube, dass wir mit den Workshops, die bundesweit veranstaltet werden, den Nerv der Vereine treffen. Es ist wichtig, dass Fortbildung und Qualifizierung deutlich ausgebaut werden. Auch müssen die Übungsleiter und Eltern für die Probleme sensibilisiert werden.“ Daneben verwies er auf Zivilcourage und persönlichen Einsatz, die viele Auseinandersetzungen am Spielfeldrand verhindern könnten.

Die Veranstalter, das Bündnis für Demokratie und Toleranz, die Fußballlandesverbände und das Projekt „am Ball bleiben“, sind mit den Ergebnissen der Regionalkonferenzen zufrieden. "Wir haben gute Ergebnisse erreicht", fasste der Geschäftsführer des Projektes „am Ball bleiben“ Gerd Wagner zusammen. "Die Wege sind durch den persönlichen Austausch kürzer geworden. Jetzt müssen wir sprichwörtlich am Ball bleiben." Damit die auf der Tagung geknüpften Kontakte genutzt und die erarbeiteten Ergebnisse umgesetzt werden, ist die weitere Auseinandersetzung in den Vereinen mit dem Thema Gewalt und Extremismus unerlässlich. Dr. Gregor Rosenthal, Geschäftsführer des BfDT meint dazu: „Wir haben mit den Regionalkonferenzen von „Vereine stark machen“ einen Schritt in die richtige Richtung getan. Wichtig ist es jetzt, die neu gewonnenen Netzwerke zu nutzen und den Amateurfußball im Regionalen auch weiter zu fördern. Das Bündnis für Demokratie und Toleranz wird sich deshalb auch zukünftig für noch mehr Toleranz im Sport stark machen!“

Interessierte können sich in der Interner LinkBroschüre „11 Fragen in 90 Minuten“ einen Überblick über das Thema verschaffen. Die Broschüre ist als Ergebnis des ersten bundesweiten Kongresses „Vereine stark machen - Was tun gegen Diskriminierung und Rassismus im Fußballverein?" 2007 in Halle entstanden und informiert über verschiedene Fragen rund um Prävention und Auseinandersetzung mit Gewalt und Extremismus im Fußballverein.


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