15.09.2011
„Wir müssen weiterhin wachsam sein“
Die diesjährige Entwicklung in Wunsiedel und das 4. Wunsiedler Forum am 14. November 2011
Am 20.Juli 2011 war die Auflösung des Heß-Grabs im oberfränkischen Wunsiedel eine der ersten Meldungen des Tages in der ganzen Bundesrepublik. Seit seinem Freitod 1987 und seiner Beisetzung auf dem Wunsiedler Friedhof, wo die Eltern Rudolf Heß' ein Ferienhaus besaßen, wurde die Grabstätte des verurteilten Kriegsverbrechers zu einer Pilgerstätte von Rechtsextremisten aus ganz Deutschland und Europa. Das Bündnis für Demokratie und Toleranz – gegen Extremismus und Gewalt (BfDT) verbindet mit Wunsiedel ein besonders festes Band, das sich nicht nur aus dem gemeinsamen Engagement gegen Rechtsextremismus knüpft, sondern auch mit dem originären Gründungsauftrag des Bündnisses – der Bekämpfung von Rechtsextremismus und Antisemitismus - verbunden ist.Begonnen hatte die engere Zusammenarbeit mit der Stadt Wunsiedel nach einem der jährlich stattfindenden BfDT-Jugendkongresse. Junge Menschen von der lokalen Bürgerinitiative kamen auf die Mitarbeiter des Bündnisses zu und berichteten von den Aufmärschen vor Ort und ihrem Bedürfnis langfristig für ein demokratisches Miteinander in der Region einzutreten. Dazu war es notwendig alle engagierten Akteure vor Ort an einen Tisch zu bringen. Seit mehreren Jahren veranstaltet die Stadt Wunsiedel nunmehr rund um den Todestag Rudolf Heß' am 17. August einen „Tag der Demokratie“ und seit 2007 arbeiten kommunale und zivilgesellschaftliche Vertreter im Wunsiedler Forum aktuelle Themen und Anlässe in Workshops und Diskussionsbeiträgen auf, um gemeinsame Lösungsansätze zu finden. Veranstalter des jährlich im Herbst stattfindenden Forums sind die Stadt Wunsiedel, das Bayerische Bündnis für Toleranz sowie das BfDT.
Mitbegründerin und Beiratsmitglied des Bündnisses für Demokratie und Toleranz, Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast, Parlamentarische Staatssekretärin a.D., bedankte sich in einem sehr persönlichen Anschreiben vom 25. Juli 2011 beim Bürgermeister Wunsiedels, Karl-Willi Beck, für das engagierte Vorgehen der Gemeinde gegen den Rechtsextremismus. Zugleich drückt sie als Beiratsmitglied ihre Erleichterung über die Auflösung des Grabes aus und hofft, „dass die Stadt Wunsiedel nun von der Belastung durch die alljährlich drohenden Aufmärsche von Rechtsextremisten aus dem In- und Ausland befreit ist (…)“. Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast war maßgeblich als Vorsitzende des Bundestags-Innenausschusses daran beteiligt, dass Wunsiedeler BürgerInnen, Bürgermeister Beck und der damalige Landrat Peter Seisser den Parlamentariern ihre Sorgen und Forderungen vortragen konnten. U.a. diese Begegnung führte dazu, dass der Strafrechtsparagraph 130 zur Volksverhetzung derart geändert wurde, dass die Aufmärsche der Rechtsextremen seitdem in Wunsiedel rechtzeitig verboten werden konnten. Sonntag-Wolgast schließt ihren Brief mit den Worten: „Ich weiß aber auch, dass wir alle weiterhin wachsam sein müssen gegen rechtsradikale, ausländerfeindliche und antisemitische Tendenzen. Somit bleiben wir, der Beirat und die Geschäftsführung des „Bündnisses für Demokratie und Toleranz“, auch weiterhin Freunde und Partner.“
Selbstverständlich werden die neuerlichen Entwicklungen in Wunsiedel auch im Wunsiedler Forum am 14. November 2011 thematisiert. Schwerpunkt des nunmehr 4. Forums sind die Medien und deren Rolle beim zivilgesellschaftlichen Engagement für Demokratie und Toleranz. Erste Eckpunkte des Programms stehen bereits fest. So wird die Leiterin des Instituts für Medienverantwortung aus Erlangen, Dr. Sabine Schiffer, in die Thematik einführen. Als Referent konnte unter anderem Andreas Bönte, Leiter des Programmbereichs Planung und Entwicklung beim Bayerischen Rundfunk, gewonnen werden. Bönte ist seit 1985 für den Bayerischen Rundfunk tätig. Bis zu seiner Berufung als Programmbereichsleiter leitete er die Abteilung Innenpolitik und Zeitgeschehen sowie die Redaktion von report München. Ziel und Anliegen des diesjährigen Forums ist es den Austausch zwischen Medienschaffenden und zivilgesellschaftlichen wie kommunalen Akteuren herzustellen. In fünf Workshops sollen sowohl die einen als auch die anderen Einblicke in die Denk- und Handlungsweisen des jeweils anderen erhalten sein, um Rückschlüsse für die eigene und eventuell gemeinsame Zusammenarbeit ziehen zu können. Darüber hinaus soll es zudem in praxisbezogenen Workshops um die Qualifizierung von Bündnissen bei ihrer eigenen Öffentlichkeitsarbeit gehen. Best-Pratice-Beispiele stellen ihre Arbeit vor und Fachreferenten zeigen u.a. die Chancen und Risiken des Web 2.0 für zivilgesellschaftliche Initiativen auf.
Näheres zum Programmablauf und der Anmeldung erfahren Sie in Kürze auf unserer Homepage bzw. im Oktober-Newsletter des Bündnisses.