Gelsenzentrum e.V.
Gemeinnütziger Verein für regionale Kultur- und Zeitgeschichte Gelsenkirchen

Schwerpunkte der Vereinsarbeit sind neben der multimedialen, digitalen Aufbereitung und Dokumentation der zeithistorischen Ereignisse in Gelsenkirchen zwischen 1933-1945 auch die Förderung der Erinnerungskultur durch die aktive Unterstützung und Realisierung überregionaler Erinnerungsprojekte in Gelsenkirchen. So übernahm unser Verein 2008 die Organisation und Planung des Aufenthaltes der fahrenden Ausstellung im "Zug der Erinnerung" in Gelsenkirchen. Die Umsetzung des Projektes "Stolpersteine" des Kölner Bildhauers Gunter Demnig haben wir im Sommer 2009 mit der ersten Verlegung von Stolpersteinen in Gelsenkirchen realisiert und fortgeführt. Bisher konnten wir so 213 Stolpersteine sowie eine Stolperschwelle (Stand 2/2020) gemeinsam mit Bildhauer Gunter Demnig in unserer Stadt verlegen.
Im Focus unserer Aktivitäten steht die Pflege und Förderung der lokalen Erinnerungskultur, um so dem kollektiven Vergessen entgegen zu wirken. Weiterhin arbeiten wir in unserem Netzwerk aktiv im Bereich der Rechtsextremismusprävention mit vielen Organisationen und Institutionen zusammen. Mit unserer Arbeit tragen wir auch zur Wachsamkeit gegenüber Antisemitismus, Antiziganismus, Rassismus, Ausgrenzung, Nationalismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit bei. Unsere Zielsetzung ist es, der heutigen Gesellschaft ihre Verantwortung für eine respektvolle und menschlichere Zukunft bewusst zu machen. Von uns organierte und durchgeführte, nichtkommerzielle öffentliche Veranstaltungen in Form von Filmvorführungen mit anschließender Diskussion, Vorträge und Veranstaltungen zu Jahresgedenktagen wie z.b. den 27. Januar (Befreiung von Auschwitz) oder den 9. November (Pogromnacht bzw. Pogromwoche) sind ebenso zu nennen.
Der Verein Gelsenzentrum mit Sitz in Gelsenkirchen hat sich im Jahr 2005 gegründet, ist seit dem 1. Februar 2008 unter der Registernummer 10Vr 1077 im Vereinsregister des Amtsgerichts Gelsenkirchen eingetragen und vom Finanzamt Gelsenkirchen als gemeinnützig und besonders förderwürdig anerkannt. Wir sind parteipolitisch und konfessionell unabhängig. Diese Unabhängigkeit ist Voraussetzung für unsere Tätigkeit. Die Vereinsarbeit wird von einem geschäftsleitenden Vorsitzenden getragen. Wir finanzieren die Vereinsarbeit aus Eigenmitteln, Mitgliedsbeiträgen sowie aus Spenden. Gelsenzentrum e.V. ist mit einer eigenen Internetpräsenz online, die als Gedenk- und Erinnerungsprojekt "Gelsenzentrum - Portal für Stadt- und Zeitgeschichte" konzipiert ist. Verschiedene Projektgruppen und Initiativen betreuen und realisieren eigenverantwortlich unter dem Dach des Gelsenzentrum e.V. Projekte wie die Stolpersteine oder auch lokale Erinnerungs- und Gedenkorte, richten Veranstaltungen, Ausstellungen, Kundgebungen oder auch Demonstrationen aus. An diversen Buch-, Film- und Fernsehbeiträgen haben wir mitgearbeitet, Veranstaltungen mit Zeitzeugen und Lesungen geplant und durchgeführt.
So haben wir beispielsweise 2010 erreicht, dass der Name des NS-Täters Paul Schossier als Namensgeber einer Straße in Gelsenkirchen aus dem öffentlichen Raum getilgt worden ist, 2012 wurden die Namen von NS-Wirtschaftsverbrechern, die als Namensgeber für Straßen auf dem Werksgelände der BP Gelsenkirchen GMBH fortwirkten, auf unser Betreiben hin umbenannt. 2014 wurde auf unsere Anregung hin eine bis dato nach dem aktiven Unterstützer und Wegbereiter des Nationalsozialismus Karl Wagenfeld benannte Straße nach dem Buerer Heimatforscher Hugo Vöge umbenannt. 2017 gaben wir den anstoßenden Impuls, das nach dem Antisemiten Eduard Spranger benannte Berufskolleg in Gelsenkirchen umzubenennen, die Umbenennung erfolgt mit dem Schuljahreswechsel 2018/19, neuer Name: Berufskolleg am Goldberg der Stadt Gelsenkirchen - Wirtschaftsgymnasium. Im Jahr 2020 soll auf unsere Intiative hin ein Platz im Herzen der Stadt nach Rosa Böhmer benannt werden und stellvertretend an die Verfolgung und Ermordung der Sinti und Roma in der Zeit des Nationalsozialismus erinnern. Das Sinti-Mädchen Rosa Böhmer wurde mit ihrer Mutter und acht Geschwistern 1943 von Gelsenkirchen in ein spezielles Lager für Sinti und Roma deportiert, das zum Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau gehörte. Rosa Böhmer wurde im Alter von neun Jahren am 13. August 1943 in Auschwitz-Birkenau ermordet. Aus ihrer Familie konnte niemand gerettet werden, der Vater wurde in einem anderen KZ ermordet.
Der Dialog mit Menschen, die Rassenwahn und Herrenmenschenideologie unter der NS-Terrorherschaft überlebt haben, deren Angehörigen und Nachfahren ist für uns äußerst bedeutsam. Viele der in alle Welt verstreuten Menschen sind auf unterschiedlichste Art und Weise auch viele Jahrzehnte nach dem Holocaust noch mit Ihrer Heimat- oder Geburtsstadt Gelsenkirchen verbunden. So konnten auch tiefe Freundschaften zwischen den einst Verfolgten und uns als nachgeborene Generation geschlossen werden. Freunde und Angehörige konnten sich nach Jahrzehnten der Trennung durch unsere Aktivitäten wieder in die Arme schließen. Viele dieser Menschen stellten uns Ihre lebensgeschichtlichen Erinnerungen in schriftlicher oder digitaler Form, Fotos und Dokumente zur Verfügung, die von uns multimedial aufbereitet wurden und nun auf unserer Internetpräsenz nachzulesen sind. Nicht zuletzt die Erinnerungen und Berichte der Verfolgten, ausgegrenzten und dehumanisierten Menschen sollen uns Mahnung und Verpflichtung sein, dem Vergessen entgegen zu wirken. Auf diese Weise wollen wir uns nicht zuletzt auch dem zunehmenden,europaweit zu verzeichenden Rechtsruck entgegenstellen.
Bei der Gestaltung des Angebotes unserer Internetpräsenz achten wir auf Barrierefreiheit. Wir versuchen aus grundsätzlichen Erwägungen die plakative Darstellung von NS-Symbolen und die Darstellung oder Abbildung in Form von Fotos von Nazigräuel in den Vernichtungslagern und anderen Unrechtsstätten zu vermeiden. Je größer der zeitliche Abstand zu unserer gemeinsamen Vergangenheit wird, um so wichtiger ist es, die Erinnerung an die Verbrechen der Nazis wachzuhalten und das Andenken an die Menschen, die dem Unrechts- und Mordregime der Nazis zum Opfer gefallen sind, zu wahren. Das ist eines der erklärten Ziele des als gemeinnützig anerkannten GELSENZENTRUM E.V..
Projekt: | GELSENZENTRUM e.V. |
Themen: | Vereine |
Adresse: | Devensstrasse 111 45899 Gelsenkirchen |
Ansprechpartner/-in: | Andreas Jordan |
E-Mail: | a.jordan@gelsenzentrum.de |
Telefon: | 0209 - 999 46 76 |
Internet: | http://www.gelsenzentrum.de/ |