16.06.2010
Begegnungswoche des Fürstenberger Fördervereins Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück e.V.
Von Yvonne Nägel (Fürstenberger Förderverein Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück e.V.)Der 1994 gegründete Fürstenberger Förderverein- Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück hat sich das Ziel gesetzt, durch konkrete Projekte und persönliche Begegnungen die Beziehungen zwischen den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Fürstenberg, der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück und Gästen aus dem Kreis der Opfer und Überlebenden zu festigen. Mit seinen Tätigkeiten will der Verein einen Beitrag zur Auseinandersetzung mit der Zeit des Nationalsozialismus und der neueren Geschichte leisten, die auch unsere Ortsgeschichte geprägt hat.
Seit einigen Jahren lädt unser Förderverein um den Jahrestag der Befreiung eine Gruppe weiblicher ehemaliger Insassen von Ravensbrück aus der Ukraine zu einer Besuchsreise nach Fürstenberg ein. Während dieser Woche konnten die Frauen an den Ort ihrer Leiden zurückkehren und die heutige Gedenkstätte besuchen. Enger Partner bei diesem Projekt ist der Invalidenverein für KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter in Simferopol auf der Krim. Seit zwei Jahren hat unser Verein die Begegnungsarbeit auch auf andere Opfergruppen ausgeweitet. In diesem Jahr sind vier Zeitzeugen zur Begegnungswoche des Vereins nach Fürstenberg/Havel gekommen: S. Kljonowa wurde zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt und hier nach Arbeitsverweigerung ins KZ Ravensbrück gebracht. E. Poljackowa hatte einen ähnlichen Weg, wurde aber nach kurzer Zeit von Ravensbrück nach Mauthausen gebracht. I. Simse musste 1943 als gerade geborenes Kind das KZ Krasny (Ukraine) miterleben. A. Cibuljajew wurde im selben Jahr als Kind von Zwangsarbeitern in Deutschland geboren. Als Begleitung dieser Gruppe waren drei jüngere Frauen dabei, die Töchter von zwei Ravensbrückerinnen und einer Zwangsarbeiterin, die ebenfalls Zeitzeugen einer wichtigen Generation sind. Durch die vielen Kontakte des Vereins wurde auch in diesem Jahr mit viel Liebe und Engagement eine umfangreiche Woche gestaltet, in der es neben Gesprächsrunden, Begegnungen auch viele Erholungsmomente gab.
Im Rahmen unserer Begegnungswoche gab es je eine Gesprächsrunde in der Fürstenberger Grundschule (5. und 6.Klasse), dem neuen Friedländer Gymnasium sowie dem Fachgymnasium für Wirtschaft und Verwaltung in Neubrandenburg. Gerade bei der gut vorbereiteten Grundschulklasse gab es regen Gesprächsbedarf und viele Fragen. In Friedland wurde diese Begegnung auch genutzt, um dem Russisch-Kurs die Gelegenheit zur Sprachpraxis zu geben. Aber auch in Neubrandenburg waren die Zuhörer sehr engagiert, sodass die Unterrichtsstunde nicht ausreichte um alle Fragen zu stellen und zu beantworten. Da sich in den letzten zwei Jahren abzeichnete, dass es immer schwieriger wird reisefähige Zeitzeugen zu finden, legen wir in unserer Vereinsarbeit viel Wert auf die Einbindung der nächsten Generation. Bei unserer öffentlichen Gesprächsrunde im Forstmuseum, aber auch am Fachgymnasium Neubrandenburg wurden die Erinnerungen der Töchter-Generation ebenfalls als Zeitzeugenberichte in die Diskussion eingebunden. Neben den Zeitzeugen-Gesprächen gab es eine Vielzahl von Begegnungen mit unseren Vereins- und Projektpartnern, die intensiv die Begegnungsstätte Haus Hoffnung auf der Krim unterstützen. So hat es Begegnungen im Frauenzentrum Potsdam, beim Demokratischen Frauenbund in Neubrandenburg, eine Begegnung mit der SPD AG 60plus aus Berlin sowie mit dem Kulturrat der Stadt Neustrelitz gegeben.
Das „Haus Hoffnung“ ist eine Begegnungsstätte und das Zentrum sozialer Betreuung für Mitglieder des Invalidenvereins. Nur durch umfangreiche Geld- und Sachspenden und deutschlandweite Öffentlichkeitsarbeit konnte es in Simferopol (Hauptstadt der Krim) für die dortige Vereinsarbeit gekauft und eingerichtet werden. Seit 2007 bemühen sich die Projektleitung und viele Helfer, den Zeitzeugen, die heute nicht mehr gehfähig sind, einen würdevollen Lebensabend zu ermöglichen, und denen die noch dazu in der Lage sind, eine größtmögliche Einbindung ins gesellschaftliche Leben, durch Lebensmittelversorgung, Kleidungsspenden, Kulturangebote und vor allem durch viel persönliche Begegnungs- und Erinnerungsarbeit. Unser Verein gibt den größten Teil seiner Spenden, um diese engagierte Arbeit auf der Krim weiter zu unterstützen.
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