04.11.2008

1. Wunsiedler Forum

„Seite an Seite“ gegen „ungebetene Gäste“

„Rudolf-Hess-Land" - so nennen Neonazis gern die Region Nordbayern, bezogen auf die in Wunsiedel befindliche Grabstätte des Hitler-Stellvertreters. Und die Rechtsextremisten zeigen Präsenz: Als im Jahr 2004 absehbar wurde, dass die Teilnehmerzahl beim jährlichen Hess-Gedenkmarsch 3000 überschreiten würde, schloss sich die Stadt Wunsiedel mit dem bundesweiten Bündnis für Toleranz und Demokratie (BfDT) zusammen, um gegen die Entwicklungen in Franken vorzugehen. Bis heute ist es mit vielen Veranstaltungen gelungen zu vermitteln, dass die Bevölkerung sich nicht zu Rechtsextremismus, sondern zu Menschenwürde und Menschenrechten bekennt.

Durch die Kooperation der Stadt Wunsiedel mit dem BfDT fand am 30.10. das 1. Wunsiedler Forum statt, die neue Plattform für bayernweite kommunale Netzwerkarbeit gegen Rechtsextremismus. Hier konnten kommunale und zivilgesellschaftliche Vertreter aus ganz Bayern ihre Erfahrungen austauschen und sich gegen Rechtsextremismus vernetzen. Die Stadt Wunsiedel, das Bündnis für Demokratie und Toleranz (BfDT), das Bayerische Bündnis für Toleranz und die Projektstelle gegen Rechtsextremismus hatten zum Austausch eingeladen. 80 Teilnehmer aus Politik und Gesellschaft fanden sich auf dem Forum zusammen, um aktiv gegen Rechtsextremismus im eigenen Land vorzugehen.
Das 1. Wunsiedler Forum ist aus einem Treffen der bayerischen Kommunen gegen Rechtsextremismus im Jahr 2007 hervorgegangen. Dort wurde die Brisanz des Themas erkannt und ein Konzept ausgearbeitet, das schließlich in der gemeinsamen Veranstaltung mit den zivilgesellschaftlichen Vertretern mündete.

Nach der Eröffnung durch Karl-Willi Beck, dem Ersten Bürgermeister in Wunsiedel und der Begrüßung durch Dr. Gregor Rosenthal, Geschäftsführer des Bündnisses für Demokratie und Toleranz wurden in zwei Vorträgen die diesjährigen Schwerpunktthemen des Forums behandelt: Aus aktuellem Anlass die Problematik „Immobilienkäufe durch Rechtsextremismen" und „Die neue regionale Plattform zur kommunalen Vernetzung" am Beispiel der Metropolregion Nürnberg. Orientiert an diesen Kernthemen konnten sich die Teilnehmer in den nachfolgenden Workshops aktiv einbringen.

Das Bündnis für Demokratie und Toleranz beteiligte sich auch inhaltlich an der Durchführung. Breschkai Ferhad von der Geschäftsstelle Berlin leitete den Workshop „Seite an Seite - Aug´ in Aug´? Die Zusammenarbeit von Polizei, Kommunalpolitik und Zivilgesellschaft", bei dem die unterschiedlichen Positionen von Zivilgesellschaft, Kommunen und Polizei vorgestellt und verglichen wurden. Es ging vorrangig darum, die Spannungen zwischen diesen Akteuren auszugleichen und zu untersuchen, wie ein gemeinsames Vorgehen gegen Rechtsextremismus möglich ist. Die Praxisnähe der Gesprächskreise und die individuellen Erfahrungen der Teilnehmer halfen, gezielt Handlungswege aufzuzeigen.

Auch für das Wunsiedler Forum haben sich neue Perspektiven aufgetan. Die bisherige Arbeit ist ein großer Erfolg und im nächsten Jahr wird die Reihe fortgesetzt. Die Veranstalter werden nach Möglichkeiten suchen, das Format der Tagung auszubauen. Besonders die aktive Einbindung der Teilnehmer, zum Beispiel in den Workshops soll verstärkt werden. Denn nur gemeinsam lässt sich gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Intoleranz, Antisemitismus und Diskriminierung wirkungsvoll agieren.



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