08.06.2011

Projekt im Portrait: Multimedia-Initiative “CyberNomads” aus Berlin

Foto: Screenshot Cybernomads auf AfrotakTV
Ohne Adetoun Küppers-Adebisi wäre die Multimedia-Initiative „CyberNomads” nicht zu denken. Die junge Wirtschaftsingenieurin hat nach ihrem Universitätsabschluss nicht lange auf eine Karriere gewartet, sondern sich selbst eine aufgebaut. Nachdem die Deutsche mit nigerianischen Wurzeln 2002 ihr Diplom an der Fachhochschule Köln abgeschlossen hatte, begann sie die Arbeit an einer Internet-Plattform für die afrikanische Diaspora: AFROTAK cyberNomads, wie die Seite heute heißt und aus der eine international tätige Initiative hervorgegangen ist.

Küppers-Adebisi hat ihren Beruf mit persönlichem Interesse und privatem Engagement verbunden, indem sie sich dafür einsetzt, dass nicht nur die weiße Perspektive die Integrationsdebatte beherrscht und dass Menschen mit afrikanischem Migrationshintergrund eine Stimme bekommen und gehört werden. Dabei machte sie sich von Anfang an die Reichweite und Vernetzungsmöglichkeiten neuer Medien und des Web 2.0 zunutze.

Ein erster Schritt zur Erreichung ihrer Ziele war die Erstellung einer Datenbank, die Informationen zu Kultur, Kunst und Wissenschaft sammelt. Die Datenbank enthält auch die Kontaktdaten von Ansprechpersonen zu verschiedenen Bereichen und betreibt das Monitoring von Medien mit inhaltlichem Bezug zu den Anliegen der cyberNomads. Über Jahre hinweg wurde die Seite über 300.000 Mal im Monat aufgerufen, es fanden sich Mitstreiter und Förderer.

Von Erfolg und Zuspruch von vielen Seiten motiviert, entstanden weitere Ideen, die in Projekten umgesetzt wurden. So zum Beispiel der Black Media Kongress, der 2004 in Berlin durchgeführt worden ist und der die Beziehungen zwischen europäischen und afrikanischen Ländern von der Zeit des Kolonialismus bis heute in den Blick nahm. Nicht viel später folgte der May-Ayim-Award, der 2005 zum ersten Mal verliehen wurde. Der unter der Schirmherrschaft der Unesco stehende May-Ayim-Award ist der erste deutsch-afrikanische Literaturpreis und wurde in der Literaturwelt begeistert aufgenommen.

Über die Jahre sind die Arbeitsbereiche von cyberNomads ständig gewachsen. Längst ist cyberNomads ein Netzwerk, das nicht nur den Kontakt zu afrikanischen ExpertInnen herstellt, sondern selbst zum Experten geworden ist. In Kooperationen arbeitet cyberNomads mit verschiedenen Partnern zusammen. So übernahm die Initiative 2004 die Redaktion des Onlinedossiers „Afrikanische Diaspora in Deutschland“ der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb). Im letzten Jahr unterstützte sie den Berliner Senat bei der Erstellung eines Landesaktionsplans gegen Rassismus und ethnische Diskriminierung durch gezieltes Projektmanagement. Die politische Arbeit ist mittlerweile eines der drei Kernziele von cyberNomads geworden, realisiert zum Beispiel in der Ausübung von Ämtern und der Teilnahme an politischen Entscheidungsgremien.

Die Kulturarbeit steht aber auch weiterhin im Zentrum der Tätigkeiten von cyberNomads. Gerade für eine in der Diaspora lebende Bevölkerungsgruppe bietet das Internet eine großartige Möglichkeit, das kulturelle Leben auch im Ausland und über Landesgrenzen hinweg zu erhalten. CyberNomads möchte die professionelle Anwendung moderner Technologien für Non-Government-Organisationen (NGOs) erschließen, um so soziale Veränderungen zu bewirken. Das kann unter anderem durch die Implementierung von Medienkonzepten wie Datenbanken, Homepages und Archiven geschehen. „Globalen kulturellen Reichtum“ nennt das Adetoun Küppers-Adebisi. Das wichtigste dabei ist jedoch immer der gegenseitige Respekt und der Wille, das scheinbar „Fremde“ zuzulassen. „Wir brauchen die kulturelle Produktion von Menschen mit Migrationshintergrund, die aus dem reichen Klang ihrer polyphonen Kulturgesänge neue Perspektiven generieren“, so Küppers-Adebisi. Auch der Jugendkongress des Bündnisses für Demokratie und Toleranz (BfDT) steht im Zeichen von Vielfalt und demokratischer Teilhabe. Die Teilnehmergruppe der Multimedia-Initiative „cyberNomads“ ist dabei ein vorbildliches Beispiel für neue und hochaktuelle Formen zivilgesellschaftlichen Engagements.