09.02.2010
Projektbericht „Disco – nicht ohne Dich!“
Von Björn Nagel (Lübecker Jugendring)„Disco – nicht ohne Dich“ war ein Projekt des Lübecker Jugendringes, AZADIs und des Sprecherrates des Jugendzentrums Burgtor, welches durch Aktion Mensch -

Zu Beginn des Jahres 2006 berichtete der Sprecherrat im Jugendhilfeausschuss der Hansestadt Lübeck über rassistische Ausgrenzungen vor Lübecker Diskotheken. Daraufhin bildete sich ein Arbeitskreis aus betroffenen und politisch interessieren Jugendlichen unter der Federführung des Lübecker Jugendringes. Es gab Diskussionen in der Lübecker Bürgerschaft und im Jugendhilfeausschuss, Gespräche mit Türstehern und Diskothekenbetreiber_Innen und es entstand eine enge Zusammenarbeit mit Stefan Schölerman vom NDR, der mehrere Radiobeiträge zu dem Thema verfasste. Nachdem der Arbeitskreis im April 2006 in der Lübecker Diskothek „Body & Soul“ eine Anti-Diskriminierungsparty veranstaltete, wurde der Entschluss gefasst, das Projekt, anfänglich noch mit dem Arbeitstitel „Nicht ohne meinen Freund – nicht ohne meine Freundin“, ins Leben zu rufen.
Gemeinsam wurde ein Flyer entwickelt, der verschiedene Funktionen erfüllen sollte. Zunächst einmal sollte er auf das Problem aufmerksam machen, dass immer wieder Menschen aufgrund von Vorurteilen nicht in Lübecker Diskotheken gelassen werden. Haar- und Hautfarbe, Name, Religion und Herkunft seien Merkmale, die zur Ausgrenzung führen würden, weil mit diesen Merkmalen oft negative Assoziationen verbunden sind. Deshalb würden jedes Wochenende viele Menschen zu unrecht systematisch von Veranstaltungen ausgeschlossen, was zu Frustrationen, Eskalationen und zur Minderung der Integrationsbereitschaft der Betroffenen führen würde. Unterstrichen wurden diese Aussagen von Zitaten, die sich die betroffenen Beteiligten oder ihre Freund_Innen an den Eingängen von Diskotheken anhören müssten. Es waren Aussagen wie „...schlechte Erfahrungen mit Ausländern ...“, wobei nicht interessierte, ob die Betroffenen einen deutschen Pass besitzen oder nicht. Auch „...ihr Südländer seid zu gefährlich, macht zu viel Stress“, was ebenfalls eine Verbindung von optischen Merkmalen mit Vorurteilen darstellt.
Schließlich wurden die Leser_Innen des Flyers aufgefordert, sich mit den Betroffenen zu solidarisieren, sich in Fällen von Ausgrenzung für die Betroffenen stark zu machen und Diskotheken oder Veranstaltungen nicht zu besuchen, die grundlos Menschen ausgrenzen. So sollte den Betreiber_Innen gezeigt werden, dass derartige Ausgrenzungspraktiken von vielen Menschen nicht akzeptiert werden. Außerdem richtete sich der Flyer auch an Menschen, die selber betroffenen waren oder rassistische Ausgrenzung beobachteten. Diese wurden auf

Schließlich wurden 2000 Flyer, 600 Schlüsselbänder und 1000 Buttons gedruckt. Dann fingen wir an eine Tour mit einem Infostand vor den Diskotheken zu planen. Auftakt für die Tour war eine große Live-Veranstaltung unter dem Motto des Projektes. In den Monaten November und Dezember 2006 stellten wir unseren Infostand dann an den Wochenenden vor den Lübecker Diskotheken auf. Da es das Ziel der an dem Projekt beteiligten jungen Erwachsenen war eine breite Lübecker Öffentlichkeit zu informieren, bauten wir unseren Stand nicht nur vor den Diskotheken „A1“ und „Queens“, die durch ihre Türpolitik negativ aufgefallen waren auf, sondern besuchten alle Lübecker Diskotheken. Dadurch informierten wir nicht nur zahlreiche junge Menschen vor Ort, sondern wurden auch mit zum Teil halbseitigen Artikeln in den Lübecker Nachrichten erwähnt, wodurch weitere Menschen informiert und sensibilisiert wurden.
Aber auch auf anderer Ebene zeigt sich der Erfolg des Projektes: 2007 wurde es Landessieger Schleswig-Holstein beim bundesweiten Wettbewerb „Teilhabe und Integration von Migrantinnen und Migranten durch bürgerschaftliches Engagement“ der Stiftung Bürger für Bürger und im Jahr 2008 wurde ein weiterer Preis durch das Bündnis für Demokratie und Toleranz verliehen.