10.03.2011
Extremismus hat hier nichts zu suchen!
THW-Vernetzungstreffen am 19. Februar 2011
Das letzte der dreiteiligen THW-Vernetzungstreffen ist am 19. Februar in Dessau zu Ende gegangen. Wiederum 30 Teilnehmer hatten an der gemeinsamen Veranstaltung des Landesverbands des Technischen Hilfswerks (LV THW) Berlin, Brandenburg und Sachsen-Anhalt und des Bündnisses für Demokratie und Toleranz (BfDT) teilgenommen. Organisatoren wie Teilnehmer zeigten sich zufrieden von dem Erfolg der Veranstaltungsreihe, die der Schulung und Sensibilisierung von Führungskräften diente und so rechten Tendenzen, auch im eigenen Arbeitsumfeld, entgegenwirken soll.Besonders gelang die Mischung aus Wissensvermittlung und praktischer Arbeit. Am Morgen sprach Heike Lindner von der Polizeidirektion Dessau-Roßlau über Symbole und Taktiken der rechtsextremen Szene. Ergänzt wurde ihr Impulsvortrag durch einen landesweiten Überblick mit dem Schwerpunkt auf die Region Dessau durch Steffen Andersch vom Projekt GegenPart. Beide konnten vor allem Hintergrundwissen vermitteln. An den aufmerksamen und gespannten Gesichtern der Teilnehmer war abzulesen, wie groß das Interesse an fundierten Informationen ist – gerade im Bereich modernen Rechtsextremismus`, der sich schon längst nicht mehr einfach durch Kurzhaarschnitt und Springerstiefel zu erkennen gibt. Die vermittelten Informationen wurden auch immer wieder in aktuelle Bezüge eingeordnet, zum Beispiel im Hinblick auf die Strategien der NPD kurz vor der anstehenden Landtagswahl in Sachsen-Anhalt.
Diesem theoretischen Input schloss sich eine lebendige Diskussion an. Was sich als förderlich für die inhaltliche Arbeit herausstellte, war ein von GegenPart vorbereitetes Rollenspiel. Dort wurden zwei potentielle Situationen, in Anlehnung an einen realen Fall in Dessau vor drei Jahren, allerdings nicht aus dem Umfeld des THW, vorgestellt. Die Teilnehmer überlegten daraufhin, wie sie sich in der jeweiligen Situation verhalten würden. Im ersten Fall ging es um einen fiktiven THW-Mitarbeiter, der während seiner Dienstzeit rechtsradikale Publikationen verteilte. Die zweite Situation spielte kurz nach diesem Vorfall: Der Mitarbeiter war im THW verblieben. Dadurch, dass aber das THW sich sehr kritisch mit seiner Person und seinem politischen Hintergrund auseinandergesetzt und sich deutlich positionierte, hatte es – hypothetisch – die Wut der rechten Szene auf sich gezogen, wodurch es zu einem Überfall mit Brandsätzen und mehrfacher Bedrohung von Mitarbeitern vor dem THW-Gebäude gekommen war. Wie reagiert man nun in dieser Situation? Besser Schweigen und dulden? Im Praxismodul der Veranstaltung wurde deutlich: Immer ist eine eindeutige Positionierung gegen rechtsextreme Strukturen gefragt. Das offene Gespräch muss gesucht werden, um klar zu machen: „Rechts hat hier nichts zu suchen!“ Gefährdende Mitarbeiter müssten beobachtet werden, bei mehrmaligem Verstoß sei auch ein Ausschluss möglich. In konkreten Bedrohungssituationen müsse immer die Polizei eingeschaltet werden – dies entspräche auch der Fürsorgepflicht der Hauptamtlichen nach innen und außen. Den Nachmittag nahm schließlich neben dem Rollenspiel vor allem die Diskussion der vorher erhaltenen Informationen ein. Auch die im Praxismodul entwickelten Ergebnisse der Teilnehmer wurden noch einmal intensiv hinterfragt.
„Wir halten die Vernetzungstreffen für überaus sinnvoll“, sagte stellvertretender BfDT-Geschäftsführer und Themenbereichsleiter Markus Priesterath im Anschluss an die Veranstaltung. Die Teilnehmer hätten ein reges Interesse daran, ein Forum aufzubauen, in dem sich verschiedene Akteure miteinander vernetzen können. Besonders intensiv wurden persönliche Kontakte geknüpft. Die beiden Partner THW und BfDT werden die weitergehende Entwicklung verfolgen und unterstützen. In einigen Wochen wird das THW wieder auf die Teilnehmer zugehen und sie zu ihren Eindrücken befragen. Aus der zeitlichen Distanz soll die Wirkung der Vernetzungstreffen noch einmal analysiert werden. Ihre Erfahrungen werden dann in einem Rückblick gesammelt, um gemeinsam mit dem BfDT weitere Aktivitäten zu planen. Ziel ist es, die sehr positiv aufgenommenen und verarbeiteten THW-Vernetzungstreffen als Grundstein für die zukünftige Kooperation von THW und BfDT zu setzen.