12.11.2009

Jugendbegegnung in Weimar vom 21. bis 24. Oktober 2009

BfDT in Kooperation mit den Muldentaler Jugendhäusern

Foto: Besuch der Gedenkstätte Buchenwald (Muldentaler Jugendhäuser)
Foto: Stacheldrahtzaun um das ehemalige Häftlingslager (Muldentaler Jugendhäuser)
Foto: Darstellung des Stacheldrahtzauns mit "Frottagetechnik" (Muldentaler Jugendhäuser)
Foto: Deutsche und tschechische Jugendliche beim Kennenlern-Spiel (Muldentaler Jugendhäuser)
Ein internationales Camp bietet herausragende Möglichkeiten für die Jugendarbeit: In entspanntem Rahmen treffen sich Jugendliche, arbeiten intensiv zu inhaltlichen Themen und lernen gemeinsam, persönliche und kulturelle Grenzen zu überwinden. Aus diesem Grund fördert das Bündnis für Demokratie und Toleranz (BfDT) diese Art der Jugendbegegnung. Vom 21. bis 24. Oktober führten die Stadt Burgstädt und die Muldentaler Jugendhäuser mit Unterstützung durch das BfDT eine internationale Jugendbegegnung in Weimar durch. Lydia Auerbach und Sven Korb von den Muldentaler Jugendhäusern verbrachten mit den deutschen und tschechischen Jugendlichen eine aufregende Zeit und berichten von ihren gemeinsamen Erlebnissen.

Mittwochmorgen, den 21.10. startete unsere 30-köpfige Reisegruppe, bestehend
aus 13 deutschen und 13 tschechischen Jugendlichen sowie den vier Betreuern. Weil wir schon am frühen Vormittag in Weimar ankamen, waren noch einige Stunden Zeit bevor die Zimmer bezogen werden konnten. Das wurde seitens der Pädagogen genutzt, um die Stimmung aufzulockern und den Jugendlichen die Gelegenheit zu geben sich besser kennen zu lernen: mit einem „Warming Up“-Kennlernspiel, dem Kooperationsspiel „Menschlicher Knoten“ und dem „Sitzenden Kreis“. Am Nachmittag hatten alle die Möglichkeit, Weimar zu entdecken, jedoch mit der „kleinen“ Option, drei gemischte Gruppen aus tschechischen und deutschen Jugendlichen zu bilden. Um den Spaziergang zu „verabenteuern“, sollten die Jugendlichen ihn auf „Polaroid“ festhalten. Nach dem Abendessen präsentierten die drei gemischten Gruppen ihre Ergebnisse auf einer Leinwand. Zum Ausklang des Tages zeigten wir den Kinofilm „Das Leben ist schön“.

Am Donnerstag kurz nach dem Frühstück traf sich die gesamte Gruppe vor dem Nationaltheater in Weimar um die themengeleitete Stadtführung „Weimar im Nationalsozialismus“ zu verfolgen. Diese führte an den meisten historischen Schauplätzen Weimars vorbei und endete auf Grund des nasskalten Wetters zur Freude aller im Stadtmuseum. In einem lockeren Workshop konnten die Jugendlichen am frühen Nachmittag ihre Kenntnisse über das jeweils andere Land (Tschechien/ Deutschland) unter Beweis stellen. Anschließend ging es in diesmal vier gemischten Gruppen nochmals ins Stadtzentrum von Weimar, um eine insgesamt dreistündige Stadtralley zu spielen. Abgerundet wurde der Tag mit einem sehr unterhaltsamen Theaterbesuch. Viele der Jugendlichen lernten hier zum ersten Mal Improvisationstheater kennen: Die Schauspieler bezogen das Publikum aktiv ein und improvisierten gemeinsam mit ihnen zu abstrakten Themen und Schlagwörtern. Die Jugendlichen waren begeistert.

Am nächsten Tag stand die wichtigste und schwierigste Veranstaltung der Jugendbegegnung auf dem Programm – der Besuch der Gedenkstätte Buchenwald. Schon am frühen Morgen wurden die Jugendlichen für das Thema in einem Workshop sensibilisiert. Jeder einzelne wurde gebeten, einen Brief an sich selbst zu schreiben. So sollten sich die Teilnehmer ihrer Erwartungen an den bevorstehenden Besuch der Gedenkstätte Buchenwald klar werden, und auch die damit verbundenen Gefühle, Ängste und Gedanken reflektieren. Unter dem Motto „Eindrücke Ausdrücken“ konnten die Jugendlichen mit Hilfe einer „Frottagetechnik“ ihre Erlebnisse zu Papier bringen. Die Gruppe nutzte die unterschiedlichsten Orte, um durch Schraffuren auf weißem Blatt die Plätze zu verewigen, die ihnen die stärksten Eindrücke vermittelten. Allen wurde Zeit und Raum gegeben, sich authentisch und gefühlsecht mit der Gedenkstätte Buchenwald auseinanderzusetzen.

Zurück in der Herberge sollten die Teilnehmer Zeit haben, durchzuatmen und Luft zu holen, bevor sich alle zum letzten Workshop trafen. Die gemeinsame Evaluation und Reflexion wurde dabei von entspannender Musik untermalt. Wem die Kraft oder Fähigkeit fehlte, sich zum Erlebten verbal zu äußern, hatte die Möglichkeit sich mit Zeichenkohle auf Papier auszudrücken. Unter den Jugendlichen entstand eine Diskussion darüber, ob sich die Geschichte wiederholen könne und wie man dies verhindern kann. Zum Abschluss wurden alle gebeten, den Brief an sich selbst bis zum nächsten Vormittag zu Ende zu bringen. Diesmal unter der Überschrift „Wie habe ich den Besuch erlebt?“ und „Was bringt es, eine Gedenkstätte zu besuchen?“.

Für das letzte Angebot war es uns wichtig, dass die Jugendlichen noch einmal Spaß haben und in einer lockeren Atmosphäre zusammenkommen, weshalb für den Abend fünf Bowlingbahnen bestellt worden waren. Am nächsten Morgen stand die Heimreise
bevor. In Burgstädt angekommen, wurden noch so manche Adressen ausgetauscht und einige Gruppenfotos gemacht.

Die Reaktionen der Jugendlichen während der Reise waren sehr vielfältig und intensiv: Auf der einen Seite der Spaß und das viele Lachen, andererseits die Erinnerung an die grausamen und bewegenden Bilder in der Gedenkstätte Buchenwald. In den Augen der Jugendlichen verhindern Fahrten wie diese, dass etwas wie der Holocaust je wieder geschehen wird. Viele von ihnen werden noch lange an die Jugendbegegnung und die starken Eindrücke denken, die sie gesammelt haben. Wir dagegen freuen uns schon jetzt, im nächsten Jahr wieder deutsche und tschechische Jugendliche dabei begleiten zu können.


Interner LinkHomepage des Jugendclubs Burgstädt/Muldenthaler Jugendhäuser