20.01.2011
„Foul von Rechtsaußen – Sport und Politik verein(t) für Toleranz, Respekt und Menschenwürde“
Auftaktveranstaltung zur Umsetzung eines Handlungskonzepts von Sport und Politik gegen Rechtsextremismus in Berlin
Rund 200 Vertreter aus Politik, Sport und Zivilgesellschaft kamen am 18. Januar 2011 im Berliner Umweltforum zusammen, um mit der Auftaktveranstaltung zu einem umfangreichen Handlungskonzept gegen Rechtsextremismus im Sport ein deutliches Zeichen für ein gesamtgesellschaftliches Gegenhandeln zu setzen. Hinter dem Konzept steht die Zusammenarbeit verschiedener Institutionen: Das Bundesministerium des Inneren (BMI), das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMSFJ) arbeitet hier gemeinsam mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB)/ Deutsche Sportjugend, der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) sowie dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) an Handlungsstrategien gegen die Vereinnahmung des Sports durch Rechtsextreme.Thomas Krüger, Präsident der bpb und Mitveranstalter, führte gemeinsam mit dem Soziologen und anerkannten Sportwissenschaftler Prof. Gunter A. Pilz in die Thematik ein.
Die sich anschließende Diskussionsveranstaltung war prominent besetzt. Bundesministerin Dr. Kristina Schröder (BMSFJ), Bundesminister de Maizière (BMI), Dr. Thomas Bach vom DOSB sowie Theo Zwanziger vom DFB und Heike Taubert, Vorsitzende der Sportministerkonferenz und Thüringer Ministerin für Soziales, Familie und Gesundheit, nahmen in Eingangsstatements Stellung zu dem eingeleiteten Handlungsprogramm und den damit verbundenen Zielen. 4,4 Millionen junger Menschen zwischen 15 und 26 Jahren sind entweder selbst aktive Sportler oder engagieren sich ehrenamtlich im Verein. Sie lernen über den Sport grundlegende Werte der Gemeinschaft wie Respekt, Fairness, aber auch Konfliktmanagement. Diese Stärke des Sports soll genutzt werden, um Kinder und Jugendliche auch in Zukunft immun gegen extremistische Einflussnahme zu machen.
Denn Unterwanderungsversuche von Rechtsextremen in Sportvereinen sind zunehmend zu beobachten. Es kann harmlos beginnen, berichten Angelika Ribler von der Sportjugend Hessen und Aenne Kürschner vom Landessportbund Thüringen e.V.: Ein rechtsextremer Vater meldet seinen Sohn im Fußballverein an. Wie soll der Verein reagieren? Ein Ausschluss, so die oft gehörte Meinung der Teilnehmer an einem der Workshops im Rahmen der Auftaktveranstaltung, schadet vor allem dem Kind und nicht dem Vater. Es sind Problemsituationen wie diese, vor denen die Vereine stehen. Die Referenten der insgesamt drei Workshops am Nachmittag versuchten hierauf erste Hilfestellungen zu geben, machten aber auch deutlich, dass sie für Nachfragen auch über die Veranstaltung hinaus zur Verfügung stehen. Während der Veranstaltung wurde mehrmals auf die Publikationen der dsj, aber auch des Bündnisses für Demokratie und Toleranz (BfDT) verwiesen. Das BfDT gab als eine der ersten Institutionen mit „11 Fragen nach 90 Minuten“ einen praktischen Handlungsleitfaden gegen Rassismus und Diskriminierung im Fußball heraus und zeigte u.a. mit den bundesweiten Kongressen „Vereine stark machen“ in Halle und Hannover und den nachfolgenden Regionaltouren Wege und Methoden auf, sich gegen Rechtsextremismus im Verein zu engagieren und bot durch das Zusammenbringen unterschiedlichster gesellschaftlicher Akteure Möglichkeiten der breiten Vernetzung.
Der Bedarf der Sportvereine von Schleswig-Holstein bis Hessen war deutlich zu vernehmen. Insbesondere in der sich an die Podiumsdiskussion und Impulsreferate anschließenden Arbeitsphase machten die Teilnehmer aus dem Sport und der Zivilgesellschaft deutlich, dass sie viel von dieser Auftaktveranstaltung erwarten und sich ein dauerhaftes Engagement von Politik und Sport wünschen.