23.02.2012

Ev. Kirchenkreis Erfurt – Projekt „Engagiert für Integration“

von Johanna Ringeis

Foto: Beim Sommerfest (Ringeis)
Foto: Gemeinsames Musizieren (Ringeis)
Foto: Durch das Projekt treffen verschiedene Kulturen und Generationen aufeinander (Ringeis)
Das Büro für ausländische MitbürgerInnen des Ev. Kirchenkreis Erfurt gehört seit 1991 zu den wenigen in Thüringen existierenden Beratungsstellen für Migranten, Neuzuwanderer und Flüchtlinge. Einzelpersonen, aber vor allem auch Eltern mit ihren Kindern suchen die Beratungsstelle auf. Neben der Beratung bei sozialen oder ausländerrechtlichen Problemen gab es zunehmend Anfragen der Eltern, wo sie für ihre Kinder zusätzlich zur schulischen Förderung Hilfe bekommen können, besonders beim Erlernen der deutschen Sprache. Parallel dazu engagierten sich von Anfang an Ehrenamtliche, denen aus verschiedenen Gründen ihre ausländischen Mitbürger und Mitbürgerinnen am Herzen liegen.

So war die Idee geboren, beides miteinander zu verbinden und gezielt zu koordinieren. Trotz vieler Bemühungen konnte dann erst im Oktober 2009 das Projekt „Engagiert für Integration“ beginnen. Ganz im Sinne des Liedermachers Gerhard Schöne entwickelte sich nun diese fantastische Idee: „Alles muss klein beginnen, lass etwas Zeit verrinnen. Es muss nur Kraft gewinnen, und endlich ist es groß.“ Schon nach geringer Zeit engagierten sich ungefähr 30 Ehrenamtliche mit und ohne Migrationshintergrund als Paten im Projekt. Heute sind es über 50 Ehrenamtliche im Alter zwischen 18 und 70 Jahren, vor allem Studierende, die 1-2 Mal pro Woche den Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund Nachhilfe geben und die Freizeit mit ihnen gestalten. Im Projekt „Engagiert für Integration“ werden inzwischen 44 Familien aus 14 Ländern mit 115 Kindern und Jugendlichen betreut.

Die Altersspanne der Ehrenamtlichen finde ich persönlich besonders spannend! Die verschiedenen Biografien und die damit verbundene Zugehörigkeit zu verschiedenen Generationen prägen den Austausch bei den monatlichen Reflexionstreffen. Lebenserfahrung und jugendliche Begeisterung treffen aufeinander und ergänzen sich. Diese Erfahrungen bereichern dann wiederum die Arbeit mit den ausländischen Familien. So konnte sogar der Wunsch eines kleinen afghanischen Mädchens, das im Krieg ihre Großeltern verloren hat, nach einer neuen Oma schnell realisiert werden.

Besondere Höhepunkte der Gemeinschaft und Begegnung waren zum Beispiel das jährliche Sommer- und Winterfest und die Interkulturelle Woche. Das Sommerfest mit über 100 Beteiligten fand erstmals in einem öffentlichen Schwimmbad der Stadt Erfurt statt. Anfängliche Berührungsängste erwiesen sich als unbegründet. Ein fröhliches Miteinander bei herrlichstem Sonnenschein zeigte einmal mehr, dass Vielfalt und Toleranz möglich sind.

Die Qualifizierung und Stärkung der interkulturellen Kompetenz der Ehrenamtlichen geschieht u.a. durch Weiterbildungsseminare, sowie einer kontinuierlichen pädagogischen Begleitung. Durch das große Engagement der Ehrenamtlichen werden Potenziale der Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund entdeckt und gefördert. Sie gewinnen zunehmend an Sicherheit und Selbstvertrauen und können oft ungeahnte Gaben entwickeln. Wenn ihnen mit ihren Familien genügend Zeit für diese Entwicklung gegeben wird, werden sie kompetent sein, ihren Lebensweg zu gehen.

Es ist beeindruckend, wie viele BürgerInnen sich für ein friedliches Miteinander einsetzen und ihre ausländischen Mitmenschen bei der Integration unterstützen möchten. Genau diese Ressourcen aktivieren wir im Projekt „Engagiert für Integration“. Ein ehemaliger Ehrenamtlicher, der auf Grund eines Auslandssemesters Erfurt verlassen hat, macht Mut für Nachahmungen in jeder Stadt: „Die Mitarbeit im Projekt machte mich reifer und glücklicher. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich in der nächsten Stadt, wo auch immer, dieses Engagement fortsetzen möchte.“

 

Interner LinkHomepage Ausländerberatung Erfurt