10.12.2015
Demokratie vor Ort: ASYL-DIALOGE im Heimathafen Neukölln
Sein bester Freund sei jetzt tot, seine damalige Verlobte mit einem anderen verheiratet, mehr wolle er über sie nicht erzählen, erklärt Wasir und senkt seinen Blick. In Pakistan lässt er sein Leben zurück, flieht, weil der Tod allgegenwärtig ist und die Angst regiert. Erst nach Griechenland und schließlich nach Deutschland.Doch auch auf der Flucht bleiben Angst, Demütigung und Misstrauen seine steten Begleiter, wenn in Griechenland rechte Militanten seine Unterkunft mit Steinen bewerfen und die Polizei nur zuschaut, wenn in Deutschland tagtäglich die Abschiebung droht. Wasirs Geschichte ist einzigartig – und steht doch sinnbildlich für viele andere Schicksale Geflüchteter.
In Kooperation mit der „Bühne für Menschenrechte“ organisierten das BfDT und Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V. am 01.12.2015 eine Aufführung der ASYL-DIALOGE mit anschließendem Publikumsgespräch im Heimathafen Neukölln. Die zahlreichen Zuschauer/-innen erlebten einen ganz besonderen Theaterabend des „wortgetreuen Theaters“: In unzähligen vorausgegangenen Interviews wurden Fluchtschicksale zusammengetragen, gekürzt und auf die Bühne gebracht – erfunden ist kein einziges Wort.
Was kann getan werden um den geflüchteten Menschen in unserer Nachbarschaft zu helfen? Dort setzen die Asyl-Dialoge an: Sie beschränken sich nicht darauf Fluchtursachen erfahrbar, nachvollziehbar zu machen und Einzelschicksale aus der täglichen medialen Bilderflut über Geflüchtete herauszustellen. Sie kreieren auf der Bühne vielmehr einen Dialog zwischen Geflüchteten und Menschen ohne Fluchthintergrund, Menschen die nicht mehr wegschauen wollen, sich engagieren, solidarisch zeigen.
Es wird veranschaulicht, wie Vertrauen und Freundschaften – oft trotz Sprachbarrieren – entstehen, was Solidarität erreichen und wie Geflüchteten ein wenig Würde zurückgegeben werden kann.
Gemeinsam ins Gespräch zu kommen war die Zielsetzung des anschließenden Publikumsgesprächs mit Vertreter/-innen von Borderline Europe und dem Refugee Movement in Berlin. Vor dem Hintergrund der aktuellen Lage wurden insbesondere ganz praktische Themen diskutiert: Wie gehen Abschiebungen eigentlich vonstatten? Hat die Dublin-III-Verordnung Zukunft? Wie viele illegalisierte Geflüchtete leben derzeit in Deutschland? Und: Wie kann man selber helfen?
An diesem Abend wird deutlich: Viele Menschen wollen einen ganz persönlichen Beitrag zur Willkommenskultur in Deutschland leisten. Eine erste Orientierung für Möglichkeiten des Engagements möchte das Portal (

Im Anschluss an das Gespräch lud das BfDT zu einem kleinen Empfang ein, bei dem die Gelegenheit genutzt wurde, sich weiter über das Portal Demokratie vor Ort zu informieren und sich mit anderen Engagierten zu vernetzen.