29.06.2012

"Wir versuchen, alle Formen der Diskriminierung gleichrangig zu beachten"

Interview mit Sanem Kleff, Leiterin von "Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage"

Sanem Kleff (Foto: Papadopoulos/Yilmaz)
Zukunftslabor (Foto: Yilmaz)
Diskussion zur Fortbildung von LehrerInnen (Foto: Papadopoulos)
Wie werden sich Schulen in Zukunft gegen Rassimus und für Toleranz engagieren? Diese und weitere Fragen wurden am 9. und 10. Mai lebhaft und konstruktiv diskutiert, als "Schule ohne Rassimus – Schule mit Courage" zur ersten bundesweiten Zukunftswerkstatt einlud. Für das Bündnis für Demokratie und Toleranz – gegen Extremismus und Gewalt (BfDT) nahm Dr. Gregor Rosenthal, Leiter der BfDT-Geschäftsstelle, teil.

Am 9. und 10. Mai fand erstmals ein Zukunftslabor von "Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage" statt. Was war das Ziel?

Sanem Kleff: Anlass für das Zukunftslabor war ein symbolischer Moment in der Geschichte unseres Projektes. Im Januar ist die tausendste Schule unserem Netzwerk beigetreten. Das ist doch ein guter Zeitpunkt, sich zu fragen: Wo stehen wir heute? Wo sind unsere Stärken, wo liegen unsere Schwächen? Sich das zu überlegen ist keine Aufgabe, die alleine in der Bundeskoordinationsstelle zu bewältigen ist, das kann auch der Trägerverein nicht machen. Jetzt müssen alle relevanten Akteure des Netzwerkes zusammenkommen und die wichtigsten Punkte diskutieren!

Wer nahm am Zukunfslabor teil?

Eingeladen haben die Verteter der Organisationen, die in den Bundesländern die Koordination übernehmen, aber auch Akteure der regiolen Ebene und der Kooperationspartner. Es kamen auch Vertreter der Schulen und Förderer. Insgesamt sind etwa 180 Personen involviert gewesen.

Insgesamt eineinhalb Tage tauschten sich die Teilnehmenden aus. Wie genau lief das Treffen ab?

Zu Beginn gab es Inputreferate. Prof. Barbara John, die Ombudsfrau der Bundesregierung für die Opfer der NSU-Morde hat uns ein Stück gesellschaftliche Realität in den Raum geholt. Auch Prof. Wilhelm Heitmeyer hat seinen Ansatz der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit noch einmal dargelegt. Wir versuchen, alle Formen der Diskriminierung gleichrangig zu beachten. Deswegen gab es auch Module zu den verschiedenen Themenfeldern, zu denen die Schulen arbeiten: von Erinnerungskultur, zu Homophobie über Sexismus. Wir haben uns angeguckt, welche Methoden man hier einsetzen kann, zum Beispiel Vernetzung oder Theaterworkshops. Außerdem haben wir die Erfahrungen mit den verschiedenen Formaten ausgewertet und uns auch übergeordnete Fragen zur Arbeit des Netzwerkes gestellt.

Gibt es schon erste Ergebnisse oder Richtlinien für die Zukunft?

Alleine die Abschriften der Outputs der 25 Arbeitsgruppen und der Plena füllen jetzt schon einen ganzen Ordner. Was ganz wesentlich ist: Unser Grundverständnis eines Netzwerkes, das sich aus so vielen Akteuren zusammensetzt, wird von allen als sehr positiv wahrgenommen. Wir greifen auch auf das Know-How unser mehr als 200 Kooperationspartner zurück. Zu den Themen, die besonders nachgefragt wurden, wird es im nächsten Jahr weitere Veranstaltungen geben.

Über 750.000 Schüler sind an einer "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage". Was bedeutet das für jeden einzelnen?

1000 Schulen bedeutet auch: 1000 verschiedene Schulen. In jeder Schule wird das Projekt unterschiedlich gehandhabt. Der Titel "Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage" ist nur ein Symbol dafür, dass die Schulen sich in Zukunft verpflichten, sich zu engagieren. In der einen Schule gibt es vielleicht sehr viel Mobbing, in einer andren drängen rechte Kameradschaften mit CDs auf den Schulhof. Wir machen den Schulen bewusst, welche Themen es gibt und womit sie sich beschäftigen sollten. Was sie konkret machen, ist ihnen dann selbst überlassen.

Interner LinkHomepage "Schule ohne Rassismus"