11.08.2010
Erinnern, Trauern und für die Zukunft Lernen
Gedenkreise des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma nach Auschwitz-Birkenau vom 31.07. bis 4.08.2010
Am 2. August jährte sich die „Liquidierung" des „Zigeunerlagers" in Auschwitz zum 66. Mal. Seit 1985 reist der Zentralrat deutscher Sinti und Roma jedes Jahr mit einer Delegation nach Auschwitz, um zu erinnern und zu trauern. In den vergangenen zwei Jahren unterstützte das BfDT die Erinnerungsreise von Zeitzeugen, die von jungen Sinti und Roma begleitet wurden. Auch in diesem Jahr ermöglichte der Zentralrat gemeinsam mit dem Bündnis für Demokratie und Toleranz (BfDT) Enkeln und Urenkeln von Opfern des Nationalsozialismus an den Gedenkfeierlichkeiten in Auschwitz teilzunehmen. Dr. Gregor Rosenthal, Geschäftsführer des BfDT, begleitete die Delegation.
Am 2. August 1944 wurden die noch im Lagerabschnitt B II e des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau verbliebenen Sinti und Roma auf Befehl des Reichssicherheitshauptamtes ermordet. Bereits im Mai 1944 wurde versucht, die damals noch 6000 inhaftierten Sinti und Roma in die Gaskammern zu schicken, doch dies scheiterte am Widerstand der Häftlinge. Daraufhin teilte die SS die 6000 Häftlinge auf und schickte 3000 von ihnen, die für arbeitsfähig befunden wurden, in andere Konzentrationslager zur Zwangsarbeit. Die verbliebenen knapp 3000 Häftlinge, unter ihnen überwiegend Frauen, Kinder, alte und kranke Menschen wurden in der Nacht vom 2. auf den 3. August in den Gaskammern ermordet und anschließend in einer Grube verbrannt. Zwischen 1943 und 1944 wurden 23.000 Sinti und Roma aus 11 Ländern Europas nach Auschwitz-Birkenau deportiert, von denen der überwiegende Teil ermordet wurde. Nach Schätzungen fielen im nationalsozialistisch besetzten Europa insgesamt 500.000 Sinti und Roma dem Holocaust zum Opfer.
Lange Zeit wurde in Deutschland wenig zur Aufarbeitung der Verbrechen an Sinti und Roma während der Zeit des Nationalsozialismus beigetragen. Auch heute noch sehen sich Sinti und Roma in ganz Europa vielen Vorurteilen ausgesetzt und werden mit Ausgrenzung, Diskriminierung und teils sogar tätlichen Angriffen konfrontiert. Vor diesem Hintergrund ist es dem BfDT ein besonderes Anliegen, zivilgesellschaftliches Engagement für die Belange der Sinti und Roma in Deutschland zu unterstützen.
Die Gedenkreise des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma in Kooperation mit dem BfDT vom 31.07. bis zum 4.08. verfolgt den Ansatz, die Erfahrungen und das Wissen der Zeitzeugen von damals an die jungen Generationen von Sinti und Roma weiterzugeben. In absehbarer Zeit wird es nicht mehr viele Zeitzeugen geben, die ihre Geschichte erzählen können. Doch die Kenntnis der Geschichte der eigenen Vorfahren, des Leides, das sie erfahren mussten, ist wesentlich für den Umgang mit der eigenen Identität heutiger Sinti und Roma. Durch die gemeinsame Fahrt nach Krakau und Auschwitz wird den Jungen ermöglicht, an den historischen Orten mit den Zeitzeugen ins Gespräch zu kommen und ihre Geschichte zu erfahren. In verschiedenen Workshops kommen sie mit jungen Sinti und Roma aus anderen Ländern in Kontakt. Sie lernen stolz zu sein auf ihre Herkunft und ihre Vorfahren, die extremer Verfolgung ausgesetzt waren und trotzdem nie aufgegeben haben.
Der Mut und die Kraft, die es die Zeitzeugen kostet, von ihren damaligen Erlebnissen zu erzählen und diese Erfahrungen an jüngere Menschen weiterzugeben, hat auch Dr. Rosenthal bereitsim vergangenen Jahr tief beeindruckt. Daher empfand er es als besondere Ehre, in diesem Jahr am 1. August bei der Kranzniederlegung an der „Schwarzen Wand" in Auschwitz die Ansprache für die Delegation und die internationalen Gäste halten zu dürfen.
Die Rede von Dr. Gregor Rosenthal vom 1. August 2010 finden Sie




