07.04.2011
Genau den Nerv getroffen
„Demokratie macht Schule!“ vom 11. bis 13. März 2011
Vom 11. bis zum 13. März 2011 hieß es für sächsische Schüler und Schülerinnen: Selbst etwas auf die Beine stellen! Unterstützt von der Sächsischen Jugendstiftung, der Projektschmiede gemeinnützige GmbH und dem Bündnis für Demokratie und Toleranz (BfDT) hatten der Landesschülerrat Sachsen und das Sächsische Staatsministerium für Kultus und Sport zur Konferenz nach Chemnitz eingeladen. Die Jugendlichen sollten dort geeignete Maßnahmen und „Best-Practice-Beispiele“ kennenlernen, um ihren Schulalltag aktiv zu gestalten. Dabei war die Veranstaltung selbst von Anfang an in der Hand der Teilnehmer, die bestimmen konnten, in welche Richtung die inhaltliche Arbeit gehen sollte.Am Freitagabend trafen über 240 jugendliche Teilnehmer in der Uni Chemnitz ein, unter ihnen auch solche, die spontan ihren Rucksack gepackt hatten, um an der Konferenz teilzunehmen. Vor der Eröffnung der Konferenz, bei der Vertreter der Unterstützer, unter anderem Serpil Şahin vom BfDT, die Gäste willkommen hießen, wurden die Jugendlichen noch schnell in ihrem Domizil einquartiert: Eine Turnhalle hatte die TU Chemnitz dafür zur Verfügung gestellt. Weitere Quartiere gab es in einem Schullandheim und einer Jugendherberge. Das Treffen der Schüler und Schülerinnen stand also ganz im Zeichen eines intensiven Miteinanders während der kommenden Tage.
Zum besseren Kennenlernen ging es noch am Freitag in ein buntes Abendprogramm im Jugendclub, zu dem extra eine Schülerband aus Dresden angereist war. Die Jugendlichen verlebten einen aufregenden ersten Abend, allerdings alles unter dem Motto „No-Alcohol!“ – zum einen, um gerade den Eltern minderjähriger Teilnehmer die Bedenken zu nehmen, ihre Kinder für ein Wochenende in fremde Obhut zu geben. Zum anderen sollte das Motto aber auch ein Statement sein, das die inhaltliche Arbeit in den Vordergrund stellt und zeigen sollte: Auch unberauscht kann man eine tolle gemeinsame Zeit verbringen!
Schon am nächsten Morgen begann dann die inhaltliche Arbeit. Verschiedene Arbeitsgruppen im Open-Space bildeten den methodischen Rahmen, in dem die Jugendlichen selbst aktiv werden konnten. In Seminarräumen, Hörsälen und Flurecken der Uni Chemnitz fanden sich die Jugendlichen in Gruppen zusammen, um über verschiedene Aspekte der Demokratieförderung in ihren Schulen zu sprechen. Der Clou: Die einzelnen Runden wurden von jungen Teilnehmern aus dem Projekt „Mitwirkung mit Wirkung“ der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung moderiert. Die Jugendlichen konnten dank dieser Methodik auf der Konferenz eigenständig arbeiten und erfahren, was es heißt, selbst etwas aktiv zu gestalten. So waren manche Open-Space-Gruppen schon nach zehn Minuten beendet, wenn das Thema erschöpft war. Andere arbeiteten bis in den nächsten Tag hinein weiter und wieder andere hatten dann bereits erste Ideen für die Umsetzung ihrer Projekte zusammengestellt. Am Sonntag wurden die Ergebnisse der Gruppenarbeit schließlich zusammengeführt und gemeinsam im Plenum erste Handlungsempfehlungen entwickelt, wie Schule als ein Ort von Demokratie und Selbstbestimmtheit zukünftig gestaltet werden kann.
Mit viel Charme trotz wenig Luxus traf die Veranstaltung genau den Nerv der Jugendlichen. Chemnitz war von den Organisatoren bewusst als Veranstaltungsort gewählt worden. Im Gegensatz zu anderen sächsischen Großstädten gibt es hier sehr wenige inhaltliche Freizeitangebote für Jugendliche. Der Grundgedanke, Schülerinnen und Schüler anzuregen, an ihrer Schule zu partizipieren, Dinge zu beeinflussen und Strukturen zu verändern, wurde von allen Seiten gut aufgenommen. Die Jugendlichen setzten sich an diesem Wochenende auch grundsätzlich mit Demokratie auseinander, viele von ihnen zum allerersten Mal, und konnten dabei das Thema gesellschaftliche Teilhabe für sich entdecken. Auf der Konferenz war ganz bewusst ihre Meinung zu den einzelnen Themen gefragt: Was erwarte ich von der Zukunft und was erwartet die Gesellschaft von mir? Andrea Büttner von der Sächsischen Jugendstiftung zeigte sich begeistert vom Erfolg der Veranstaltung. Die Veranstalter hätten ihr persönliches Ziel erreicht, den Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, sich auszutauschen und sich in ihren demokratischen Partizipationsmöglichkeiten selbst zu erfahren. „Am 12. Mai 2011 wird der Landesschülerrat Sachsen die Ergebnisse von „chemnitz11“ an den Sächsischen Kultusminister Roland Wöller übergeben“ teilte Tobias Heinemann von der Projektschmiede mit. Dazu hat der Minister den Landesschülerrat eingeladen. Zusammen mit den beteiligten Partnern hat die Projektschmiede das Format der Konferenz und das methodische und inhaltliche Setting entwickelt und umgesetzt. Gemeinsam wird angestrebt, die Konferenz in Zukunft alle zwei Jahre durchzuführen.