18.06.2013
Die Wortwerkstatt Limburg Nord im Interview
Die Wortwerkstatt Limburg Nord wurde am 7. Juni im Wettbewerb „Aktiv für Demokratie und Toleranz“ in Rüsselsheim ausgezeichnet. Die Wortwerkstatt sind Mädchen und junge Frauen im Alter von 13 bis 21 Jahren aus unterschiedlichen Ursprungsländern und Kulturkreisen wie Afghanistan, Türkei, Ruanda, Tschechenien, Eritrea, Russland, Rumänien und Portugal. Die jungen Frauen beschäftigen sich auf verschiedene Arten mit Sprache, Literatur und sozialer und kultureller Herkunft. Sie treffen sich dabei mindestens einmal pro Woche, entwickeln Ihre Lese- und Schreibkompetenzen weiter und sind aktiv in die Erstellung und Begleitung eines aktuellen Internetblogs eingebunden. Frau Annie Vollmers beantwortete uns einige Fragen zu dem Projekt.Seit wann gibt es die Wortwerkstatt und wer war an ihrer Entstehung beteiligt?
Die Wortwerkstatt gibt es nun seit fast vier Jahren. An der Entstehung waren Annie Vollmers und Tobias Kurth beteiligt.
Für wen ist die Wortwerkstatt ausgerichtet und was machen die Teilnehmerinnen?
Das Projekt richtet sich an Mädchen und junge Frauen im Alter von 13 bis 21 Jahren aus dem Stadtteil Limburg Nord. Die Teilnehmerinnen der Wortwerkstatt absolvieren Lesungen und Auftritte, bei denen sie ein Publikum erfreuen, das verschiedener nicht sein kann. Sie lesen für Kinder in Kindertageseinrichtungen und Grundschulen sowie bei regionalen Kulturfesten und Seniorenveranstaltungen. Durch ihr Auftreten nehmen sie eine herausragende Vorbildfunktion ein. Und zeigen, dass die Auseinandersetzung mit Büchern keinesfalls im Widerspruch zum Leben moderner, selbstbewusster, junger Frauen und Jugendlichen steht. Sie zeigen deutlich auf, dass Lesen nicht „uncool“ ist. Außerdem organisieren sie verschiedene literarische oder lyrische Aktionen und betreiben eine Website, die wöchentlich bearbeitet und aktualisiert wird.
Wer begleitet die Teilnehmerinnen bei ihrer Arbeit?
Begleitet werden die Teilnehmerinnen von der Projektleiterin Annie Vollmers von der Kulturenwerkstatt gUG
Gibt es eine besondere Geschichte oder Anekdote, die Sie uns berichten können?
Um die Teilnehmerinnen mit ihren erlangten Kompetenzen stärker als Multiplikatorinnen wirken zu lassen, wurde der Leseteppich initiiert. Die Wortwerkstatt breitet hierzu im Stadtteil und bei verschiedenen Veranstaltungen zwei große Teppiche aus. Es werden Kissen bereitgelegt und Liegestühle aufgestellt, auf denen es sich die Kinder gemütlich machen können. Bei schönem Wetter findet die Aktion im Freien statt und jeder, der sich interessiert, ist herzlich eingeladen und willkommen sich dazuzugesellen. Eine große und mehrere kleine Kisten, die im Vorfeld von der Wortwerkstatt vorbereitet werden, gefüllt mit Büchern (Bilderbüchern, Büchern für das erste Lesealter, Kinder- und Jugendromanen, Bildbänden zu den verschiedensten Themen), befinden sich auf den Teppichen. Die Teilnehmerinnen betreuen selbständig und lassen den Kindern die freie Entscheidung, selbst zu lesen oder sich vorlesen zu lassen. Niemand ist verpflichtet Bücher zu lesen, sondern kann auch einfach nur Freunde treffen oder zur Ruhe zu kommen und sich unterhalten. Es kommt immer wieder zu ganz besonderen Situationen, wenn der Leseteppich ausgebreitet wird. Viele Kinder nehmen das Angebot wahr und genießen die Zeit mit den Büchern. Besonders erfreulich ist auch, dass viele Mütter und Großeltern beginnen in den Büchern zu stöbern. So haben wir mittlerweile beobachten können, dass zahlreiche tief verschleierte Frauen auf den Teppichen sitzen und in diverse Bücher vertieft sind oder sich gemeinsam mit anderen Kindern oder Eltern über Kinderbücher unterhalten.
Was ist das Ziel der Wortwerkstatt? Gibt es bereits Erfolge?
Ein Ziel ist es junge Frauen, überwiegend aus bildungsfernen Familien stammend, auf zeitgemäße und der Lebenswelt entsprechende Weise, mit Sprache und Literatur zu konfrontieren und ihnen Bildung und Kultur näherzubringen. Durch die Auseinandersetzung mit Literatur und Sprache werden Sprachkompetenzen erweitert und weitere Bildungsmöglichkeiten eröffnet. Daraus entstehen alternative Optionen zu häufig tradierten Mustern in der Lebensplanung. Die Auseinandersetzung mit Literatur und Texten verschiedener Art, gibt darüber hinaus Anlass zu Gesprächen und Diskussionen. Durch Interaktion (Auftritte, Interviews, Feedback auf der Internetseite) wird die positive Wahrnehmung der Teilnehmerinnen in der Öffentlichkeit gestärkt und schafft Einblicke in verschiedene Lebensentwürfe. Die Projektteilnehmerinnen sind Multiplikatorinnen und Vorbilder geworden. Es konnte und kann Hilfestellung geleistet werden bei schulischen, aber immer wieder auch bei familiären Problemen.
Was steht für das Team der Wortwerkstatt in naher Zukunft an? Gibt es Neuigkeiten, Aktuelles oder wichtige Termine, die unsere Leser/-innen erfahren sollen?
In nächster Zeit wird die Wortwerkstatt oft auftreten und eine ausstellung präsentieren. Wir haben lange zusammengesessen und Gedichte zu vielen Themen des Lebens zusammengestellt, die wir weitergeben möchten.
Des Weiteren wird es in der Innenstadt von Limburg a.d. Lahn eine Aktion geben in der wir „Kleine Weisheiten“ in Form von Abreisszetteln aufhängen werden. Sehr wichtig ist uns unsere Website
