17.05.2018

Interview mit „Mitmachen Ehrensache“

Gabi Kircher im Gespräch

Die Idee von „Mitmachen Ehrensache“ der Stuttgarter Jugendhaus gGmbH ist seit dem Jahr 2000 erfolgreich. Junge Jugendliche übernehmen Verantwortung und engagieren sich neben der Schule für wohltätige Zwecke. Für seinen nachhaltigen Ansatz wurde das Projekt im Wettbewerb „Aktiv für Demokratie und Toleranz" 2017 vom BfDT mit 5.000€ belohnt. Im Gespräch berichtet Gabi Kircher von den Erfahrungen und Erfolgen mit „Mitmachen Ehrensache“.
Die jugendlichen Botschafter/-innen beim Werben für den Aktionstag (Bild: Mitmachen Ehrensache)Die jugendlichen Botschafter/-innen beim Werben für den Aktionstag (Bild: Mitmachen Ehrensache)

Seit wann gibt es das Projekt „Mitmachen Ehrensache“ und aus welchem Anlass wurde es ins Leben gerufen?
Das Projekt „ Mitmachen Ehrensache – Jugendlichen jobben für einen guten Zweck“ wurde auf Initiative einiger engagierter Menschen aus Jugendarbeit, Schule, Politik und Wirtschaft im Jahr 2000 in Stuttgart gegründet. Ziel war es, Jugendliche aus Baden-Württemberg zu sozialem Engagement zu motivieren und dies gleichzeitig mit niedrigschwelliger Berufsorientierung zu verbinden.

Was genau steckt hinter der Idee von „Mitmachen Ehrensache“ und wer gehört zu den Akteurinnen und Akteuren des Projekts?
Die Idee ist einfach und erfolgreich: Jugendliche suchen sich im Vorfeld oder am Mitmachen Ehrensache-Aktionstag, angelehnt an den Internationalen Tag des Ehrenamts, einen Job bei einem Arbeitgeber ihrer Wahl. Das kann der Bäcker um die Ecke, die Buchhandlung, Apotheke, Rechtsanwaltskanzlei, Bank oder Medienagentur, das Café, Krankenhaus oder Architekturbüro, der Pferdehof, Kindergarten oder KfZ-Mechaniker sein. Die Mädchen und Jungen arbeiten dort einen Tag, statt zur Schule zu gehen und spenden ihren Lohn regional ausgewählten guten Zwecken. Das sind in der Regel soziale Projekte für Kinder und Jugendliche im In- und Ausland.
Jugendliche Schülermultiplikatoren unterstützen als sogenannte Botschafterinnen und Botschafter die Aktionsbüros bei der Organisation vor Ort.
Die Aktionsbüros sind in der Regel bei Trägern der Jugendarbeit und Jugendhilfe angesiedelt.
Sowohl auf Landesebene als auch in den Stadt- und Landkreisen unterstützen zahlreiche Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik, Kultur und Sport die Aktion, u.a. Ministerpräsident Winfried Kretschmann als landesweiter Schirmherr, sowie der ehemalige Boxweltmeister Firat Arslan und der Sänger Peter Freudenthaler von der Band Fools Garden als regionale Schirmherren.
Die Börse Stuttgart fördert seit Jahren die Botschafterqualifizierung, u.a. auch die beliebten jährlichen landesweiten Botschafterseminare an der Evangelischen Akademie Bad Boll. Die aktive Beteiligung junger Menschen ist zentraler Bestandteil von Mitmachen Ehrensache.
Seit 2003 sind die Stuttgarter Jugendhaus Gesellschaft und die Jugendstiftung Baden–Württemberg Träger der Aktion.

Im diesjährigen Aktiv-Wettbewerb des BfDT überzeugte Ihr Projekt durch seinen niederschwelligen Ansatz sowie die hohe Nachahmbarkeit und wurde dafür mit 5000€ ausgezeichnet. Erzählen Sie von den Zielen und Erfolgen von „Mitmachen Ehrensache“!
Als kleines Projekt gestartet, hat sich die Mitmachen Ehrensache mittlerweile zur größten landesweiten Jugendbeteiligungsaktion in Baden-Württemberg entwickelt. Seit Beginn der Aktion im Jahr 2000 haben 120.680 Mädchen und Jungen teilgenommen und die beeindruckende Summe von drei Millionen Euro für viele verschiedene soziale Zwecke erarbeitet. Egal ob für Straßenkinder, Flüchtlinge, krebskranke Kinder, von Gewalt betroffene Kinder und Jugendliche oder regionale Jugendprojekte, die Bandbreite der geförderten Einrichtungen und Projekte ist vielfältig.
Jedes Jahr sind zwischen 300 und 400 Botschafterinnen und Botschafter landesweit aktiv.
Bei Mitmachen Ehrensache profitieren alle Beteiligten: Jugendliche knüpfen Kontakte zu Arbeitgebern, überprüfen ihre beruflichen Vorstellungen und engagieren sich als junge Mitbürger unentgeltlich. Schulen thematisieren Ehrenamt und Arbeitswelt. Arbeitgeber lernen motivierte Jugendliche kennen. Soziale Projekte werden gefördert.
Und: Mitmachen Ehrensache zeigt, dass die Jugend von heute sich sehr wohl für gesellschaftliche Belange einsetzt und über soziale Kompetenzen verfügt.

Stuttgarter Mitmachen Ehrensache-Scheckübergabe an geförderte Projekte im März 2018 (Bild: Mitmachen Ehrensache)Stuttgarter Mitmachen Ehrensache-Scheckübergabe an geförderte Projekte im März 2018 (Bild: Mitmachen Ehrensache)
Neben dem einmaligen Einsatz bei einem/-r Arbeitgeber/-in ihrer Wahl können sich Jugendliche auch längerfristig als Botschafter/-in engagieren. Was genau sind die Aufgaben und Ziele der Botschafter/-innen von „Mitmachen Ehrensache“?
Jugendliche Botschafterinnen und Botschafter werben an Schulen, in Vereinen und bei Veranstaltungen für die Aktion, sind aktiv bei der Öffentlichkeitsarbeit und unterstützen die Aktionsbüros bei der Organisation. Als Peer-to-Peer- Multiplikatoren sind sie ein zentraler Baustein der Aktion.
Sie entscheiden auch über die ausgewählten guten Zwecke mit. Außerdem bringen sie ihre Ideen und Meinungen bei der Gestaltung der Werbemittel, z.B. Plakate, Flyer, Give-Aways, ein. Das sind wichtige Faktoren zur Umsetzung von Partizipation.
In regionalen Botschaftertreffen und im jährlich stattfindenden landesweiten Botschafterseminar werden sie auf ihre Aufgaben vorbereitet. In Workshops zu den Themen Präsentation, Rhetorik, Motivation und Medienarbeit lernen sie das wichtigste Handwerkszeug für das Botschafteramt.

Für ihre Mitarbeit erhalten die Botschafterinnen und Botschafter ein Zertifikat für den sogenannten Qualipass, der ihr außerschulisches Engagement bestätigt. Die Zertifikate sind bei Bewerbungen für Ausbildungs- oder Studienplätze sehr hilfreich.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Für die Zukunft wünsche ich mir weiterhin ein so lebendiges und erfolgreiches Netzwerk zwischen wichtigen gesellschaftlichen Akteuren. Gerne würde ich auch weiterhin geflüchteten Jugendlichen und Mädchen und Jungen mit Handicaps ermöglichen, sich an unserer Aktion zu beteiligen und dadurch für mehr Integration, Toleranz und Akzeptanz zu sorgen. Es wäre schön, wenn wir noch weitere regionale Partner in Baden-Württemberg finden, die die Aktion vor Ort mit Jugendlichen umsetzen. Ganz konkret für 2018 wünsche ich mir, dass wir am Aktionstag am 5. Dezember bei den teilnehmenden Mädchen und Jungen die Marke von 10.000 knacken.