25.04.2012
Zeitzeugen treffen Journalisten: Rückblick auf die Internationalen Begegnungen in Dachau
Podiumsdiskussion zur Bedeutung von Erinnerung im Einsatz gegen Rechtsextremismus
Rund 60 Teilnehmende, darunter Journalisten, Mitglieder des Freundeskreises der Gedenkstätte Dachau und des Vereins Gegen Vergessen für Demokratie e.V. kamen am 29. März im Max-Mannheimer-Studienzentrum in Dachau zusammen, um über die Bedeutung von Erinnerung auch im Hinblick auf das heutige Engagement gegen Rechtsextremismus zu diskutieren. Bei der Podiumsdiskussion kam es zum intensivem Austausch mit den Teilnehmenden der internationalen Begegnung, bei der sich Jungjournalisten und Jungjournalistinnen mit Zeitzeugen ausgetauscht und ihre Erfahrungen multimedial festgehalten haben.Gemeinsam wurden nicht nur die Ergebnisse der Begegnung resümiert, sondern auch Ansätze für die zukünftige Arbeit diskutiert. Dr. Gregor Rosenthal, Leiter der Geschäftsstelle des Bündnisses für Demokratie und Toleranz – gegen Extremismus und Gewalt (BfDT) diskutierte mit Peter Weiß, MdB und Präsident des Maximilian-Kolbe-Werks und Teilnehmenden der Begegnung. Dabei ging es nicht nur um die Bedeutung von Erinnerung im Einsatz gegen Rechts, sondern auch um aktuelle Tendenzen der rechtsextremen Szene. So berichtete eine junge Journalistin aus Dortmund, dass die NPD dort in einigen Stadtteilen so präsent sei, dass nicht-rechtsextreme Bewohner diese verließen. Dies zeigt wieder einmal deutlich, dass Rechtsextremismus kein rein ostdeutsches Problem ist und ihm mit Engagement und einer breiten Zivilgesellschaft entgegengetreten werden muss.
Die Podiumsdiskussion bildete den Abschluss von fünf Tagen intensiver gemeinsamer Arbeit. Die Begegnungen von jungen Schreibenden und Zeitzeugen wurden vom Maximilian-Kolbe-Werk und dem BfDT organisiert, um Erfahrungen aus den Konzentrationslagern auch dann zu bewahren, wenn die Zeitzeugen nicht mehr davon berichten können. Vom 26. bis zum 30. März tauschten sich die Teilnehmenden verschiedenen Generationen und Nationalitäten (deutsch, polnisch, ukrainisch, russisch und weißrussisch) miteinander aus. In enger Zusammenarbeit entstanden kurze Videos, Interviews und Textbeiträge, die auf einem Internetblog und über soziale Medien einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Herausgekommen sind persönliche und bewegende Zeugnisse. Auch die Journalistinnen und Journalisten nehmen viel aus diesem Projekt mit. „Als meine Eltern mich das erste Mal mit ungefähr zehn Jahren in ein Konzentrationslager mitgenommen haben, hat mich das so gepackt und ich wollte unbedingt sofort anfangen, die Geschichten von all den Menschen aufzuschreiben und ihre Erinnerungen zu dokumentieren. Und jetzt bin ich hier mit 27 und hab noch immer das Gefühl: Ich hab noch immer nicht alles geschafft, was ich machen will“, fasst Hannah Hufnagel, Teilnehmerin des Projektes, ihre Erfahrungen zusammen. „Das mache ich für die Zukunft. Nicht für die vergangene Zeit. Für mich kann man sagen, das ist egal. Wie lange werde ich noch leben? Eine Woche? Einen Monat? Vielleicht ein Jahr? Aber für die Jungen ist das nicht dasselbe“, erklärt ein Zeitzeuge seine Motivation zur Teilnahme an dem Projekt.
Unter anderem seine Erinnerungen können Sie nun auf dem Blog und auf der Homepage des Maximilian-Kolbe-Werks nachlesen.
