12.01.2010

„Wer nichts tut, macht mit“

Foto: "Wer nichts tut macht mit"
Foto: "Wer nichts tut macht mit"
Von Beate Borbe (Abteilungsleiterin Ordnungs- und Schulverwaltung der Verbandsgemeindeverwaltung Kirchheimbolanden)

2007 fand ein Treffen zwischen Polizei und Verbandsgemeinde Kirchheimbolanden statt. Gegenstand des Gesprächs war die Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen den Beteiligten. Beide äußerten identische Ziele, wie zum Beispiel die Hemmschwelle der Bürger zu Behörden abzubauen, die Bereitschaft der Bürger zu Zeugenaussagen zu verstärken und Zivilcourage zu fördern. Der Wunsch war es, aktiv zu werden und zu agieren, statt nur zu reagieren. Als Lösung wurde die Aktion „Wer nichts tut, macht mit“ der Landesregierung gesehen. Wir wollten die Beteiligung der Bevölkerung stärken. Außerdem wollten wir Schülern einen Weg aus der Gewalt zeigen bzw. für Gefahren sensibilisieren, um diese zu vermeiden. Im Bereich Senioren ging es darum, Selbstsicherheit zu fördern und vor Trickgeschäften und ähnlichem zu warnen.

Auf dem Maimarkt 2007 der Stadt Kirchheimbolanden ging unsere Aktion in die erste Runde. Bereits bei der Auftaktveranstaltung wurde klar, dass wir auf dem richtigen Weg waren. Die Resonanz in der Öffentlichkeit war enorm. Wir wurden ständig darin bestätigt, die Personengruppen richtig gewählt zu haben, da sich Senioren von ihren eigenen Kindern, und auch Kinder von Ihren Eltern wenig sagen lassen. Viele hatten die Hoffnung, dass Informationen und Vorträge von unserer Seite fruchtbarer seien.

Seitdem hat „Wer nichts tut, macht mit“ in Kirchheimbolanden viel erreicht. Es wurde ein Selbstsicherheitstraining für Schüler der 7. und 8. Klassen (bisher ca. 74 Teilnehmer) und ein Deeskalationstraining für 22 Lehrer verschiedener Schulen durchgeführt. Streitschlichter und Busbegleiter sind in der Stadt unterwegs und werden von uns weitergebildet und unterstützt. An der zweitägigen Vortragsreihe zum Thema Migration in allen 9. Klassen der Regionalen Schule Kirchheimbolanden nahmen insgesamt 273 Schüler teil, an der fünftägigen Vortragsreihe zum Thema Drogen und Alkohol in allen 9. Klassen der Regionalen Schule Kirchheimbolanden insgesamt 89 Schüler. Außerdem klären wir Eltern über verschiedene jugendrelevante Themen wie Drogen, Alkohol, Zigaretten oder Handy-Gewalt auf.

Auch im Bereich Senioren hat sich einiges getan. 13 Veranstaltungen mit insgesamt 281 Teilnehmern zu den Themen Trickgeschäfte, Haustürgeschäfte und Eigentumssicherung haben stattgefunden, um die Senioren für Gefahrenquellen zu sensibilisieren. Bei weiteren Seniorenmittagen, Seniorenfahrten und an Informationsständen konnten außerdem etwa 300 Einzelberatungsgespräche geführt werden. Ein Ortsrundgang zum Thema „Angsträume“ und eine Theaterveranstaltung gegen Trickbetrüger für die älteren Mitbürger rundeten das abwechslungsreiche Projekt ab.

Die TheaterAG des Nordpfalzgymnasiums Kirchheimbolanden testete im Oktober 2007 im Auftrag der Aktion „Wer nichts tut, macht mit“ die Zivilcourage in der Stadt Kirchheimbolanden. Es wurden zwei Rollenspiele einstudiert, die an zwei verschiedenen Orten in der Innenstadt vorgeführt wurden. Das Ergebnis wurde mit versteckter Kamera aufgenommen. Daraus ist auch ein Film entstanden.

„Wer nichts tut, macht mit“ öffnet sich einer breiten Vielzahl an Inhalten und geht auf verschiedene Brennpunkte und Belange ein. Zum Beispiel widmeten wir uns in drei Ausstellungen dem Thema „Gewalt und Fremdenfeindlichkeit“. Wir nahmen an 22 Informationsständen zu „Gewalt, Opferhilfe und Zeuge sein“ an den Festen und Jugendveranstaltungen in Kirchheimbolanden teil. Außerdem informierten wir die Bürger über „Skimming“ (Kreditkarten- und Bankautomatenbetrug), wobei auch Praxisbeispiele gezeigt wurden. So sollten die Teilnehmer manipulierte Geldautomaten kennen lernen.

„Wer nichts tut, macht mit“ wurde durch eine umfangreiche Pressearbeit (88 Wochen auf der Seite der Verbandsgemeinde, im Geschäftsanzeiger) und intensive Gremienarbeit begleitet. Die Aktion nutzte die Gelegenheit, um über die Pressearbeit nicht nur über sich selbst, sondern auch über verschiedene thematische Schwerpunkte zu informieren. Auch über unsere Verbandsgemeinde hinaus zeigte die Presse Interesse an unserer Aktion.

Trotz der Unterstützung durch die Leitstelle „Kriminalprävention“ des rheinland-pfälzischen Landesministeriums des Innern und für Sport und der Steigerung von anfänglich 9 auf 18 und später 25 Sponsoren, sowie dem Preisgeld im Wettbewerb des „Bündnisses für Demokratie und Toleranz“ war es uns leider nicht möglich alle unsere Ziele umzusetzen. Für die kommenden Jahre stehen noch viele Projekte an, die wir realisieren wollen.

In zwei Gebieten unserer Verbandsgemeinde, in denen es in der Vergangenheit immer wieder zu Lärmbelästigungen gekommen ist, konnte ein starker Rückgang der Belästigungen erreicht werden. Das war das Ergebnis vieler Faktoren im Bereich der Zusammenarbeit von Ordnungsamt und Polizei. Die Anwohner verbanden den Erfolg jedoch hauptsächlich mit der Aktion „Wer nichts tut, macht mit“. Interessante Gespräche mit Passanten zeigten, dass sich die Bevölkerung mit dem Thema auseinandersetzt und nach 3 Jahren Arbeit verschiedene Regeln akzeptiert. Lob kam auch von Personen, die nicht in unserer Verbandsgemeinde leben und unser Beispiel in ihre Gemeinden tragen wollen. Nach solchem Feedback fühlen wir uns in unserer Tätigkeit bestätigt, denn die Aktion „Wer nichts tut, macht mit“ lebt von der Geschlossenheit der Bevölkerung: Je mehr sich anschließen, desto erfolgreicher kann Präventionsarbeit sein.