24.10.2011
800 Schüler beim schulübergreifenden Projekttag in Weimar
„Rebellion statt Reihenhaus? Jugend auf der Suche nach dem Wahn-sinn“
Ob diese Direktkandidaten aus Weimar wohl für Schüler kochen oder ihnen das Studium bezahlen würden? Würden sie! So zumindest kündigen es die selbsterdachten Werbespotts an, die Weimarer Schüler auf dem schulübergreifenden Projekttag „Rebellion statt Reihenhaus? Jugend auf der Suche nach dem Wahn-sinn“ am 23. September 2011 zusammen mit dem Bürgerradio LOTTE konzipiert haben.Der Projekttag findet bereits seit 2005 statt und umfasst inzwischen fast 40 Workshops und über 800 Teilnehmer. Diese setzten sich einen Tag lang mit verschiedenen Themen wie Diskriminierung, politischer Beteiligung und Toleranz auseinander – mal eher theoretisch, mal ganz praxisnah. Ein Ziel des Projekttages war es, den Schülern zu zeigen, welche Möglichkeiten des politischen oder zivilgesellschaftlichen Engagements es gibt, ein anderes ihren Horizont mit neuen Impulsen zu erweitern. Das Lernen sollte aus der Schule herausgeholt werden und die Schüler konnten sich mit der Frage beschäftigen: Rebellieren wir heutzutage noch gegen irgendetwas?
Das Workshopangebot zeigte eine beeindruckende Bandbreite: während sich einige Gruppen spielerisch fernen Kulturen annäherten, beispielsweise beim Sambatanz oder dem sehr beliebten Capoeira-Workshop, wurde in anderen Workshops angeregt philosophisch diskutiert. „Ist Kommunismus die Zukunft oder ein Menschenrechtsverbrechen?“, fragte sich eine der Schülergruppen, während andere sich kritisch mit dem Vermächtnis der DDR oder Rechtsextremismus auseinandersetzen. Neben Veranstaltungen in den Schulen wurden auch Führungen durch das ehemalige KZ Buchenwald und ein konsumkritischer Stadtrundgang angeboten.
Geleitet wurden die Workshops von verschiedenen Akteuren des zivilgesellschaftlichen Engagements. Auch das Bündnis für Demokratie und Toleranz, das sich seit Jahren dafür einsetzt, diese Akteure zu vernetzen und zu unterstützen, war vertreten und bot eine Einführung in „Möglichkeiten des ehrenamtlichen Engagements“. Bei dem Workshop, der vom Themenbereichsleiter Extremismus und Antisemitismus, Markus Priesterath, geleitet wurde, konnten sich die Schüler darüber austauschen, wie sie mit Gleichgesinnten etwas auf die Beine stellen und sich gemeinsam engagieren können.
Die Schüler hatten die Gelegenheit ihre neu gewonnenen Anregungen gleich umzusetzen und sich in von ehrenamtlichen Projekten organisierten Arbeitsgruppen mit unterschiedlichen Aspekten des zivilgesellschaftlichen Engagements zu befassen: Umwelt, Seniorenbetreuung, Tierschutz und vernachlässigte Kinder standen als Themengebiete zur Auswahl. Besonders die Arbeitsgruppe zum Thema Umwelt stellte danach konkrete Pläne vor, z.B. im Wald Müll aufzusammeln.
Doch der Projekttag wurde nicht nur von Schülern besucht, er wurde auch von Schülern organisiert. Unter den sieben teilnehmenden Schulen waren erstmals auch eine Regelschule und eine Waldorfschule vertreten. So konnten sich die Schüler nicht nur durch neue Aktivitäten kennen lernen, sondern sich auch mit Schülern aus Schulformen austauschen, mit denen sie sonst kaum Kontakt haben. Zum Beispiel auf der Abschlussfeier des Projekttages, die wie in den Jahren zuvor im Jugend- und Kulturzentrum mon ami stattfand. Dort war es im letzten Jahr zu gewalttätigen Auseinandersetzungen gekommen, dieses Jahr gab es glücklicherweise keine Zwischenfälle. Um Gewaltbereitschaft rechtzeitig vorzubeugen, hatten die organisierenden Schüler einen Deeskalationskurs absolviert. Diese wurde vom Kriminalpräventiven Rat der Stadt Weimar angeboten, der 2010 für sein Engagement mit dem „Aktiv für Demokratie und Toleranz“-Preis des Bündnisses für Demokratie und Toleranz ausgezeichnet wurde. Zusammen mit den Schülern der beteiligten Schulen sicherten sie einen reibungslosen Ablauf und trugen damit zu einem aufschlussreichen und interessanten Projekttag bei.
