08.06.2011
Neue Medienwelten – eine Herausforderung für die Kriminalprävention?
16. Deutscher Präventionstag in Oldenburg
Neue Medienwelten – eine Herausforderung für die Kriminalprävention? – Unter diesem Motto fand am 30. und 31. Mai zum 16. Mal der Deutsche Präventionstag statt, der vom Bündnis für Demokratie und Toleranz unterstützt wurde. Der europaweit größte Kongress im Bereich der Kriminalprävention zog in diesem Jahr insgesamt mehr als 8000 Gäste an und verzeichnete somit einen Besucherrekord.An zahlreichen Ständen in der Oldenburger Weser-Ems-Halle präsentierten sich die unterschiedlichsten Initiativen, Vereine und Institutionen, die im Bereich der Gewaltprävention tätig sind. Die Aussteller hatten Gelegenheit, sich neue Anregungen zu holen und miteinander zu vernetzen. Für den Wissensaustausch sorgten u.a. die Fachvorträge wie jener von Prof. Dr. Christian Pfeiffer vom kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen e.V., Workshops über Themen wie „Umgang mit sozialen Netzwerken und Prävention von Cybermobbing“ und kulturelle Beiträge, wie gewaltpräventive Theaterstücke so z.B. von der „Wilden Bühne Bremen“.
In diesem Jahr steht der Präventionskongress ganz im Zeichen der Gefahren, die die neuen Medien bergen. Wissenschaftler, Fachleute aus der Präventionspraxis und Politiker beschäftigten sich intensiv mit der Frage, wie unsere Gesellschaft neuen Problemfeldern aus dem virtuellen Raum entsprechend begegnen kann.
In seiner Eröffnungsrede stellte der niedersächsische Ministerpräsident und Schirmherr der Veranstaltung David McAllister heraus, dass vor allem junge Menschen auf ihren Streifzügen durch das Internet gefährdet seien und betonte in diesem Zusammenhang die große Bedeutung der Förderung von Medienkompetenz. An diesem Punkt setzt auch das vom Bündnis präsentierte Präventionsprojekt „Medienscouts“ an. Hier werden Jugendliche von Profis aus der Medienpädagogik und Kriminalprävention dazu ausgebildet, jüngere Schülerinnen und Schüler über die Gefahren des Internets aufzuklären. Der lebendige Vortrag des Initiators Dr. Bojan Godina im Rahmen des Projektspots des BfDT am 31. Mai stieß auf große Resonanz beim Publikum. Durch die Präsentation von so genannten Best-Practice-Beispielen im Rahmen von BfDT-Ständen und Veranstaltungen können sich andere Projekte oder Fachleute Impulse für die eigene Arbeit einholen.
Am Vortag stellte ebenso Power Child e.V., das Präventionsnetzwerk gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen aus München, seine Arbeit mit großem Erfolg am Stand des Bündnisses vor. Dieses herausragende Projekt, das unter anderem theaterpädagogisch aktiv ist, wurde im Aktiv-Wettbewerb 2010 durch das Bündnis ausgezeichnet. Die pädagogische Leiterin Astrid Gräfin Schimmelpenninck von Power Child freute sich vor allem über eine Vielzahl neuer Kontakte und fachkundiger Gespräche.
Ähnlich war auch die generelle Stimmung: Insgesamt schätzten die TeilnehmerInnen insbesondere die vielfältigen Austausch- und Informationsmöglichkeiten in kooperativer Atmosphäre. Für letztere sorgte auch die Stadt Oldenburg, die unter dem Motto „Eine ganze Stadt macht Prävention“ schon seit Jahren eine umfassende Präventions- und Vernetzungsarbeit leistet.
Zum Ende des Kongresses wurde dann noch die „Oldenburger Erklärung“ des deutschen Präventionstages und der Veranstaltungspartner veröffentlicht, mit dem Appell an Politiker, Medien und Verbände, das Internet dürfe nicht zum rechtsfreien Raum werden. Hiermit ist die Forderung verbunden, die Kriminalprävention auf virtueller Ebene durch rechtliche und sicherheitstechnische Maßnahmen zu stärken. Doch auch in „konventionellen“ Bereichen geht der Einsatz gegen Gewalt, Extremismus und Straftaten jeglicher Art weiter. Der Präventionstag spielt hier als Vernetzungs- und Informationsplattform eine entscheidende Rolle, indem er einen Raum für die Entwicklung neuer Ideen, Netzwerke und Strategien schafft.
Vor allem aber wäre die qualitativ hochwertige Präventionsarbeit in Deutschland ohne den unermüdlichen Einsatz unzähliger zivilgesellschaftlich und professionell engagierter Einzelpersonen undenkbar. Einer davon ist Sebastian Ramnitz, der jüngste Botschafter für Demokratie und Toleranz im Jahr 2009, der sich mit seinem Verein Contra e.V. ehrenamtlich gegen Rechtsextremismus einsetzt und auch beim Präventionstag mit der durch das Bündnis mitfinanzierten Wanderausstellung „Aufklärung über Rechtsextremismus“ vertreten war. „Prävention muss immer laufen, ein Problem ist nicht erst da, wenn es sichtbar ist. Man muss immer am Ball bleiben“, meinte Ramnitz am Ende des Präventionstages.