14.09.2008

Wunsiedler feiern Tag der Demokratie

Aktiv gegen Extremismus

Foto: Wunsiedel ist buntFoto: "Wunsiedel ist bunt"
Foto: "Wunsiedel ist bunt"
Am 16. August 2008 fand in Wunsiedel der mittlerweile 4. Tag der Demokratie statt. Der Festakt wird seit 2004, als direkter Protest zu den rechtsextremen Gedenkmärschen zum Todestag des Hitler-Stellvertreters Rudolf Heß, begangen, wie wir in unserem letzten Newsletter berichteten. Das Festprogramm startete vormittags mit der Eröffnung der Wanderausstellung Interner Link„Opfer rechter Gewalt" durch den Leiter der Arbeitsstelle Jugendgewalt und Rechtsextremismus des Zentrums für Antisemitismusforschung an der TU Berlin, Dr. Michael Kohlstruck. Die Ausstellung porträtiert 136 Menschen, die Opfer rechtsextremer Gewalt im Zeitraum von 1990 bis 2005 wurden. Sie gibt den Opfern ein Gesicht und schildert knapp aber eindrucksvoll, wie die Personen getötet wurden. Man könne, so Kohlstruck, „die Gewalttaten nicht mehr wissenschaftlich distanziert betrachten, sondern sieht die Menschen dahinter." Die Ausstellung hat also das Ziel, zusätzlich zu einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung, den Bürgern die realen Auswirkungen des Rechtsextremismus vor Augen zu führen. An vielen Besuchern gingen die Eindrücke nicht spurlos vorbei und so wurde am Rande der Ausstellung angeregt diskutiert.

Im Anschluss fand ein ökumenischer Gottesdienst statt. Auf dem zentralen Marktplatz wurde bis in die Abendstunden ein kulturelles und politisches Programm geboten, während politische Organisationen und zivilgesellschaftliche Initiativen mit Ständen über ihre Arbeit informierten. Die interessierten Teilnehmer am Tag der Demokratie konnten mit den Vertretern der Organisationen in Kontakt kommen. Trotz der bedrückenden Thematik entstanden so ein inhaltsreicher Austausch und ein positives Klima, das sich über den ganzen Marktplatz erstreckte und durch musikalische Einlagen unterstrichen wurde. Hier zeigte Wunsiedel eindrucksvoll, wofür es heute steht: Für Demokratie und Toleranz und einen bunten Gegenpol zu rechtsextremer Propaganda. Der Bürgermeister Karl-Willi Beck machte in seiner Rede darauf aufmerksam, dass man trotz der mittlerweile erzielten Erfolge den Kampf gegen Rechtsextremismus fortführen wird. Er stellte hierbei fest: „Demokratie muss gelebt werden, aber immer wieder auch hart erarbeitet." Deutlich wurde das übergreifende Engagement der Akteure in Wunsiedel bei der mittlerweile traditionellen Demonstration durch den Ort. Hieran beteiligten sich rund 400 Personen: Eine bunte Mischung der örtlichen aktiven Zivilgesellschaft, sämtlichen demokratischen Parteien, Vertretern der Geistlichkeit zog durch den Stadtkern, um im Anschluss am politischen Programm auf dem Marktplatz teilzunehmen. Neben dem Wunsiedler Bürgermeister und Landrat Dr. Karl Döhler, sprachen auch Fritz Schösser, DGV-Vorsitzender Bayern, und Jürgen Heike, Staatssekretär des bayerischen Innenministeriums. Im Grundtenor wurde die erfolgreiche Arbeit der örtlichen Zivilgesellschaft gelobt, die als Vorbild weit über die Region hinausstrahle. Durch das Programm führten der Sprecher der Wunsiedler Bürgerinitiative „Wunsiedel ist bunt", die vom BfDT für ihre hervorragende Arbeit ausgezeichnet wurde, Karl Rost und Simone Richter als Leiterin der bayerischen Projektstelle gegen Rechtsextremismus.

Das Bündnis für Demokratie und Toleranz - gegen Extremismus und Gewalt (BfDT) war ebenfalls mit einem Stand vertreten. Die Mitarbeiter informierten die Besucher über die Arbeit des BfDT, aktuelle Wettbewerbe, Kooperationsmöglichkeiten und standen für sämtliche Fragen zur Verfügung. Die aktuelle Broschüre „11 Fragen nach 90 Minuten", die praktische Handlungsansätze gegen rechtsextreme Tendenzen im Amateurfußballbereich bietet, fand rege Abnahme und konnte an zahlreiche Multiplikatoren verteilt werden. Die Besucher waren sehr interessiert und so entstanden zum Teil inhaltsreiche Gespräche und somit eine persönliche Kontaktaufnahme vor Ort.



Interner LinkTag der Demokratie in Wunsiedel
Interner LinkInternetseite "Wunsiedel ist bunt, nicht braun"
Interner LinkInternetseite "Opfer rechter Gewalt"