16.12.2008

"Akte R"

Die Biografie eines Stasiopfers als Theaterstück

Foto: Akte RFoto: "Akte R; Theater Strahl


Der Autor, Regisseur und Schauspieler Mirko Böttcher hat ein Theaterstück über das Schicksal eines Opfers des ehemaligen Staatssicherheitsdienstes der DDR für Jugendliche ab 15 Jahren geschrieben, dessen Umsetzung unter dem Titel „Akte R" durch das Bündnis für Demokratie und Toleranz gefördert wird.

In dem deutsch-deutschen Krimi „Akte R" geht es um die Lebensgeschichte von Mario Röllig: R verliebt sich 1985 während eines Aufenthaltes in Budapest in einen West-Berliner Politiker. Aufgrund der folgenden Besuche des Politikers bei R in Ost-Berlin versucht die Stasi, R als IM anzuwerben. R lehnt es ab, seinen Liebsten zu bespitzeln, ist daraufhin Repressalien ausgesetzt und beschließt im Juni 1987, über Ungarn nach Jugoslawien zu fliehen. Die Flucht misslingt. R wird inhaftiert, verbringt eine Woche in einem Budapester Gefängnis und landet schließlich im Stasiknast Hohenschönhausen. Er wird nach drei Monaten freigekauft. Im Jahre 1999 arbeitet R im KaDeWe. Eines Tages kauft ein Mann, den R sofort erkennt, Zigarren im Wert von 1.500 DM. Es ist sein Vernehmer aus Hohenschönhausen. Diese Begegnung ist der Auslöser für eine posttraumatische Belastungsstörung. R begibt sich in psychiatrische Behandlung, um seine Vergangenheit aufzuarbeiten. Mittlerweile leitet R Führungen in der Gedenkstätte Hohenschönhausen und setzt sich für die Opfer des SED-Regimes ein.

Das Stück beruht auf einem detaillierten Zeitzeugenbericht von Mario R. Die Geschichte wird aus der Perspektive von R erzählt. Er wendet sich in Monologen immer wieder direkt ans Publikum, um dann in die Szenen seiner Vergangenheit einzutauchen.

Die Hauptfigur nimmt den Zuschauer an die Hand und führt ihn durchs Labyrinth seiner Biografie. Über die Identifizierung mit dem Darsteller des R erlebt der Zuschauer dessen wechselvolles Schicksal hautnah mit.

Zur Entstehung von Akte R erklärt Böttcher: „Im Jahr 2002 erzählte mir ein Bekannter die unglaubliche Lebensgeschichte von Mario Röllig. Ich war fasziniert und berührt. Als Wessi hatte ich nie mit der DDR zu tun, entwickelte aber schon seit einigen Jahren, aus dem Gefühl Historisches verschlafen zu haben, ein gesteigertes Interesse an der Vielfältigkeit ostdeutscher Biografien."

Am 6. November 2008 findet auf der Probebühne des Theater „STRAHL" die Premiere von Akte R statt. Weitere Spieltermine sind unter Interner Linkwww.theater-strahl.de zu finden.

Außerdem wird das Stück als Gastspiel an Schulen und Gedenkstätten angeboten.

In der Gedenkstätte Hohenschönhausen finden ebenfalls Aufführungen statt, und zwar am 10., 11. und 12. Dezember; das Stück wird dort in Kombination mit einer Führung angeboten.

Nach den Vorstellungen steht Mario R. für eine theaterpädagogische Nachbereitung zur Verfügung.

Die Inszenierung soll Schüler/innen durch eine spannend erzählte Geschichte einen thematischen Einstieg in die Aufarbeitung politischer Verfolgung und Inhaftierung in der DDR und deren Folgen bieten.



Interner LinkInternetseite des Theaters "Strahl"