24.10.2011
Integrationslotsen in Oelde – Wie kam es dazu und was machen sie?
von Mechthild Gröver
„Jede Person - gleich welcher Kultur und Herkunft soll in Oelde eine Chance auf Information und Bildung bekommen, andere Kulturen und Religionen geachtet werden“: mit diesem Anspruch ist das Projekt der Integrationslotsen 2008 gestartet. Herr Reikert vom Integrationsdienst der Caritas im Kreisdekanat Warendorf, Frau Ewers von der VHS Oelde – Ennigerloh, der heilpädagogische Kindergarten des LWL – (Landschaftverband Westfalen-Lippe) mit Herrn Muzaffer Ibik und Herrn van der Veen aus dem Jugendamt der Stadt Oelde haben das Schulungsangebot entwickelt.Inzwischen beteilige ich mich aus dem Fachdienst Soziales, Familien und Senioren ebenfalls in diesem generationenübergreifenden Projekt.
Über bestehende Kontakte der Agenda Gruppe zu türkischen Vereinen, verschiedenen Elterngruppen und vor allem Mundwerbung durch Herrn Muzaffer Ibik haben sich die Integrationslotsen gefunden und finden sich stets neue Interessenten.
Schon in den Integrationskursen – auch in diesem Jahr ist wieder ein Kurs geplant – schließen sich die Teilnehmer zusammen und tauschen Erfahrungen aus. Zum Teil sind enge Freundschaften über unterschiedliche Kulturen und Religionen hinweg entstanden.
„Was hat das mit der Verwaltung und Politik im Rathaus zu tun?“, werden sich manche fragen. Ganz einfach: Wir möchten alle Bürgerinnen und Bürger in Oelde mitnehmen und auch in ehrenamtlichen Projekten einbinden.
Einmal im Monat treffen wir uns mit den Lotsen zu einem Gedankenaustausch, wir erfahren, wo der Schuh drückt, wo wir uns als Verwaltung „unverständlich ausdrücken“; und entwickeln zusammen mit den Lotsen Ideen für Projekte.
Ein Projekt ist der Besuchsdienst im Krankenhaus in Oelde. Aus den katholischen Kirchengemeinden heraus existiert seit Jahren ein Besuchsdienst – so etwas wollten die Integrationslotsen auch! Schwester Maristella, Ansprechpartnerin für die Seelsorge im örtlichen Marienhospital und Frau Käthe Stricker als Organisatorin des Besuchsdienstes der St. Johannes Kirchengemeinde waren sofort begeistert und sagten ihre Hilfe zu. Inzwischen sind vor allem Frau Emine Özcanli und Frau Meryem Kirim regelmäßig im Krankenhaus aktiv. Weitere Einsatzfelder sind u.a. bei der Oelder Tafel, in Kindergärten/Schulen, als ehrenamtliche Dolmetscher – immer da, wo Schwierigkeiten auftauchen und Brücken zwischen Bürgern, Migranten, Verwaltung, Politik aufgebaut werden können.
Die sog. Altenhilfe und das ehrenamtliche Engagement in Oelde sind ein großer Block in meinem Arbeitsfeld, dieses mit den Anliegen und Interessen der Integrationslotsen zu verbinden, stellt meine größte Herausforderung dar. Inzwischen findet ein Austausch mit der Gruppe „Hand in Hand“ (ehrenamtliche Besuchs- und Hilfsdienste) aus dem SeniorenForum Oelde statt. Zum Beispiel haben Senioreninnen und Senioren zusammen mit den Lotsen die Moschee in Duisburg besucht oder an einer Kirchenführung in der kath. Johanneskirche teilgenommen.Sogar Westfälische Pfannkuchen mit Apfelkompott haben den Weg auf die Teller in deutsch-türkischen Haushalten gefunden.
Besonders gern erinnere ich mich an einen Diskussionsabend im November 2010: Die Hospiz-Bewegung hatte auf Wunsch der Lotsen ihre Arbeit vorgestellt. Im Laufe des Abend entwickelte sich eine lebhafte Debatte um Hospizarbeit, Vorsorgevollmacht und Organspende - beleuchtet unter dem Blickwinkel verschiedener Religionen.
Hier im katholisch geprägten Westfalen bietet die Religion immer wieder einen Ansatz für Diskussionen - das aber nur im positiven Sinn! Alle stellen immer wieder fest: Soweit auseinander liegen wir in unseren religiösen Grundeinstellungen nicht, im Gegenteil wir haben vieles gemeinsam.
Wir, mein Kollege Hendrik van der Veen und ich, haben persönlich viel durch dieses Projekt gewonnen und möchten die Zusammenarbeit mit unseren Integrationslotsen, den reizvollen persönlichen Multi-Kulti-Kontakt, nicht mehr missen. Für uns steht fest: Der eingeschlagene Weg ist richtig für ein gesundes, verständiges Miteinander. Die Integrationslotsen sind die Brücke, die beide Seiten miteinander verbindet.
