25.08.2015

Botschafterin für Demokratie und Toleranz 2015: Juliana Gombe

Juliana Gombe beim Festakt am 23. Mai 2015 (Foto: BfDT)Juliana Gombe beim Festakt am 23. Mai 2015 (Foto: BfDT)
Juliana Gombe unterstützt Flüchtlingskinder durch Nachhilfe und gibt angekommenen Familien eine erste Orientierung in ihrer neuen Umgebung. Dafür begleitet die Magdeburgerin die Familien bei Behördengängen und hilft bei Anträgen.
Um ihnen ihre neue Heimat näher zu bringen, organisiert Frau Gombe auch Ausflüge ins Kino, Theater oder geht mit ihnen schwimmen. Sie hält auch Workshops an Schulen und berichtet dort von ihren Erfahrungen.
Diese Erfahrungen beruhen nicht nur auf ihrer Arbeit mit Flüchtlingen in Deutschland, sondern auch auf ihren eigenen Erfahrungen, denn Frau Gombe ist selbst vor 18 Jahren mit ihrer Familie nach Deutschland geflüchtet. Vor einigen Jahren wurde sie vor ihrer Haustür von Rechtsextremisten angegriffen und schwer verletzt.


Interview mit Juliana Gombe



Erzählen Sie kurz von Ihrer vielfältigen, interkulturellen Arbeit.
Ich begleite, ich berate, ich vermittle und ich betreue Kinder und Jugendliche aus Gemeinschaftsunterkünften und auch Kinder und Jugendliche mit Migrationsgrund beim internationalen Bund.

Woher nehmen Sie die Motivation sich ehrenamtlich zu engagieren?
Ich habe mich viele Jahre lang ehrenamtlich für neu ankommende Menschen in Deutschland engagiert, weil ich das wollte. Denn als ich nach Deutschland kam, bekam ich keine Hilfe. Als ich mich eingelebt hatte habe ich mir daher gesagt, dass ich das nun für die anderen machen kann. Warum? Dies wurde mir schon als kleines Kind beigebracht, dass ich für die anderen da sein soll. Zurzeit arbeite ich aber nicht mehr ehrenamtlich, sondern habe zum Glück einen befristeten Arbeitsvertrag.

Inwieweit beeinflusst Ihr persönlicher Lebensweg Ihre Arbeit?
Ich bin Christin und habe gelernt, dass man sich für andere einsetzen soll, egal was passiert, egal wie schwierig die Situation auch ist. Ich selbst habe in Deutschland schon einige schwierige Situationen erlebt. Ich wurde von Rechtsradikalen verprügelt und lag zwei Wochen im Krankenhaus. Heute kann ich keine Gitarre mehr spielen, weil ich die Finger an meiner linken Hand nicht mehr bewegen kann. Aber ich habe mich nicht aufgegeben, ich habe gekämpft. Und nun möchte ich gegen Diskriminierung und für mehr Toleranz kämpfen, ich kämpfe für alle und immer an der Seite von „guten“ Menschen.

Wie erleichtern Sie den Flüchtlingsfamilien ein Ankommen in Deutschland?
Juliana Gombe bei einem Ausflug mit den Kindern und JugendlichenJuliana Gombe bei einem Ausflug mit den Kindern und Jugendlichen

Also als fremde Person - egal in welchem Land – ist es immer schwierig. Aber es ist ein bisschen leichter, wenn jemand da ist, wenn man in einem neuen Land ankommt. Diese Person kann den Ankommenden die Wege zeigen, wo man hingehen kann. Deshalb habe ich mir gedacht: ok, ich helfe auch. Für Neulinge in einem fremden Land ist es sehr wichtig, gut anzukommen. Deshalb zeige ich z.B. den Kindern und Jugendlichen die neue Kultur, aber auch die Regeln. Sie können hier nun in Ruhe leben, obwohl sie aus einem Leben voller Probleme kommen, davon versuche ich sie zu überzeugen. Für sie ist das eine große Umstellung und deshalb zeige ich ihnen ein Stück von Deutschland, damit sie sich hier leichter anpassen können. Der Weg ist zwar lang und schwierig, aber mit der Hilfe einer anderen, bereits angekommenen Person, fällt es einem leichter.

Welche Vision haben Sie für die Zukunft?
Ich habe sehr viele Visionen. Aber in einer meiner Visionen wünsche ich mir, dass jeder, der nach Deutschland kommt - egal welche Hautfarbe, Religion etc. – sich wohlfühlt. Der Gedanke ist, dass wir, die Fremden und die Aufnehmenden, gemeinsam und friedlich hier leben können. Dass es zu einem Austausch der Kulturen kommt, ohne Vorurteile und Diskriminierung. Ich wünsche mir weiterhin Frieden auf der ganzen Welt, den ich leider nicht alleine bewirken kann, versuche aber trotzdem meine paar Visionen in meinen Alltag einzubringen und in einem positiven Sinn zu erleben.

Für ihren beeindruckenden ehrenamtlichen Einsatz zeichnete das Bündnis für Demokratie und Toleranz – gegen Extremismus und Gewalt (BfDT) Frau Juliana Gombe am 23. Mai 2015 beim Festakt zur Feier des Tages des Grundgesetzes als Botschafter für Demokratie und Toleranz aus.

Einen Film über Juliana Gombe als Botschafterin für Demokratie und Toleranz 2015 finden Sie Interner Linkhier.