Der Runde Tisch – Aktionskreis für internationale Verständigung - Aufklärung „Rechtsextremismus“-Projektbericht
Die Initiativgruppe „Runder Tisch für internationale
Verständigung" engagiert sich seit 1992 in verschiedenen Projekten für das friedliche Zusammenleben von einheimischen und zugewanderten Mitbürgern. Ein Schwerpunkt der Arbeit liegt u.a. in der Unterstützung von Flüchtlingen und Migranten, sowie deren Akzeptanz in der Gemeinde.
Fremdenfeindlichen und rassistischen Reaktionen entschieden entgegen zu treten, dies hatten wir uns schon seit Beginn zur Aufgabe gemacht.
Doch in letzter Zeit häuften sich fremdenfeindliche Aktionen der NPD und rechter Gruppierungen auch in unserer behüteten Odenwaldregion. Die neue Strategie „Kampf um die Dörfer" schien zu greifen und Handeln war angesagt.
Mit den Kooperationspartnern „Odenwald gegen Rechts" und der „Bergsträßer Initiative gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus" haben wir ein gemeinsames Projekt der Aufklärung zum Thema „Rechtsextremismus" durchgeführt.
Ziel: Die Sensibilisierung der Menschen in unserer Region über die Machenschaften der Neuen Rechten und der Gefahr, die damit für unsere Demokratie verbunden ist. Schwerpunktmäßig ging es bei den Veranstaltungen um rechte Jugendkulturen, verbunden mit einer kritischen Auseinandersetzung der Ursachen. Hilfsmöglichkeiten von Beratungsnetzwerken wurden aufgezeigt.
Vertreter der Gemeinde, der Kirchengemeinden, der Schulen und Jugendarbeit konnten als Unterstützer gewonnen werden, somit hatte das Projekt eine breite gesellschaftliche Basis.
Das Projekt Aufklärung „Rechtsextremismus" bestand aus drei Veranstaltungen im Zeitraum vom November 2008 bis Juni 2009.
Bei der ersten Veranstaltung „Wölfe im Schafspelz" über die Neuen Rechten wurde aufgezeigt, welche rechten Gruppen es in unserer Region gibt, wie sie arbeiten, junge Menschen anwerben und welche Ziele sie verfolgen. Die Bedeutung von Symbolen, Codes und Kleidung, sowie rechtsextremer Musik für Jugendliche wurde anhand von Bild- und Tondokumenten erläutert. In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, auf jeden Fall genauer hinzuschauen was im eigenen Umfeld passiert und eindeutig Position zu beziehen, denn Stillschweigen werde als Zustimmung gedeutet.
Die zweite Aktionsform, eine zehntägige Ausstellung „Neofaschismus in Deutschland", zusammengestellt von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes und dem Bund der Antifaschisten, gab einen Überblick über das Gesamtthema Neofaschismus. Das deren Ideologie sich nicht von dem historischen Faschismus unterscheidet, zeigten die vielen Ausstellungstafeln in eindrucksvoller Weise. Zusammenhänge und Hintergründe wurden thematisiert, ohne die der Neofaschismus gar nicht zu verstehen ist. Neben Organisationsformen, plus diverser Subkulturen wurde gezeigt, wie Jugendliche mit Hilfe von Rock-Konzerten, Zeltlagern und rassistischen CDs geködert werden.
Ergänzt wurde die Ausstellung mit aktuellen Bildern, Berichten und Fakten aus der Region, hiermit wurde die Thematik in der eigenen Gemeinde/Region greifbarer. Die veranstaltenden Initiativgruppen stellten ihre
Aktivitäten vor und informierten über Gegenstrategien. Erklärungen zur Ausstellung wurden gerne angenommen, ein gut vorbereitetes Team übernahm Führungen für Schulklassen.
„Erlebniswelt Rechtsextremismus", ein Vortrag mit Diskussion war der dritte Teil des Projektes. Was sind die Ursachen und Hintergründe, was macht die rechte Szene gerade unter Jugendlichen so attraktiv? Ein Fachreferent der Uni Marburg beleuchtete das Thema aus wissenschaftlicher Sicht und gab Anregungen präventiver Arbeit im Elternhaus, in Schule- und Jugendarbeit. Besonders gegenüber der NDP und ihrer
Jugendorganisationen, die sich gezielt um Aufmerksamkeit von Jugendlichen bemühen, gilt es wachsam zu sein. Da sie sich als die „Kümmererpartei" darstellt und sich so zumindest vordergründig für die Probleme von Jugendlichen interessiert, ihnen Achtung in der Gruppe bietet, ist es geboten, Jugendlichen in den Schulen und Jugendarbeit Wertschätzung entgegenzubringen, sowie positive Erfahrung von Demokratie und Toleranz zu vermitteln.
Was aber tun, wenn Jugendliche in den rechten Sog geraten?
Ein Mitarbeiter des Mobilen Interventionsteam des Beratungsnetzwerks Hessen, zeigte den Teilnehmern anhand von konkreten Beispielen auf, wie auch vor Ort kostenlose Hilfsangebote aussehen können.
Durch das Projekt Aufklärung „Rechtsextremismus" hat eine Sensibilisierung dieser Thematik in unserer ländlichen Odenwaldregion stattgefunden, einer Thematik, die oft nicht gesehen wurde oder gesehen werden
wollte. Neue Denkprozesse wurden angestoßen.
Alle Mitorganisatoren haben sich vernetzt und es gibt einen kontinuierlichen Austausch über die Aktivitäten der Neuen Rechten in unserer Region, Veranstaltungen und Aktionen „dagegen" werden nun über ein
Verteilersystem einem größeren Kreis mitgeteilt. Auch in Zukunft planen wir weitere gemeinsame Projekte und stärken uns gegenseitig in unserem zivilgesellschaftlichem Engagement gegen rechte Ideologien, für ein menschenwürdiges respektvolles Miteinander in Vielfalt.
Annemarie Knichel
Projekt: | Aufklärung „Rechtsextremismus“ – Projektbericht |
Themen: | Integration, Extremismus |
Projektträger: | Der Runde Tisch – Aktionskreis für internationale Verständigung |
Ansprechpartner/-in: | Annemarie Knichel |
E-Mail: | annemarie@knichel.net |