17.02.2010

DVD-Portraits der Zeitzeugen Hans Bonkas und Isaak Behar

Botschafter für Demokratie und Toleranz

Foto: Gleis 17 am Bahnhof GrunewaldFoto: Gleis 17 am Bahnhof Grunewald
Foto: Dr. Wolfgang Schäuble und Isaak Behar bei der Auszeichnung zum "Botschafter für Demokratie und Toleranz"
Foto: Hans Bonkas bei der Auszeichnung zum "Botschafter für Demokratie und Toleranz" (BMI)
Ihr Mut zur Auseinandersetzung und ihre Weigerung, die Vergangenheit ruhen zu lassen, ist beispielhaft: Die Zeitzeugen Isaak Behar und Hans Bonkas arbeiten unermüdlich gegen das Vergessen. Beide haben auf unterschiedliche Weise die Schrecken des 20. Jahrhunderts miterlebt. Beide haben sich gegen das Verdrängen oder die Resignation entschieden und stellen sich in Gesprächen und Veranstaltungen der Vergangenheit. Durch sie erhält Geschichte ein Gesicht, mit dem sich auch die nachgeborenen Generationen identifizieren können. Das Bündnis für Demokratie und Toleranz (BfDT) hat sie dafür 2009 und 2008 als Botschafter für Demokratie und Toleranz ausgezeichnet. In zwei Videoproduktionen stellt das BfDT nun die beiden bemerkenswerten Persönlichkeiten Behar und Bonkas und ihr bewegtes Leben vor.

Als beim Festakt zur Feier des Tages des Grundgesetzes am 24. Mai 2009 Isaak Behar als Botschafter für Demokratie und Toleranz geehrt wurde, herrschte Stille im Saal des Haus der Kulturen der Welt. Das Publikum lauschte mit großer Aufmerksamkeit den fesselnden Worten des fast 87-Jährigen. Die Auszeichnung wurde ihm durch Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble überreicht. Beeindruckt durch den Lebensweg Isaak Behars regte der damalige Bundesinnenminister im Anschluss an die Veranstaltung an, dessen Biographie in Form eines Films auch einem größeren Publikum zugänglich zu machen.

Das BfDT hat diese Idee aufgenommen und zwei Videoproduktionen veranlasst. Der Film über Isaak Behar fährt die verschiedenen Stationen seines bewegten Lebens ab: Von der Jugend eines Juden im damaligen Berlin, über die Schreckensorte der Deportation seiner Familie und den anschließenden Verstecken während des Höhepunktes der Judenverfolgung unter der Naziherrschaft. Er begleitet aber auch den Isaak Behar der Gegenwart. Seit 20 Jahren schon engagiert sich der Holocaustüberlebende gegen Antisemitismus und für Geschichtsaufarbeitung. Er trifft Schüler, Polizei-Auszubildende und Bundeswehrrekruten, um ihnen als Zeitzeuge zu berichten. Er beantwortet auch ihre Fragen und setzt alles daran, Vorbehalte und Kontaktscheue abzubauen – er will mit den jungen Menschen diskutieren, nicht vor ihnen dozieren. Der Film folgt Behar auch zum Mahnmal „Gleis 17" des Bahnhofs Grunewald, von dem aus seine Familie deportiert wurde. Dort betet er seit vielen Jahren am 9. November das Kaddisch, das jüdische Totengebet. Alleine fing er damit an, mittlerweile versammeln sich jedoch über tausend Menschen jedes Jahr im stillen Gedenken an die Opfer mit ihm, darunter zahlreiche Schülerinnen und Schüler.

Hans Bonkas Leben erzählt eine andere, wenn auch ähnliche Geschichte. Als Mitglied des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold setzte er sich in der Weimarer Republik für die Wahrung demokratischer Werte und den Erhalt der ersten deutschen Demokratie ein. Nach Ende des 2. Weltkrieges hofft Bonkas zunächst auf die Entstehung eines neuen, gerechten Staates, wird aber enttäuscht: Mit der Errichtung des SED-Staates stirbt diese Hoffnung zusehends. Wegen seiner Mitgliedschaft beim Reichsbanner und seinem regen Kontakt nach Westdeutschland wird er als politischer Gefangener in der berüchtigten Haftanstalt Bautzen inhaftiert. Das Urteil lautet 25 Jahre Zwangsarbeit, ein sowjetisches Gericht fordert gar die Todesstrafe. Durch Zufall wird er nach sieben Jahren Gefangenschaft entlassen und flieht nach Frankfurt. Auch heute noch steht Bonkas für die Demokratie und ihre Werte ein. Als Zeitzeuge besucht er Schulen und Veranstaltungen, bei denen er vom Leben und Überleben in zwei Diktaturen berichtet. Das Filmportrait, das Bonkas Courage durch die Jahrzehnte würdigen will, ist ergänzt durch Archivmaterial und Interviews mit Menschen, die Bonkas nahe standen und stehen. So wird die Dokumentation zu einem Bericht, der persönliches Schicksal und historische Aufarbeitung verbindet.

Der Einsatz für Freiheit und Menschenrechte und das daraus resultierende Erleiden von Verfolgung wird Behar und Bonkas für immer verbinden. Zeitzeugen wie sie kann nichts ersetzen. Das ist die Aussage, die die Filmemacherin Jana Oertel machen möchte. Die geborene Kielerin lebt heute in Berlin und Basel und arbeitet unter anderem als freie Fernsehautorin für Deutsche Welle TV. Für das BfDT hat sie in den letzten Jahren bereits Kurzfilme zu den Botschaftern für Demokratie und Toleranz produziert. Gemeinsam mit ihr hat das BfDT die Konzeptualisierung, die redaktionelle Betreuung und Produktion der nun erscheinenden DVDs realisiert.

Mit der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) hatte das BfDT schnell einen passenden Partner für das Projekt gefunden: Die BpB übernimmt den Vertrieb und die Vervielfältigung der DVDs. Nach der letzten Produktionsphase werden die DVDs über die Interner Linkbpb bestellbar sein. Außerdem werden die Filme auf ihrer Homepage zum kostenlosen Download bereit stehen. Pünktlich zur Filmveröffentlichung in den nächsten Wochen wird das BfDT Sie noch einmal ausführlich über die genauen Bezugsmöglichkeiten informieren.


Interner LinkHomepage der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb)