06.04.2011

Erinnern und Gedenken im Zeitalter des Web 2.0

Internationale Begegnung des Maximilian-Kolbe-Werks

Foto: Im Gespräch (Maximilian-Kolbe-Werk)
Foto: Gemeinsam auf den Spuren der Geschichte - Die Teilnehmer der Internationalen Begegnung in Buchenwald (Maximilian-Kolbe-Werk)
Foto: Arbeiten in der Gruppe (Maximilian-Kolbe-Werk)
Es gibt eine Frage, mit der sich die Gedächtnis- und Gedenkkultur zum Holocaust immer dringender beschäftigen muss: Wie lässt sich Erinnerung speichern, wenn Zeitzeugen älter werden? Das Maximilian-Kolbe-Werk, ein Preisträger im Wettbewerb „Aktiv für Demokratie und Toleranz“ 2009, trägt viel dazu bei, dass dem zeitlichen Abstand und damit einhergehendem möglichen Vergessen der Verbrechen der Nationalsozialisten etwas entgegengesetzt werden kann. Unter anderem mit der Internationalen Begegnung in Weimar-Buchenwald, dem zweiten Teil eines Projekts, das unter anderem vom Bündnis für Demokratie und Toleranz (BfDT) gefördert wurde.

Unter dem Titel „Erinnern und Gedenken im Zeitalter des Web 2.0“ waren bereits im Januar junge Studenten und Journalisten in Auschwitz mit Zeitzeugen zusammengekommen, die die Konzentrationslager der Nationalsozialisten überlebt haben. Nach zweimonatiger Pause, in der die Teilnehmer an ihren jeweiligen Beiträgen weiterarbeiten konnten, trafen sie sich vom 23. bis zum 27. März in Buchenwald wieder. Das Ziel der zweistufigen Veranstaltung war es, die Erlebnisse der Überlebenden zu sichern, zu archivieren und vor allem nachhaltig aufzubereiten, auch mit Hinblick darauf, wie die Dokumentation generationsgerecht gestaltet und für die Zukunft gesichert werden kann. Zu diesem Zweck sollten auch neue Medien mit einbezogen und ihre Möglichkeiten genutzt werden. Entstanden ist daraus ein Interner LinkMultimediaprojekt, das bereits jetzt online abrufbar ist.

In der ersten Stufe in Auschwitz führten die Teilnehmer Gespräche, zeichneten sie auf, drehten Videos, gestalteten Artikel und Konzepte für die Darstellung der gesammelten Erinnerungen. In Buchenwald ging es nun darum, das vorhandene Material zu sortieren und aufzuarbeiten. Dabei war besonders der enge Kontakt zwischen Zeitzeugen und nachfolgender Generation prägend für das Projekt. Im Mittelpunkt der Begegnung stand das persönliche Kennenlernen von Zeitzeugen und jungen Erwachsenen, das authentische und sehr persönliche Einblicke in Struktur und Folgen nationalsozialistischer Verbrechen gewährte. Die Älteren bildeten Tandems mit den Jüngeren und reisten schon gemeinsam aus ihren Ursprungsländern an. Die Jugendlichen übernahmen damit ein Stück weit eine Betreuungsfunktion, vor allem sorgte die einfache Maßnahme aber dafür, dass persönliche Beziehungen aufgebaut werden konnten – unablässig für einen entspannten und familiären Umgang mit diesem sensiblen Thema. Ungeheuer offen zeigten sich die Zeitzeugen in der inhaltlichen Arbeit, die für sie nicht nur bedeutete, über ihre schrecklichen Erfahrungen zu berichten, sondern diese auch aufzeichnen zu lassen und öffentlich zugänglich zu machen. Aber auch die jungen Teilnehmer überwanden problemlos die Kommunikationsschwierigkeiten, die sich nicht nur aus dem Thema und den unterschiedlichen Erfahrungen, sondern auch im Umgang zwischen Menschen ergeben können, zwischen denen mehrere Generationen liegen. Gemeinsam schufen sie eine Atmosphäre, in der ein angenehmes und herzliches Miteinander möglich wurde. Der stellvertretende BfDT-Geschäftsführer und Themenbereichsleiter Antisemitismus und Extremismus Markus Priesterath konnte sich am Samstag ein eigenes Bild von den verschiedenen Workshops machen. Er zeigte sich begeistert von den Arbeiten und den vielfältigen meist ehrenamtlichen Aktivitäten und würdigte dies in einem Input-Vortrag am Abschlussnachmittag ausdrücklich.

Dabei wurden in Buchenwald an den begonnenen Projekten intensiv weitergearbeitet, oftmals bis in die Nacht hinein. Durch den Einbezug der Zeitzeugen in alle Arbeitschritte entwickelte sich zwischen den jungen und älteren Teilnehmern eine besondere Dynamik. Gerade für ältere Menschen ist das Web 2.0 nicht alltäglich, so aber erhielt jeder die Möglichkeit, mit zu entscheiden, in welcher Form die persönlichen Erlebnisse aufbereitet und dargestellt werden. Durch die intensive Zusammenarbeit der Zeitzeugen und jungen Teilnehmer ist es gelungen, dem notwendigen Archivieren der historischen Tatsachen eine persönliche Note zu geben. Herausgekommen ist eine beeindruckende Arbeit, die auch in Zukunft noch weitergeführt werden soll. Die Interner LinkInternetplattform des Maximilian-Kolbe-Werks sichert Informationen und ermöglicht die generationsübergreifende Weitergabe von Wissen um die Vergangenheit und schafft es gleichzeitig, den subjektiven Wahrheitsgehalt jeder Erinnerung zu erhalten.


Interner LinkProjektwebseite der Internationalen Begegnung
Interner LinkHomepage des Maximilian-Kolbe-Werks