08.12.2010

"Wir alle sind gefordert Jugendlichen die Hand zu geben“

Präventionsfachtagung „Rems-Murr-Kreis im Dialog – Gemeinsam gegen Gewalt“ am 30. November und 1. Dezember 2010 in Winnenden

Podiumsdiskussion "Gemeinsam gegen Gewalt"
Prof. Dr. Ulrich Goll, Justizminister und stellvertrender Ministerpräsident in Baden-Württemberg
Dr. Gregor Rosenthal
Am 30. November und 1. Dezember veranstaltete das Bündnis für Demokratie und Toleranz (BfDT) gemeinsam mit der Polizeidirektion Waiblingen und dem Kreisjugendring Rems-Murr e.V. die Präventionsfachtagung „Gemeinsam gegen Gewalt - Rems-Murr-Kreis im Dialog" in Winnenden. Ingesamt rund 600 Teilnehmer kamen zusammen, um sich über Strategien der Gewaltprävention auszutauschen und die praxisnahen Workshops der Tagung zu besuchen.

Insbesondere seit dem erschütternden Amoklauf Anfang 2009 in Winnenden hat sich ein vielfältiges zivilgesellschaftliches Engagement in und um Winnenden gebildet. Zahlreiche Projekte sind ins Leben gerufen worden, um den Ursachen für Gewalt und Ausgrenzung vorzubeugen. Mit dem Ziel, die gute Arbeit dieser Projekte und Initiativen zu stärken, noch mehr Menschen mit ihren Angeboten zu erreichen und neue Mitstreiter zu gewinnen, wolltedie Fachtagungvor allemwichtige Faktoren für eine erfolgreiche Vernetzung sichtbar machen. Entsprechend groß war das Interesse an den inhaltlichen Angeboten auf dem Präventionsfachtag und dem Austausch der Teilnehmer untereinander.

Bereits zur Auftaktveranstaltung am 30. November erschienen über 100 Teilnehmer zur feierlichen Überreichung des Hans-Götzelmann-Preises an das erfolgreiche Projekt „Gewalt ist keine Lösung" der Jugendfeuerwehr des Rems-Murr-Kreises und zum Impulsvortrag zum aktuellen Thema „Handy, Facebook, Twitter und Co. - Sozialverhalten 2.0" von Martin Pinkerneil, dem Projektleiter von „handysektor". Das überwiegend erwachsene Publikum an diesem Abend war erstaunt über die vielseitige Nutzung der Medien durch Jugendliche, die jedoch auch nicht immer mit den gängigen Klischees einer „medienabhängigen Jugend" übereinstimmen. „Wenn Kinder- und Jugendliche ein gesundes soziales Umfeld in Form von Familie und Freunden haben, werden sie immer die gemeinsame Freizeitgestaltung dem Umgang mit neuen Medien vorziehen", erläuterte Pinkerneil.

Am 1. Dezember erwarteten die Teilnehmer insgesamt 19 inhaltliche Workshops rund um das Thema Gewaltprävention. Diese richteten sich sowohl an Pädagogen, Eltern und Multiplikatoren der kulturellen und politischen Bildung als auch an Kinder und Jugendliche ab der Klassenstufe 7 aus den Schulen in Winnenden und Umgebung. Die Schüler beschäftigten sich mit Themen wie „Netzangriff - Cybermobbing", „Schubladendenken" - einem Workshop zur Entkräftung von Vorurteilen, oder „Da steck ich ganz schön in der Klemme" - einem Training zum Umgang mit moralischen Zwickmühlen und Zivilcourage. Nach den Workshops versammelten sich alle Teilnehmer in der Hermann-Schwab-Halle, wo regionale Initiativen und Projekten für Toleranz und Gewaltprävention ihre Arbeit auf einem Markt der Möglichkeiten vorstellten.

Um 11 Uhr eröffneten Dr. Gregor Rosenthal, Geschäftsführer des BfDT, Helmut Holzwarth, Oberbürgermeister der Stadt Winnenden und Prof. Dr. Ulrich Goll, Justizminister und stellvertretender Ministerpräsident in Baden-Württemberg, den zum dritten Mal stattfindenden Präventionsfachtag mit kurzen Ansprachen. Anschließend hielt Erwin Maisch vom Verein „Schule machen ohne Gewalt" (SMOG e.V.) ein Inputreferat zum Thema „Faktoren für eine erfolgreiche Vernetzung". Der Verein aus Frankfurt am Main bietet seit Jahren erfolgreiche gewaltpräventive Trainings für Kinder- und Jugendliche an und ist weit über die Grenzen Hessens hinaus bekannt. Maisch machte deutlich, dass Nachhaltigkeit Erfolgsentscheidend für ein Projekt sei: „Man darf keine Leuchtturmprojekte machen, die einmal aufflackern und dann wieder verschwinden, sondern sie müssen konstant arbeiten." Die große Teilnehmerzahl und die rund 30 Projekte und Initiativen auf dem Markt der Möglichkeiten zeigen, dass in Winnenden und im gesamten Rems-Murr-Kreis ein großes Interesse an nachhaltigem Engagement vorhanden ist. Insbesondere nach dem Amoklauf im Jahr 2009 ist das Bedürfnis umso größer, Kindern und Jugendlichen eine Perspektive auf eine gute und gewaltfreie Zukunft zu garantieren. Auch Dr. Gregor Rosenthal unterstrich in der auf Maischs Referat folgenden Podiumsdiskussion: „Das Bündnis für Demokratie und Toleranz ist auf der Suche nach kompetenten Partnern vor Ort - die haben wir hier. Wir alle sind gefordert Jugendlichen die Hand zu geben, Tipps zu geben, Medien sinnvoll zu nutzen - dazu ist eine interaktive und generationenübergreifende Veranstaltung wie die heutige hervorragend geeignet."

Die anwesenden Besucher zeigten sich begeistert von den Angeboten des Tages. Auf dem Markt der Möglichkeiten stellten sie viele Fragen an die einzelnen Projektmitarbeiter und deckten sich mit Informationsmaterial ein. Aus den Workshops konnten sie ebenfalls Vieles mitnehmen, insbesondere zu jugendnahen Themen wie Mobbing im Klassenzimmer oder im Internet.

Das BfDT hat sich sehr gefreut die Präventionsfachtagung gemeinsam mit der Polizeidirektion Waiblingen und dem Kreisjugendring Rems-Murr e.V. auszurichten und kann sich gut vorstellen, das erfolgreiche Modell auf andere Regionen zu übertragen. So wünschte sich zum Beispiel eine Teilnehmerin aus Ludwigsburg eine vergleichbare Tagung in ihrer Stadt.



Interner LinkEinladung zur Tagung „Gemeinsam gegen Gewalt“ in Winnenden
Download-IconProgrammflyer "Rems-Murr-Kreis im Dialog - Gemeinsam gegen Gewalt"