12.11.2010
Ein deutliches Zeichen für Demokratie und Toleranz
Gegenveranstaltung zum 2. Rieger-Gedenkmarsch von Rechtsextremisten in Wunsiedel am 30. Oktober 2010
Am 30. Oktober wurde die Stadt Wunsiedel erneut zum Schauplatz eines Aufmarsches von knapp 200 Rechtsextremen. Der so genannte Rieger-Gedenkmarsch, der an den verstorbenen NPD-Vorsitzenden Jürgen Rieger erinnern soll, ist im Kontext des Jahr um Jahr angemeldeten Rudolf-Heß-Gedenkmarsch zu sehen, gegen den sich die Stadt Wunsiedel und der Landkreis engagiert wehrten. Mehr als 500 Bürgerinnen und Bürger zeigten bei einer Gegenveranstaltung deutlich Flagge für ein tolerantes und buntes Wunsiedel. Auch Dr. Gregor Rosenthal, Geschäftsführer des Bündnisses für Demokratie und Toleranz (BfDT), unterstützte den Aktionstag, um ein deutliches Zeichen gegen Rechts zu setzen und die Verbundenheit mit der Kommune und den zivilgesellschaftlichen Engagierten vor Ort zu zeigen.Bürgermeister der Stadt Wunsiedel Karl-Willi Beck erläuterte zum Hintergrund der Aktivitäten in Wunsiedel: „Es war den Juristen leider nicht möglich, den von der NPD angemeldeten Riegergedenkmarsch eindeutig als Nachfolgedemonstration des verbotenen Heß-Gedenkmarsches zu identifizieren. Daher müssen nun wir aktiv werden und in Wunsiedel ein deutliches Zeichen gegen die Aktivitäten der Rechten setzen."
Zum Hintergrund: Die Tatsache, dass Rudolf Heß in Wunsiedel begraben liegt, führte dazu, dass Rechtsextremisten aus Deutschland und Europa den Ort seit den 90er Jahren zunehmend als Wallfahrtstätte für ihre Aufmärsche benutzten. Im Jahr 2005 konnte ein endgültiges Verbot der Aufmärsche erreicht werden.
Die Bürgerinnen und Bürger, die an der Gegenveranstaltung unter dem Motto „Wir gedenken der Opfer, nicht der Täter" teilnahmen, zeigten sich entsetzt und betroffen davon, mit welcher Offenheit die demonstrierenden Rechtsextremen ihre Gesinnung zur Schau trugen und die Verbrechen der Nationalsozialisten verharmlosten. Die beiden Demonstrationen fanden parallel statt, zahlenmäßig übertrafen die Bürgerinnen und Bürger Wunsiedels die rechten Demonstranten jedoch bei Weitem. „Es ist ein wichtiges Signal, dass die Menschen in Wunsiedel sich immer wieder von neuem gegen den Missbrauch ihrer Stadt von Seiten der Rechten einsetzen. Das ist gelebtes zivilgesellschaftliches Engagement", bemerkte Gregor Rosenthal bei einer kurzen Ansprache auf dem Wunsiedeler Marktplatz. Auch weitere Persönlichkeiten und Politiker hoben das Engagement der Stadt Wunsiedel und ihrer Bürger hervor.
Das BfDT ist seit Jahren in Wunsiedel aktiv und hat gemeinsam mit der Stadt und dem Bayrischen Bündnis für Toleranz und Menschenwürde das Wunsiedler Forum entwickelt, das erst vor wenigen Wochen am 13. Oktober zum dritten Mal stattfand. Rund 100 Vertreter der Kommunen und der Zivilgesellschaft kamen aus ganz Bayern in Wunsiedel zusammen, um gemeinsam das Thema „Wie viel Demokratiefeindlichkeit muss die Demokratie zulassen?" engagiert und aus verschiedenen Blickwinkeln zu diskutieren.
Einen Bericht über die Aktivitäten in Wunsiedel am 30.10.2010, des „tvo - Fernsehen für Oberfranken" ist

