19.01.2011
Prävention und Abwehr von Antisemitismus
Konferenz des Zentrums für Antisemitismusforschung am 11. Januar 2011
Mittel und Wege, dem europäischen Antisemitismus entgegenzuwirken, gibt es viele – und schon länger, als man annehmen könnte. Am 11. Januar 2011 hatte das Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin (ZfA) zu einer Tagung mit dem spannenden Titel: „Prävention und Abwehr von Antisemitismus. Möglichkeiten - Aktivitäten - Desiderate. Eine Bestandsaufnahme“ geladen. Unter den verschiedensten Blickwinkeln wurde das Thema beleuchtet, welche vielfältigen Konzepte möglich sind, um Judenfeindlichkeit vorzubeugen und zu verhindern. Markus Priesterath, stellvertretender Geschäftsführer und Themenbereichsleiter Extremismus und Antisemitismus beim Bündnis für Demokratie und Toleranz (BfDT), nahm an der Podiumsdiskussion während der Tagung teil.In den letzten Jahren haben sich sowohl nationale als auch internationale Organisationen zunehmend der Prävention und Abwehr von Antisemitismus gewidmet. Staatliche Programme wurden aufgelegt, um Pilotprojekte in diesem Bereich zu fördern. Im November 2008 beschloss der Deutsche Bundestag die Einsetzung eines Expertengremiums zur Bekämpfung des Antisemitismus. Ein Schwerpunkt der Konferenz des ZfA lag deshalb auf den bisherigen Ergebnissen des Engagements von Politik und Zivilgesellschaft, die von Experten aus Wissenschaft und Praxis diskutiert wurden. Die Konferenz wollte aber auch über eine Bestandsaufnahme des bisher Erreichten hinaus Möglichkeiten und Desiderate eruieren, die als Grundlage für künftige Konzepte im Bereich der Antisemitismusbekämpfung dienen können.
Im großen Sitzungssaal der Topographie des Terrors kamen bis zu 100 Teilnehmer zusammen um die Redner zu hören. Wolfgang Benz, ZfA-Leiter und BfDT-Beiratsmitglied, eröffnete die Veranstaltung und warf in seinem anschließenden Vortrag einen aufschlussreichen Blick auf die Geschichte der Antisemitismusarbeit. So gab es unter anderem im 19. Jahrhundert Versuche, antisemitistische Einstellungen zu bekämpfen – diese Versuche hatten allerdings einen starken vaterländischen Aspekt und betrafen vorrangig assimilierte Juden. Norbert Hinterleitner vom Anne Frank Haus in Amsterdam berichtete im Anschluss. Gerade auch im Bereich des Monitoring antisemitischer Vorfälle weltweit und in der Sammlung europaweiter Daten – was sich auf Grund des sehr heterogenen Materials und der unterschiedlichen Informationslage in den verschiedenen Staaten nicht immer einfach gestaltet – liegen die Aktivitäten des Museums.
Bei der anschließenden Paneldiskussion nahmen neben Markus Priesterath auch Deidre Berger, Direktorin des Berliner Büros des American Jewish Committee, Heike Radvan von der Amadeu Antonio Stiftung, Jan Krebs, Projektleiter bei„Gesicht zeigen!“, Dr. Juliane Wetzel vom ZfA und Patrick Siegele vom Berliner Anne Frank Zentrum teil. Diskutiert wurde die Arbeit der verschiedenen Organisationen ebenso wie aktuelle Themen. Klar wurden dabei Forderungen, auch aus dem Publikum, formuliert. Vor allem die langfristige Förderung von Projekten gegen Antisemitismus müsse auf festere Beine gestellt und auch finanziell abgesichert werden. Einmal festgehaltene Eckpunkte der Arbeit müssten nachhaltig und konsequent durchgehalten werden.
Nach einer Führung durch die Ausstellung der Topographie des Terrors begann der zweite Teil der Veranstaltung, der sich auf den praktischen Hintergrund der eingeladenen Teilnehmer konzentrierte. In zwei weiteren Vorträgen und einer Paneldiskussion wurden vor allem Perspektiven für die Bildungsarbeit beleuchtet, ein Großteil der Konferenzbesucher stammte aus diesem Sektor. Im Kern der Konferenz standen deshalb auch der Austausch und die Vernetzung zwischen den Gästen. Es sollte nicht nur das Interesse der Pädagogen an diesem vielfältigen Thema geweckt, sondern ihnen auch Materialien und nötiges Wissen vermittelt werden, wie das Thema zum Beispiel im Unterricht umgesetzt werden kann. „Die Schulen, Hochschulen und andere Bildungseinrichtungen stehen in der Verantwortung, das Thema Antisemitismusarbeit aktuell aufzuarbeiten“, meinte Priesterath in Anschluss an die Veranstaltung. „Als Multiplikatoren können die heute Anwesenden dazu beitragen, dass dies gelingt.“ Die Konferenz sei ein sehr gelungenes Forum und habe für regen und fruchtbaren Austausch gesorgt.