09.02.2011
„PR in eigener Sache ist immer essentiell!“
Sonderveranstaltung „Kommunikation und Vernetzung – Stärkung der Zivilgesellschaft durch effektive Öffentlichkeitsarbeit“ am 22. Januar 2011 in Berlin

Die Teilnehmer waren aus ganz Deutschland und sogar aus der Schweiz angereist, um sich in verschiedenen Workshops Fachkenntnisse von erfahrenen ÖA-Experten vermitteln zu lassen, Netzwerke zu knüpfen und nicht zuletzt Anregungen und Feedback zur Arbeit des BfDT zu geben. Das Öffentlichmachen der zivilgesellschaftlichen Arbeit zumeist ehrenamtlich engagierter Bürger in Deutschland ist eine der Kernaufgaben des BfDT. Daher war es den Mitarbeiter des BfDT besonders wichtig, ehrliche und auch kritische Rückmeldungen zu bekommen, wie seine bisherige Öffentlichkeitsarbeit zu bewerten ist und in welchen Bereichen in der Zukunft möglicherweise noch mehr zu leisten ist. Dies geschah im Rahmen der fünf Workshops, die das BfDT zusammengestellt hatte, um ein möglichst breites Angebot an ÖA-Themen für seine Partner und weitere zivilgesellschaftlich Engagierte zu machen.
Nach einer kurzen inhaltlichen Einführung in die Zielsetzung der Veranstaltung durch Dr. Gregor Rosenthal und einer Vorstellung der einzelnen Workshops durch Josephine Steffen, BfDT-Themenbereichsleiterin für Öffentlichkeitsarbeit und Toleranz, im Plenum, teilten sich die Teilnehmer in die Workshops auf. Jeder Teilnehmer hatte Gelegenheit zwei der fünf Workshops zu besuchen. In jeweils 2,5 Stunden wurde sowohl vormittags als auch nachmittags intensiv gearbeitet. Die hellen, durch transparente Glaswände unterteilten Räumlichkeiten des Umweltforums passten hierbei hervorragend zu den Grundgedanken der Veranstaltung: Einer transparenten Kommunikation, offenem Gedankenaustausch und Möglichkeiten der Vernetzung.
In Workshop 1 wurde das allseits präsente Thema Social Media unter dem Titel „Zivilgesellschaft 2.0 - Wie können soziale Netzwerke sinnvoll genutzt werden" behandelt. Karsten Wenzlaff, Gründer des Instituts für Kommunikation in sozialen Medien (www.ikosom.de) und sein Vater Karl-Heinz Wenzlaff, freiberuflicher Social Media-Trainer, gaben einen intensiven Überblick über Twitter, Facebook und Co. und vermittelten, wie zivilgesellschaftliche aber auch staatliche Organisationen wie das BfDT Social Media für ihre Zwecke nutzen könnten. Die Teilnehmer zeigten sich teils noch kritisch aber auch fasziniert von den Möglichkeiten, die das Web 2.0 zur Vermittlung der eigenen Anliegen bietet. Sorge bereitete den Teilnehmern die Offenheit der Internet-Plattformen, in denen beispielsweise auch Rechtsextreme Kommentare auf den eigenen Seiten hinterlassen könnten. Doch die Workshopleiter konnten hier Abhilfe schaffen, indem sie Möglichkeiten aufzeigten, wie die eigenen Seiten weitestgehend redigiert und kontrolliert werden könnten. Fazit des Workshops war, dass sich ein Auftritt im Web 2.0 in den heutigen Zeiten alle Mal lohnt, vor allem wenn eine jugendliche Zielgruppe angesprochen werden soll, die Social Media mit einer Selbstverständlichkeit nutzt wie ältere Generationen das Telefon.
Der zweite Workshop, geleitet von Jens Thomas, Dozent, Journalist und Chefredakteur des polli-magazin.de, behandelte vor allem die Grundlagen einer effektiven Öffentlichkeitsarbeit unter dem Titel: „1x1 Zivilgesellschaftlicher Öffentlichkeitsarbeit - Steigerung der öffentlichen Wahrnehmung durch effektive PR". Der große Bedarf an Grundlagenkenntnissen spiegelte sich in der regen Teilnahme an diesem voll besuchten Workshop. Die Teilnehmer gingen gemeinsam mit Jens Thomas verschiedene Elemente und Methoden einer klassischen Öffentlichkeitsarbeit durch und machten praktische Übungen wie das Verfassen einer Pressemitteilung in eigener Sache. Zugleich wurde auch hier auf moderne Mittel der Öffentlichkeitsarbeit im Internet eingegangen. „An Facebook und Co. führt heute kein Weg mehr vorbei", erklärte Jens Thomas.
Workshop 3 befasste sich mit dem spannenden Thema „Öffentlichkeitswirksame Kampagnen und Networking - Organisationen aus dem Schatten holen". Geleitet wurde der Workshop von Moritz Eckert, Mitgründer und Geschäftsleiter des Bereichs Marketing / PR bei der Spendenplattform betterplace.org. Die Teilnehmer befassten sich mit der Frage, wie sie unabhängig von den klassischen Methoden der Öffentlichkeitsarbeit, groß angelegte, medien- und öffentlichkeitswirksame Aktionen durchführen können, um ihr Anliegen einer breiten Öffentlichkeit zu vermitteln. Mögliche Kampagnen veranschaulichte Moritz Eckert während des Vormittagsworkshops am BfDT und Nachmittags an dem lokalen Berliner Projekt „Discover Football", einem internationalen Frauen-Fußball-Turnier, das 2010 auch vom BfDT als Preisträger im Wettbewerb „Aktiv für Demokratie und Toleranz" ausgezeichnet wurde. „Um nach außen noch bekannter zu werden, sollte das BfDT vor allem auf Unterstützer setzen", erklärte Moritz Eckert. Preisträger, Leuchtturminitiativen und auch Politiker sollten stärker eingebunden werden, um PR für das Bündnis zu betreiben. Auch klassische Plakatkampagnen seien immer ein guter Weg, um Öffentlichkeit herzustellen, so Eckert.
Im vierten Workshop stieg man stärker in technische Themen ein, denn es ging um den „Optimalen Internetauftritt mit einfachen Mitteln". Viele zivilgesellschaftliche, ehrenamtliche Vereine können nur schwer finanzielle Mittel für einen durch Profis hergestellten Internetauftritt aufbringen. Daher zeigte der Workshopleiter Matthias Weinhold, bis Mitte 2009 Konzepter und Projektleiter bei der Internetagentur icomedias, jetzt Freiberufler, Möglichkeiten auf, einen professionellen Internetauftritt mit Open Source-Technologien selbst zu kreieren. Zugleich machte er deutlich, auf welche optischen, gestalterischen Merkmale es ankomme und gab auch viele hilfreiche Anregungen an das BfDT, wie der eigene Internetauftritt noch weiter zu optimieren sei. Zwar fanden die meisten Teilnehmer die Homepage des BfDT insgesamt sehr gelungen, doch bestimmte Angebote wie z.B. der Terminkalender oder die Initiativendatenbank könnten noch prominenter auf der Startseite platziert sein, um gleich als erstes die Aufmerksamkeit des Nutzers auf sich zu ziehen.
Der Workshop Nummer 5 behandelte ein Thema, das insbesondere auch für das BfDT von großem Interesse war: „Weiterentwicklung von Bündnissen - Ein Best Practice Beispiel gelungener Öffentlichkeitsarbeit". Die Workshopleitung hatte Daniela Kühling vom Lesben- und Schwulenverband Deutschland, LSVD e.V., inne. Als Projektleiterin des Regenbogenschutzkreises in Berlin-Schöneberg hat sie erfolgreich ein Bündnis aus der Taufe gehoben, Partner gewonnen, Weiterentwicklungen vorgenommen und die Initiative ausbauen können. Diese einzelnen Schritte ging sie gemeinsam mit den Teilnehmern durch und übertrug sie auf deren Projektvorhaben. Vor allem komme es darauf an, Erfolgsfaktoren für ein starkes Bündnis zu bestimmen und anschließend nach und nach umzusetzen, erklärte Daniela Kühling: „PR in eigener Sache ist dabei ganz essentiell!"
Beim Abschlussplenum um 17:30 Uhr wurden die Ergebnisse aller Workshops kurz durch die Workshopleiter vorgetragen. Die Teilnehmer zeigten sich begeistert von den Angeboten des Tages. „Ich habe heute Vieles gelernt, das ich für meine Arbeit nutzen kann", erklärte eine Teilnehmerin. Ein weiterer bedauerte, dass es nicht die Möglichkeit gab, alle fünf Workshops zu besuchen, und schlug vor, die Tagung in einigen Monaten zu wiederholen, damit noch mehr Initiativen und Vereine von dem Angebot profitieren könnten. Auch das Feedback zur Öffentlichkeitsarbeit des BfDT kam nicht zu kurz: Zusammenarbeit und Kommunikation mit dem BfDT funktionierten sehr gut, doch die meisten Teilnehmer waren sich einig, dass das BfDT als zentraler Ansprechpartner der Zivilgesellschaft in der Öffentlichkeit nicht bekannt genug sei, um die Zivilgesellschaft im Ganzen vollständig erreichen zu können. „Hier sollte noch mehr getan werden, um einen größeren Bekanntheitsgrad herzustellen!", war das Fazit der Teilnehmer. Zudem waren sie sich einig, dass auch sie selbst noch viel tun können, um ihre eigene Öffentlichkeitsarbeit besser aufzustellen. Jens Thomas brachte die wesentlichen Faktoren in der Abschlussrunde auf den Punkt: „Für den Erfolg eines jeden Projekts ist es ganz entscheidend, dass ich mir genau überlege: Was will ich erreichen und was sind die besten Mittel, mit denen ich meine Ideen in der Öffentlichkeit vermitteln kann." Anschließend muss man sie dann nur noch umsetzen.
Das BfDT hofft, seinen Partnern mit der Tagung „Kommunikation und Vernetzung - Stärkung der Zivilgesellschaft durch effektive Öffentlichkeitsarbeit" hilfreiche Methoden und Kenntnisse vermittelt zu haben, die sie in ihrer wichtigen, zivilgesellschaftlichen Arbeit unterstützen.
Die nächste Sonderveranstaltung des BfDT-Themenbereichs Demokratie findet am 12. Februar 2011 unter dem Titel

Ankündigung „Kommunikation und Vernetzung – Stärkung der Zivilgesellschaft durch effektive Öffentlichkeitsarbeit“
Tagungsflyer "Kommunikation und Vernetzung"