15.06.2010

„Tag der Toleranz“ am Schulzentrum Neustadt am 2. Juni 2010 in Bremen

Toleranz - Eine Maske der Gesellschaft?

Foto: "Tag der Toleranz am Schulzentrum Neustadt
Foto: Initiatorinnen Melike Esir und Joana Feldmann
Foto: Interessierte Schüler am Stand von amnesty international und des BfDT
Foto: Wunschbaum für die Schüler: "Akzeptanz", "kein Schubladendenken mehr", "Frauenrechte", "weniger Vorurteile"
Der Grundstein für Toleranz, Offenheit und Verständnis gegenüber dem Anderen wird in der Kindheit und Jugend gelegt. Umso wichtiger ist es, dass an Schulen ein tolerantes und weltoffenes Miteinander etabliert und gepflegt wird. Joana Feldmann und Melike Esir, zwei Schülerinnen des Beruflichen Gymnasiums Gesundheit / Soziales am Schulzentrum Neustadt in Bremen haben vorgemacht, wie es geht und im Rahmen eines Abiturprojekts am 2. Juni 2010 einen „Tag der Toleranz“ an ihrer Schule organisiert. Das Bündnis für Demokratie und Toleranz (BfDT) war vor Ort dabei.

Auch an ihrer Schule, die eine große Vielfalt von Schülern mit Migrationshintergrund aufweist, kam es wegen kultureller Unterschiede schon öfters zu Problemen. Wenn es zu Handgreiflichkeiten komme, höre man im Nachhinein lediglich, dass es einen Streit z.B. zwischen Schülern türkischer und kurdischer Herkunft gegeben habe. Anschließend zögen die Lehrer zwar Konsequenzen, doch offen über die Probleme diskutiert werde nur selten. Warum es an der Schule zu Konflikten komme und wie diese zu lösen wären, werde aufgrund des vollen Lehrplans viel zu selten behandelt, so die beiden engagierten Schülerinnen.

„Wir wollten etwas bewirken“, erklärt Joana Feldmann. Aus diesem Grund haben sie den „Tag der Toleranz“ auf die Beine gestellt. Das BfDT wollte dieses Engagement mit seiner Anwesenheit unterstützen und reiste mit einem eigenen Informationsstand nach Bremen. Denn das BfDT will gerade Eigeninitiative fördern, die immer die beste Möglichkeit ist, die Gesellschaft positiv zu verändern. Neben einem Vortrag der Integrationsexpertin und Juristin Dr. Sabine Uzuner, die zum Organisationsteam der Bremer Integrationswoche „Labskaus“ 2008 und des Bremer Integrationsgipfels 2009 gehörte, gab es im Hof der Schule Stände zivilgesellschaftlicher Organisationen und verschiedene Aktionen zu besichtigen. Die am Stand von amnesty international angeprangerten Menschenrechtsverletzungen im Ausland lehnten alle Schüler vehement ab und unterstützten eifrig Protestaktionen mit ihren Unterschriften. Auch die Arbeit des BfDT wurde sehr positiv aufgenommen. Doch wie sah es mit alltäglicher Toleranz in der Schule im Umgang miteinander und mit dem eigenen Schubladendenken bei den Jugendlichen aus?

In verschiedenen Rollenspielen und bei anschließenden Diskussionen konnten die Schüler eigene Vorurteile aufdecken und Klischees überdenken. Darauf kam es Melike Esir und Joana Feldmann vor allem an: Festgefahrene Einstellungen, Meinungen aber auch Desinteresse gegenüber Diskriminierung und Intoleranz sollten hinterfragt werden. Enttäuscht waren die Organisatorinnen lediglich über das mangelnde Interesse einiger Firmen und potentieller Kooperationspartner im Vorfeld des Projekts. Solange für sie selbst nichts dabei herausspringe, seien viele nicht interessiert gewesen, gemeinnützige Arbeit zu unterstützen, meinten Melike Esir und Joana Feldmann. Deswegen hätten sie den Tag der Toleranz unter das Motto „Toleranz – Eine Maske der Gesellschaft gestellt“, da sich hinter der Maske der Toleranz oft leider auch Desinteresse oder sogar Eigennutz verberge.

Umso mehr freuten sich Joana Feldmann und Melike Esir, dass die Resonanz der Schüler und Organisationen vor Ort durchweg positiv ausfiel. Bei den verschiedenen Aktivitäten wurde lebhaft diskutiert, eigene Vorstellungen wurden neu definiert. „Selbst wenn nach unserem Projekt nur einer die Vorurteile überdenkt, die er vorher hatte, hat es sich schon gelohnt“, bemerkten die beiden Schülerinnen. Den Grundstein dafür haben sie mit ihrem Engagement gelegt.