17.07.2014
Kölner Appell gegen Rassismus - Einsatz für ein buntes Zusammenleben
Seit 30 Jahren setzt sich der "Kölner Appell gegen Rassismus e.V." für ein gleichberechtigtes Miteinander zwischen der Mehrheitsgesellschaft und Migrant/-innen in Köln und darüber hinaus ein. Schwerpunkte der meist ehrenamtlich getragenen Arbeit sind die politische Bildungsarbeit, die Erinnerungsarbeit und die Kinder- und Jugendarbeit. Der Verein leistet mit Angeboten, wie Hausaufgabenbetreuung, und mit Publikationen, wie dem Kölner Stadthandbuch Hilfestellung, bei der Bewältigung täglicher Herausforderungen. Auch Sozial- und Asylberatung sowie andere Formen praktischer Hilfe gehören zum Angebot.Ziel des Vereins ist es, für die Rechte und Interessen von Migrantinnen und Migranten gegenüber Politik und Verwaltung einzustehen, die Verbesserung der Chancengleichheit zu fordern und die Vermittlung demokratischer Verhaltensweisen auf Grundlage eines kritischen und sozialen Bewusstseins zu fördern.
Lesen Sie mehr über die Arbeit des Vereins im Interview mit Christoph Besser:

Der Kölner Appell gegen Rassismus entstand am 23. März 1983 aus einer bundesweiten Unterschriftensammlung, dem "Kölner Appell gegen menschenfeindliche Ausländerpolitik". Damit es nicht bei der einmaligen Protestaktion gegen die deutsche "Ausländerpolitik" blieb, wurde ein Komitee gleichen Namens gegründet, das sich in den folgenden Jahren durch Podiumsdiskussionen, Infostände, Flugblätter, Demonstrationen und andere Formen der Öffentlichkeitsarbeit für die Gleichberechtigung aller Menschen engagierte. Am 17. Dezember 1986 kam es zur Gründung des Kölner Appell e.V. und dem Beginn der Sozialberatung. Es konnten drei Stellen für Sozialberater/-innen geschaffen werden, zu deren Sprechstunden vor allem Flüchtlinge kamen, die Hilfe für das Asylverfahren suchten und bei vielen anderen Problemen Unterstützung benötigten. Seit August 1991 haben wir ein Büro in der Wahlenstraße als feste Anlaufstelle.
Mit welchen Aktionen gelingt es Ihnen, Menschen unterschiedlicher Herkunft einzubeziehen?
Von Vorteil ist, dass auch unsere Mitarbeiter/-innen ganz unterschiedliche Wurzeln aufweisen. Menschen, die zu uns kommen, können sich zumeist auch in ihrer Muttersprache an uns wenden. Damit auch der Schritt der Integration in die (Stadt-)Gesellschaft klappt, bieten wir auch kostenlose Deutschkurse an. Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen steht bei uns im Vordergrund.
Wie können sich Kinder und Jugendliche in die Vereinsarbeit einbringen?
Zentrales Anliegen unserer Arbeit ist es, die Bildungschancen derjenigen Kinder und Jugendlichen zu verbessern, die von Beginn an schlechtere Startbedingungen haben. Dabei ermutigen wir sie frühzeitig, selbst Verantwortung zu übernehmen. Die Jugendzeitung KÖRNERSTRASSE77 ist so ein Beispiel dafür. Die Jugendlichen wählen Themen aus ihrer Lebenswelt aus, die sie interessieren, und bearbeiten diese selbstständig. Sie wählen Gesprächspartner/-innen aus und führen Interviews. Anschließend bereiten sie die Interviews für den Druck auf. Auch den Verkauf der Zeitung übernehmen sie, um sich und der Gruppe kleine Gemeinschaftsausflüge zu finanzieren. Zudem können Kinder und Jugendliche in unserer Hausaufgabenhilfe selbst mit anpacken und ihren Altersgenoss/-innen bei schulischen Herausforderungen und Verständnisproblemen helfen. Die Älteren können auch kleinere Projekte oder Ausflüge selbstständig organisieren und durchführen. Nach Abschluss der Schule versuchen wir, sie für die Vereinsarbeit zu gewinnen, um sie in unsere Strukturen einzubinden.
Woher nehmen Sie die Ideen für die vielfältigen Veranstaltungen und Projekte?
Von großer Bedeutung für unsere Arbeit sind die ganz verschiedenen Erfahrungshorizonte, Lebenswirklichkeiten und Talente unserer Mitarbeiter/-innen. Aus diesen Quellen erwachsen die Ideen für unsere Projekte.
Mit welchen Akteuren aus Zivilgesellschaft, Politik und Religion kooperieren Sie dabei?
Wir sind eng vernetzt mit Initiativen und Organisationen im Kölner Stadtbezirk Ehrenfeld, in der Stadt Köln aber auch darüber hinaus. Über verschiedene Arbeitskreise und Vernetzungstreffen kooperieren wir mit den Kölner Interkulturellen Zentren sowie mit Initiativen und Organisationen, die in der Kinder- und Jugendarbeit, der Migrations- und Flüchtlingsarbeit und in der Straffälligenhilfe aktiv sind.
Mittlerweile gibt es den Verein bereits seit 30 Jahren. Welche Bilanz kann bislang gezogen werden?
Unsere Arbeit ist nicht zu Ende. Rassismus, Diskriminierungen und Ausgrenzungen sind weiterhin in unserer Gesellschaft eine nicht hinzunehmende Realität. Das zeigt nicht zuletzt die Mordserie des NSU. Wir arbeiten weiter daran, dass sich das Zusammenleben von Deutschen und Migrant/-innen verbessert, dass unsere Gesellschaft gerechter wird.
Welche weiteren Aktionen und Veranstaltungen vom Kölner Appell gegen Rassismus e.V. fanden in diesem Jahr bereits statt? Was haben Sie für die Zukunft geplant?
Wie jedes Jahr nehmen wir an Straßen- und Stadtteilfesten sowie an den Veranstaltungen am 1. Mai und dem Weltkindertag teil, wo wir die Arbeit unseres Vereins vorstellen und für unsere Ziele werben. Aber auch einmalige Großveranstaltungen wie "

Teil unseres Engagements ist auch die Unterstützung der Gedenkveranstaltungen zur Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am 27. Januar. Mehrmals im Jahr veranstalten wir einen Rundgang im Stadtteil zum jüdischen Leben in Ehrenfeld.
Im Zusammenhang mit der Kommunalwahl am 25. Mai haben wir an der U16-Wahl des Kölner Jugendringes teilgenommen, um die Jugendlichen – aber auch ihre Eltern – zur Teilnahme an den Wahlen zu animieren. Das wichtigste Ereignis in diesem Jahr war unsere 30-Jahr-Feier im Januar, bei der der Bundesinnenminister a. D. Gerhart Baum die Laudatio hielt.
Zukünftig werden wir unsere Flüchtlingsarbeit und Straffälligenhilfe weiter intensivieren. In Köln stehen mit dem Neubau der JVA Ossendorf wichtige Veränderungen an, die wir kritisch begleiten werden. Aber auch die steigenden Flüchtlingszahlen stellen uns vor die Herausforderung, so in die Stadtgesellschaft hineinzuwirken, dass sich ein positives Miteinander einstellt, das den Bedürfnissen und Nöten der zu uns Geflüchteten Rechnung trägt. Im Juli findet unsere alljährliche Familienfreizeit auf der westfriesischen Insel Ameland statt. Wie schon im letzten Jahr streben wir auch in diesem Jahr an, für die Kinder und Jugendlichen in den Ehrenfelder Flüchtlingsheimen über Spenden finanzierte Nikolausfeiern zu veranstalten. Derzeit erarbeiten wir zudem zum Thema Kinderrechte die Broschüre "Kinder für Kinderrechte", die an alle Schüler/-innen in Ehrenfeld zum Jahresende kostenlos abgegeben werden soll.
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