06.07.2009

Erinnerungsfahrt zur Gedenkstätte Auschwitz vom 31. Juli bis 4. August 2009

Sinti und Roma in Deutschland

Delegation in Auschwitz-BirkenauFoto: Erinnerungsfahrt 2008
Seit 1985 führt der Zentralrat der Sinti und Roma Fahrten zum Internationalen Roma-Gedenktag am 2. August nach Auschwitz durch. Gemeinsam mit dem Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma entsendet er jedes Jahr eine Delegation von Zeitzeugen, um diesem Tag zu gedenken. Am 2. August 1944 wurden die 2900 in Auschwitz-Birkenau verbliebenen Sinti und Roma auf Befehl des Reichssicherheitshauptamtes ermordet. Der vorangegangene Versuch, 6000 Sinti und Roma am 16. Mai 1944 in den Gaskammern umzubringen, scheiterte am Widerstand der Häftlinge. Daraufhin wurden alle noch arbeitsfähigen Lagerinsassen selektiert und in andere Konzentrationslager überführt. Zurück blieben Frauen, Kinder, Alte und Kranke. Sie alle fanden in der Nacht zum 3. August den Tod in den Gaskammern in Auschwitz.

Der Zentralrat der Sinti und Roma leistet mit der Fahrt zum Internationalen Roma-Gedenktag einen wichtigen Beitrag für die Aufarbeitung des Völkermords in der Öffentlichkeit und der Geschichtsschreibung. Er ermöglicht es vor allem aber auch den Überlebenden, an die Geschichte ihres Volkes und ihrer Familien zu erinnern. Das Bündnis für Demokratie und Toleranz (BfDT) unterstützt zum zweiten Mal die jährliche Erinnerungsfahrt. 2008 war es erstmals möglich, dass auch junge Sinti und Roma die Delegation der Holocaust-Überlebenden begleiten. Auch in diesem Jahr werden etwa 30 der ca. 100 Teilnehmer der 3. und 4. Generation angehören. Die Veranstalter haben erkannt, wie wichtig es ist, junge Menschen für die Erinnerungsarbeit zu interessieren und ihr Geschichtsbewusstsein zu wecken. Eine lebendige Erinnerungskultur kann nur entstehen, wenn sie kein Generationsphänomen ist. Deshalb soll am historischen Ort der Verfolgung auch der Dialog von Sinti und Roma unterschiedlichen Alters stattfinden. In verschiedenen Programmpunkten begeben sich die jungen Erwachsenen gemeinsam mit den Zeitzeugen auf die Suche nach den Orten der Verfolgung, erinnern an die Ermordeten und nehmen an den Gedenkveranstaltungen am 2. August in Auschwitz teil. Durch das Weitertragen ihrer Erlebnisse erhalten die Überlebenden die Gewissheit, dass dieser Teil dunkelster europäischer Geschichte nicht in Vergessenheit geraten wird.

Das Gedenken an die Opfer ist ein wichtiges Bedürfnis der Überlebenden und deren Familien. Vergangenheitsbewältigung muss aber immer auch zukunftsgerichtet sein, um die Gegenwart produktiv zu gestalten. Durch die enge Verknüpfung von persönlicher Geschichte und historischen Ereignissen soll den jungen Sinti und Roma ein politisches Bewusstsein vermittelt werden. Ein erster Schritt soll die Begegnung von internationalen Roma-Delegationen im Rahmen der Erinnerungsfahrt am 2. August in der Gedenkstätte Auschwitz sein. Gemeinsam werden die Teilnehmer die Situation der Roma und Sinti in ihrem Heimatland reflektieren. Das soll dazu beitragen, das Selbstverständnis der Sinti und Roma zu schärfen und ihr Selbstbewusstsein als Minderheit in den europäischen Staaten zu stärken. Das BfDT und das Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma erarbeiten für die Begegnung einen Workshop, der sich handlungsorientiert mit der Identität und den Konflikten von Minderheiten in Mehrheitsgesellschaften befassen wird. Zum Programm wird auch die inhaltliche Nachbereitung der Fahrt an den Heimatorten gehören.


Interner LinkHomepage des Zentralrats der Sinti und Roma in Deutschland
Interner LinkHomepage des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma