08.06.2011
Discover Football: Austausch langfristig etablieren
Interview mit Projektkoordinatorin Johanna Small
“Die Kleine WM in Kreuzberg” titelte schon die Fußballzeitschrift „11 Freundinnen“. Und damit hat sie Recht – wer sich während der kommenden FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 2011 ganz seiner Fußballbegeisterung hingeben will, der ist am besten bei Discover Football vom 27. Juni bis zum 3. Juli in Berlin aufgehoben. Das Frauenfußball-Festival ist das größte Projekt des Fußball und Begegnung e.V., dessen ehrenamtliche Mitglieder fast alle als Spielerinnen in Berliner Fußballvereinen aktiv sind. Discover Football will spielend und mit viel Spaß etwas für soziale Projekte tun.Liebe Frau Small, was ist Discover Football?
Discover Football ist ein Frauenfußball-Kultur-Festival, das dieses Jahr zum zweiten Mal in Berlin-Kreuzberg stattfindet. Kern des Ganzen ist ein internationales Frauenfußballturnier mit Mannschaften aus aller Welt. Begleitet wird es außerdem von einem kulturellen Rahmenprogramm.
Was sind die Highlights des Festivals?
Die Turnierspiele der internationalen Teams finden jeden Tag ab ca. halb zwei im Willy-Kressmann-Stadion im Viktoriapark in Kreuzberg statt. An fünf Tagen der Woche wird es morgens ein Mädchenfußball-Camp geben, das sich vornehmlich an Mädchen zwischen acht und zwölf Jahren richtet. Dort können auch Mädchen mitmachen, die noch nicht in Vereinen spielen, Vorerfahrung ist nicht nötig. Sie sollen so für Fußball begeistert werden. Dann gibt es HipHop-Workshops in Zusammenarbeit mit Cultures Interactive und Zirkus-Workshops mit dem Zircus Cabuwazi, bei denen Jugendliche auch ohne Anmeldungen teilnehmen können. Es gibt neben dem Programm für Kinder und Jugendliche auch ein Programm für die Teams, die anreisen: ob das jetzt Botschaftsbesuche sind oder Stadtbesichtigungen mit den deutschen Partnerteams. Außerdem gibt es Konzertabende und das „Pinke Sofa“, wo die Teams die Möglichkeit haben, sich vorzustellen und von ihren eigenen Projekten zu erzählen.
Wer sind denn die internationalen Teams?
Es gab eine internationale Ausschreibung über die Goethe-Institute, und diese Teams wurden dann von einer Jury um Steffi Jones und Theo Zwanziger ausgesucht. Sieben internationale Teams nehmen nun teil sowie ein Team aus Berlin-Brandenburg, das zusammen mit dem Medienpartner Radio1 ausgesucht worden ist.
Die teilnehmenden Teams sind nicht auf Grund ihrer sportlichen Leistung ausgewählt worden, sondern bei der Auswahl stand ihr soziales Engagement im Mittelpunkt. Manche haben in ihren Heimatländern besondere Hindernisse zu überwinden, wenn sie ihren Sport ausüben. Zum Beispiel gibt es das Team Slum Soccer aus Indien. Slum Soccer ist eine Organisation, die vornehmlich mit Obdachlosen, Kindern von Prostituierten, Suchtkranken und Slumbewohnern zusammenarbeitet und ihnen die Möglichkeit gibt, ein Zusammengehörigkeitsgefühl in der Gesellschaft zu finden, das ihnen sonst verwehrt wird. Sie erreichen damit über 70.000 Menschen in ganz Indien. Andere Teams setzen sich für Völkerverständigung ein, zum Beispiel das Team Esperence aus Ruanda. Oder die Teams arbeiten religions- und regionsübergreifend wie Mifalot Hinuch, die ursprünglich in Tel Aviv gegründet wurden und in diesem Jahr ein gemischt israelisch-palästinensisch-jordanisches Team zu Discover Football schicken.
Was sind die Ziele des Fußball und Begegnungs e.V. und was möchte er gerade durch den internationalen Aspekt seiner Arbeit erreichen?
Unser Motto ist ja: Fußball ist Begegnung. Fußball ist Kultur. Wir wollen die Teams zusammenbringen und kulturellen Austausch ermöglichen. Wir wollen soziale und kulturelle Grenzen überwinden und gleichzeitig den Teams eine Plattform bieten, um über ihre Projekte zu informieren und vor allem von der Situation in ihrem eigenen Land zu erzählen. Wir wollen uns auch damit auseinandersetzen, wie in Deutschland mit den entsprechenden Themen umgegangen wird. Dazu gibt es zum Beispiel die „Pinken Podien“, wo wir Experten haben, die unter anderem über Fußball in der Entwicklungsarbeit oder das Zusammenspiel von Vereinen, Schulen und Sport in Berlin diskutieren werden. Darüber hinaus wird es auch ein Expertenforum geben für die Trainer und Betreuer der Teams.
Was steckt hinter dem Expertenforum?
Das Expertenforum führen wir zusammen mit dem Bündnis für Demokratie und Toleranz durch. Wir haben Referenten aus den Bereichen Sport, Entwicklung und Gender und da geht es in erster Linie darum, die verschiedenen Aspekte der sozialen Arbeit kombiniert mit Fußball zu betrachten. Das Forum ist für die Betreuer, die zusammen mit den Teams anreisen. Dort können sie sich gegenseitig kennenlernen, von ihrer Arbeit in den Projekten erzählen und davon, mit welchen Lösungsansätzen sie gute Erfahrungen gemacht haben. Wir haben bereits im Vorfeld die Projekte und ihre Teams kontaktiert und gefragt: Wo habt ihr die größten Schwierigkeiten? Aber auch: Was ist besonders gut gelungen und was ist für andere Projekte und Teams spannend, das sie vielleicht auch für die eigene Arbeit nutzen können?
Wir merkten einfach, da ist unglaublich viel Bedarf, sich auszutauschen und wir würden gern dabei helfen. Wir hoffen, langfristig diesen Austausch zu etablieren und auszubauen, so dass man mit den Ergebnissen dieses Expertenforums weiterarbeitet und eine gewisse Nachhaltigkeit entsteht.
Wie kann ein Partner wie das Bündnis dabei unterstützen?
Das Bündnis ermöglicht ein Zusammenkommen. Das Bündnis ist ja auch ein Knotenpunkt für zivilgesellschaftliches Engagement, das eine elementare Rolle in diesen Projekten spielt. Mit dem Hintergrund seiner Ansätze gegen Extremismus, für Demokratie und Toleranz, kann das Bündnis sicherlich auch inhaltlich als Partner sehr gut zur Seite stehen.