01.02.2013
Vorurteile in der Mitte der Gesellschaft
Lebhafte Diskussionen beim 5. Wunsiedler Forum
Wie entwickeln sich negative Vorurteile - zum Beispiel Fremdenfeindlichkeit, Abwertung von Langszeitarbeitslosen, Rassismus oder Antiziganismus - was befördert Intoleranz? Und was wirkt dem entgegen, was kann man mit zivilgesellschaftlicher Arbeit tun?Vor allem diese Fragen wurden beim 5. Wunsiedler Forum sehr lebhaft diskutiert. Im Namen der Veranstalter begrüßten Karl-Willi, Beck, Bürgermeister der Stadt Wunsiedel, Dr. Gregor Rosenthal, Leiter der BfDT-Geschäftsstelle, und Martin Becher, Geschäftsführer des Bayrischen Bündnisses für Toleranz, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Den Impulsvortrag hielt Daniela Krause, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Projekts "Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit" am von Prof. Heitmeyer geleiteten Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld. Im Anschluss diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in verschiedenen Workshops, wie die Ergebnisse des Projekts für die konkreten Handlungsfelder Jugendarbeit, Zivilgesellschaft, Schule & Bildung, Unterstützerstruktur und Kommunalpolitik umgesetzt werden können und wie man Vorurteilen ganz konkret mit eigenen Projekten entgegenwirken kann. Als besonders wichtig wurde von vielen der persönliche Kontakt eingeschätzt: Wer mit Personen aus einer diskriminierten Gruppe zusammenarbeitet, wird seltener ausgeprägte Vorurteile entwickeln bzw. eigene Vorurteile häufiger in Frage stellen.
Am Nachmittag gab es neben praktischen Handlungstipps für die Aktiven auch gelungene Projekte, die ihre Arbeit vorstellten und zu eigenen Ideen anregten. Zur Auswahl im Workshopangebot standen unter anderem ein Input zum Thema „Rechtsextremismus im Internet – Soziale Medien“, bei dem Michael Wörner-Schappert von jugendschutz.net rechte Aktivitäten im Internet erläuterte, oder aber eine künstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema Rechtsextremismus: „Schule – das Theaterstück: Der Schwarze Peter“.
Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus den Kommunen und der Zivilgesellschaft nutzen die Gelegenheit, vor Ort über Problemstellungen zu sprechen, ihr Netzwerk zu erweitern, Ideen auszutauschen und gemeinsam zu entwickeln.
Bei dem jährlich stattfindenden bayernweiten Vernetzungstreffen waren am 19. Oktober diesen Jahres rund 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zusammengekommen, um über das Thema Demokratie wagen - Demokratie leben ... ist mehr als "gefällt mir" zu diskutieren.
Wer immer in einer Demokratie gelebt hat kann sich nur schwer vorstellen, was es heißt, in einer Diktatur zu leben, ohne Meinungsfreiheit, ohne Menschenrechte und mit Diskriminierung und Ausgrenzung. Dass wir in einer Demokratie leben, ist für viele von uns selbstverständlich. Aber leider nicht für alle; deswegen darf nicht vergessen werden, dass eine Demokratie immer wieder erkämpft und verteidigt werden muss. Das wurde auch in Wunsiedel deutlich: früher demonstrierten in der bayrischen Kleinstadt jährlich Neonazis am ehemaligen Grab des Hitler-Stellvertreters Rudolf Heß. Gegen diese Aufmärsche hat sich 2007 ein breites Bündnis aus Zivilgesellschaft und Politik zusammengefunden, das seitdem regelmäßig aktuelle Themen und Entwicklungen diskutiert und Zeichen für eine tolerante Region und ein demokratisches Miteinander setzt. Veranstaltet wird das Wunsiedler Forum von der Stadt Wunsiedel, dem von der Bundesregierung gegründeten Bündnis für Demokratie und Toleranz – gegen Extremismus und Gewalt (BfDT) sowie von dem „Bayerische Bündnis für Toleranz – Demokratie und Menschenwürde schützen“ mit seiner Projektstelle gegen Rechtsextremismus. Vom BfDT war Herr Dr. Gregor Rosenthal, Leiter der Geschäftsstelle, vor Ort.
