28.03.2012

Sieben Berliner und sieben norddeutsche Projekte, die berühren und wachrütteln

In Berlin und Ratzeburg fanden am 05. und am 16. März die ersten Preisverleihungen im Wettbewerb „Aktiv für Demokratie und Toleranz“ 2011 statt

Über den Berliner als solchen kursieren die vielfältigsten Einschätzungen. Ganz weit vorne liegt seine „Kodderschnauze mit Herz“. Weniger schroff, aber direkt und vor allem mit viel Herz ging es bei der Preisverleihung im Wappensaal des Roten Rathauses am 05. März 2012 zu. Der Regierende Bürgermeister der Stadt Berlin, Klaus Wowereit, begrüßte die rund 120 Gäste mit einem engagierten Plädoyer für die Bewahrung der Offenheit und Toleranz, die Berlin nicht erst seit dem Zuzug der Hugenotten und Friedrich dem Großen zu eigen ist. Bereits im Jahr 2009 fand sich Klaus Wowereit bereit, der Preisverleihung auch als Laudator beizuwohnen und so ging Dr. Gregor Rosenthal, Leiter des Bündnisses für Demokratie und Toleranz (BfDT), auch auf diesen Umstand ein, als er insbesondere die Preisträgerinnen und Preisträger sowie ihre Gäste im Namen des BfDT begrüßte und die Arbeit des Bündnisses vorstellte. „Eine Besonderheit des Bündnisses“, so Rosenthal, „liegt darin, dass wir in unserer Arbeit Wert darauf legen, nicht nur gegen bestimmte Missstände vorzugehen, sondern auch ganz aktiv für gesellschaftspolitisch wichtige Positionen einzutreten. Ohne Frage ist es von entscheidender Bedeutung, auf Missstände in der Gesellschaft wie Extremismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit zu reagieren. Diese Aufgaben gehören nicht erst seit der Aufdeckung der Taten des Nationalsozialistischen Untergrunds zur Kernarbeit des Bündnisses.“

Insbesondere das „für etwas einstehen“ hob im Folgenden auch das Beiratsmitglied im Bündnis, Prof. Dr. Wolfgang Benz, ehemaliger Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung an der Technischen Universität Berlin, hervor als er auf die einzelnen Projekte im Vorfeld und bei seiner Laudatio einging. So zeige die Vielfalt der Preisträger, vom Projekt für Integration in der Grundschule, über Demokratieerziehung bei jungen Menschen bis hin zur Arbeit mit und für Menschen mit Behinderung, welche Vielfalt nicht nur in Berlin bestehe. Letzteres Themenfeld - die Inklusion und aktive Beteiligung von Menschen mit Behinderungen am gesamten gesellschaftlichen Leben – stand im Mittelpunkt des Projekts „In der Begegnung leben“. Thomas Kraus, der dieses Projekt maßgeblich aus der Taufe hob und über Jahre hinweg vollständig ehrenamtlich und oftmals auf eigene Kosten finanzierte, erhielt mit 4000 Euro an diesem Mittag die höchstdotierte Auszeichnung. Ihm gelingt es, Menschen weltweit mit seiner Idee, Kongresse von behinderten Menschen für behinderte Menschen zu organisieren, anzustecken. Dieses Projekt steht exemplarisch für die am 05. März in Berlin ausgezeichneten herausragenden und vorbildlichen zivilgesellschaftlichen Projekte. Informationen zu den anderen Preisträgern finden Sie Download-Iconhier.

Welche Eigenschaften den Ratzeburgern zugeschrieben werden, ist dem BfDT nicht bekannt. Freundlichkeit und humorvolle Gelassenheit, aber auch Courage und Zusammenhalt müssten aber in jedem Fall zu der Aufzählung gehören. Insbesondere die letztgenannten zeichnen ebenso die Stadt Mölln aus, welche an diesem Tag ebenso wie sechs weitere Projekte aus Hamburg und Städten in Mecklenburg-Vorpommern ausgezeichnet wurden. Im historischen Rokkokosaal des Kreismuseums Herzogtum Lauenburg fanden rund 100 Personen Platz, um sich einen Eindruck vom Spektrum zivilgesellschaftlichen Engagements im hohen Norden Deutschlands zu verschaffen. Der Bürgermeister der Stadt Ratzeburg, Rainer Voß, begrüßte die Anwesenden und verwies unter anderem auf das Engagement seiner Stadt, welches im Jahr zuvor vom Bündnis als nachahmenswert ausgezeichnet wurde. Besonders erfreut zeigte sich nicht nur das Möllner Projekt von der Anwesenheit und Laudatio des Bürgermeisters der Stadt Mölln, Jan Wiegels, sondern auch das Bündnis für Demokratie und Toleranz. Jan Wiegels fand eindrückliche und sehr persönliche Worte für das sehr umfassende Projekt „Open Mind“ der Vereins Miteinander leben e.V.

Dieses setzt sich seit zehn Jahren dafür ein, demokratische Werte und Toleranz im Umgang mit Minderheiten bei Jugendlichen zu fördern. Das Jugendbildungsprojekt hat in seinen ersten Jahren Schulen der Region Lauenburg besucht, um die Schüler mit handlungsbezogener Projektarbeit an Vorfälle der deutschen Geschichte, wie zum Beispiel die rechtsextremen Brandanschläge auf zwei von türkischen Mitbürgern bewohnten Häusern in Mölln, heranzuführen. Auch Klassendiskussionen mit Zeitzeugen aus dem Zweiten Weltkrieg und Besuche von Gedenkstätten ehemaliger Konzentrationslager organisiert „Open Mind“. Im Zeitraum von 2002 bis 2007 nahmen über 1700 Kinder und Jugendliche an Veranstaltungen des Projekts teil. Seitdem arbeitet „Open Mind“ kontinuierlich an Schulen und Jugendeinrichtungen der Region. Auch hier kommen innovative Konzepte, wie das „Mobile Demokratietheater“, zum Einsatz. Für ihren hervorragenden Einsatz erhielten die komplett ehrenamtlich engagierten Mitarbeiter des Projektes 5000 Euro, damit erhielten sie die höchste Auszeichnung, die im Rahmen des Wettbewerbs „Aktiv für Demokratie und Toleranz“ vergeben wird. Informationen zu den anderen herausragenden und nachahmenswerten Preisträgern finden Sie Download-Iconhier.